Offener Brief
Offener Brief von Mario Schlauß (Die PARTEI) an Peter Liebehenschel
Lieber Peter Liebehenschel,
es ist mir wichtig, mich bei Ihnen zu entschuldigen. In der Gemeindevertretersitzung vom 03.04.2025 raubte ich Ihnen, dem einzigen vernünftigen alten weißen Mann, der sich an diesem Abend zu Wort meldete, mit meiner Stimme gegen eine Blockabstimmung viel Zeit. Sie wirkten darauf auf mich müde, sauer und verständnislos.
Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht wusste, was ich dort getan habe. Jedoch bin ich lernfähig und werde es zukünftig mit voller Absicht tun. ZwinkerSmiley! Die detaillierte Abstimmung kostete uns schließlich 20 Minuten mehr Zeit. Wir haben an diesem Abend jedoch noch sehr viel mehr sinnlosere Zeit gewonnen. Ich habe gelernt, dass es bei uns Mandatsträger gibt, denen man einfache Verfahren, wie Wohnungsvergaben sehr lange erläutern muss: Ich melde mich als Deutscher, Syrer oder Ukrainerin an, ich warte ewig, ich bekomme irgendwann eine Wohnung. Ich durfte lernen, dass wir einen Kunstrasenfetischisten in unseren Reihen haben, welchen es erfreut, alle 40 Minuten seine Zuneigung zu Kunstrasen zu verdeutlichen und wiederholen. Leider musste ich zudem feststellen, dass viele Gemeindevertreteranfragen anstelle eines Fragezeichens mit „Papierbasteleien“ endeten. Zusammenfassend haben wir statt einer sachlichen Sitzung einen verspäteten Kaffeeklatsch ohne Kaffee abgehalten.
Auch empfand ich, dass die Seniorenabendgymnastik – Hand heben, Hand senken – dem ein oder anderen sicherlich gutgetan hat und auch eine willkommene Abwechslung an diesem faden bis peinlichen Abend darstellte. Unser Publikum war darüber zum Teil amüsiert und irritiert. Leider wurde dieser Abend hauptsächlich von uninteressanten, langen Reden, welche durch eine widerliche Kommunikationskultur, Fremdenfeindlichkeit, persönliche Befindlichkeiten und „Angriffe“ gespickt waren, geprägt. Ein gutes Vorbild hat man so sicher nicht für den kommunalpolitischen Nachwuchs geboten. Die anwesenden 32 Jugendlichen haben sich mühevoll auf die Sitzung vorbereitet und im Gegensatz zu einigen gewählten Vertretern sachliche und gemeindebezogene Fragen gestellt, welche viele Menschen in Wandlitz tagtäglich betreffen.
Zuletzt möchte ich mich bei Ihnen, Herr Lieberhenschel, bedanken. Obwohl wir uns kaum kennen, möchte ich meine Bewunderung ausdrücken. Ihre offene Art und Ausdrucksweise gefallen mir sehr. Ich finde es gut, wie Sie Wandlitz mit Ihrer musikalischen und literarischen Untermalung ein Stück mehr Kultur geben. Es ist großartig, wie Sie sich in der Öffentlichkeit geben und zu Ihrer demokratischen Haltung stehen. Ich bewundere es, dass Sie auch bei schwierigen Situationen Zivilcourage zeigen.
Sie sind einfach ein Mensch mit dem Herzen am richtigen Fleck.
Herzliche Grüße und Küsschen
Mario Schlauß
P.S.: Gerne möchte ich noch Ihnen und Ihrer Fraktion anbieten, Teil meiner Fraktion zu werden. Hierzu genügt es, wenn ich den Fraktionsvorsitz übernehme und wir die Fraktion in „DIE PARTEI“
umbenennen.
Verfasser:in:
Mario Schlauß