Jahresrückblick 2024: AG Klosterfelde

Ich erinnere mich noch gut an die Einwohnerversammlung in der Mensa der Schule in Klosterfelde im Januar 2023. Es waren so viele Menschen erschienen, dass nicht alle im Raum Platz fanden, und es herrschte eine aufgeheizte Stimmung. In den folgenden Monaten ebbte die Aufregung nicht ab. Leider wurde unser Dorf in der Zeit deutschlandweit bekannt, als ein Ort, an dem fremdenfeindliche, ausgrenzende und rassistische Stimmen scheinbar in der Ãœberzahl waren. Sie waren sehr laut.

 

Aber es gab auch die Menschen, die sich einfach darum sorgten, ob wir als Gemeinde, als Dorfgemeinschaft das stemmen können. Die zurecht beklagten, dass die Infrastruktur nicht ausreichen könne. Dass es zu wenig Kita- und Schulplätze gebe. Wie kann da Integration gelingen? Wie ist es mit dem Fremden, den anderen Kulturen und Sprachen?

 

Und es gab die, die einfach entschlossen und mutig aufgestanden sind und sagten: Wir packen es an! Menschen auf der Flucht heißen wir willkommen und sie brauchen unsere Unterstützung.

 

Wer ist dabei?

 

Und es meldeten sich unglaublich viele Bürgerinnen und Bürger, die bereit waren nach ihren Möglichkeiten zu unterstützen, die mit Hass und Hetze nichts anfangen konnten.

Das ist jetzt zwei Jahre her. Im Dezember 2023 zogen die ersten Menschen ins Übergangswohnheim Klosterfelde ein, weitere folgten. Die Ankunft verlief ruhig und gut organisiert. Sowohl die Mitarbeitenden der Einrichtung als auch die ehrenamtlich helfenden Menschen waren gut vorbereitet. 

Schauen wir auf das Jahr 2024 zurück. Es war ein ereignisreiches und spannendes Jahr. Nicht alles lief glatt und natürlich gibt es auch Probleme, die noch gelöst werden müssen. Aber es war auch ein erfolgreiches Jahr mit viel Engagement und wunderbaren Aktionen und Momenten.

Rückblick auf 2024

 

Wir organisierten zwei Willkommenscafés im Übergangswohnheim, eins im Januar und eins im Mai. Beide waren gut besucht und eine gute Gelegenheit für das Kennenlernen. Wir haben dabei über vieles gesprochen: Welche Regeln es für das Zusammenleben gibt, welche Erwartungen alle Beteiligten haben und welche Hilfsangebote unterbreitet werden können.

Es gab eine öffentliche Theateraufführung von Kindern und Jugendlichen aus dem Übergangswohnheim Wandlitz und im Mai nahmen wir mit geflüchteten Menschen am Dorfputz in Klosterfelde teil. Zwei Dorfführungen wurden organisiert und fanden unter großer und interessierter Beteiligung statt.

 

Sommerzeit ist Ferienzeit. Für die meisten von uns. Die Kinder freuen sich auf einen gemeinsamen Urlaub mit Eltern oder Großeltern, auf Tagesausflüge oder Strandbadbesuche.

Im Übergangswohnheim Klosterfelde leben inzwischen viele Kinder aller Altersstufen. Für sie gibt es keine Ferien und keine Reisen. Sie verbringen den Sommer im Familienzimmer im Heim mit Küche und Dusche für alle. Und bisher konnten sie auch nicht im Freien spielen. Im Heim gibt es ein Spielzimmer, das gleichzeitig aber auch Unterrichtsraum für Deutschkurse ist. Gespielt werden kann also nur, wenn gerade kein Unterricht stattfindet.

Dabei gibt es eine Freifläche hinter dem Wohnheim. Eine huckelige Wiese mit langen Brombeerruten, die an den Kinderbeinen sehr kratzen. So vieles musste noch über die Ämter geklärt werden. Wer besorgt Spielzeug für draußen, wer kauft eine Bank zum Sitzen? Das kann dauern, bis der Sommer vorbei ist.

 

Am 23. August ergriffen mehrere Ehrenamtliche in Abstimmung mit dem Heim und unter tatkräftiger Mitarbeit der Flüchtlinge die Initiative. Ein kleiner privater Rasenmäher kam zum Einsatz, drei Bänke wurden aufgestellt und Sandmuschel, Mini-Fußballtor sowie Spielhaus wurden auf der noch kleinen Freifläche verteilt. Die Ehrenamtler waren an diesem Tag allesamt Frauen und ohne die Unterstützung der Flüchtlinge wäre es nur sehr langsam vorangegangen. Kaum waren die Spielgeräte aufgestellt, wurden sie von den Kindern in Besitz genommen. Außerdem organisierten wir einen Ausflug für die Kinder nach Germendorf. Leuchtende Augen und noch ein wenig Sommer-Feriengefühl auch für die Flüchtlingskinder.

Freiwilligentag

 

Einmal im Jahr gibt es den Freiwilligentag in der Gemeinde Wandlitz. Er wird groß beworben, viele Projekte stehen auf dem Plan. Am 12. Oktober trafen sich dann alle bei strahlendem Sonnenschein zu ihren Aktionen. Neben engagierten Klosterfeldern beteiligten sich auch viele der im Übergangswohnheim wohnenden geflüchteten Menschen.

 

Nachdem die Aufgaben verteilt waren, ging es am Wohnheim motiviert an die Arbeit. Dabei trafen etliche Ehrenamtliche auf viele Geflüchtete, die mitmachen wollten. Auf dem Programm stand die Verschönerung der Freifläche hinter dem Wohnheim mit Blumen und Sträuchern, aber auch die Reinigung der Seitenstreifen am Heim. In den Tagen davor wurden von Menschen aus Klosterfelde bereits Stauden, Blumen und Sträucher aus den eigenen Gärten ausgegraben und zum Übergangswohnheim gebracht. Einige Blumen wurden dazugekauft, Blumenzwiebeln kamen von der Ehrenamtsagentur Wandlitz.

 

Es war eine sehr entspannte Atmosphäre. Die Arbeiten liefen Hand in Hand. Boden auflockern, von Unkraut befreien, Pflanzen mit neuer Erde rein, bewässern und am Ende bewundern. Auf der Seite der Beusterstraße waren ebenfalls fleißige Helfer unterwegs. Ein Lindenstumpf und mehrere Lindenbäume, die im unteren Bereich nach allen Seiten kräftige Triebe gebildet hatten, wurden sorgsam beschnitten, die Rasenfläche zwischen Beusterstraße und Übergangswohnheim gemäht und der Bordstein von allerlei Laub und Erdreich befreit, das sich dort gesammelt hatte. Die geflüchteten Menschen waren mit großem Eifer und sichtbarer Freude bei der Arbeit.

 

Natürlich wurde nicht nur gearbeitet, sondern es gab auch einen schönen Austausch. Der Bürgermeister war vor Ort und auch die Ehrenamtsagentur. Alle unterstützten einander.

Nach etwa drei Stunden Arbeit war alles fertig. Und wie das überall auf der Welt ist: Anschließend gab es ein Mini-Fest mit Getränken und Kleinigkeiten für das leibliche Wohl. Es war ein Erfolg auf der ganzen Linie!

 

Weihnachtsfest

 

Am 13. Dezember organisierten wir ein Weihnachtsfest für die Kinder im Übergangswohnheim. Ein Weihnachtsbaum wurde von der Buchhandlung Wandlitz gespendet. Wir bastelten Weihnachtsbaumschmuck und Gestecke und haben Plätzchen gebacken. Die Klosterfelder Strickfrauen spendeten tolle Strickwaren, die wir an die Kinder verschenken konnten. Und die Hütte war voll! Ob jung, ob alt, Kind, Frau oder Mann – viele Bewohnerinnen und Bewohner waren dabei und auch geflüchtete Familien, die schon länger in unserer Gemeinde leben, kamen zu Besuch. Wir alle hatten jede Menge Spaß.

In der Woche vom 16. bis 20. Dezember wurde dann noch die zweite Phase der „Mission Außengelände“ realisiert. Gemeinsam wurde ein Bodentrampolin installiert und der Klosterfelder Bildhauer Knuth Seim baute zusammen mit den geflüchteten Menschen Bänke, eine Balancierstrecke für die Kinder und ein Gestell für ein Sonnensegel aus Holz. Das Frühjahr kann kommen! Jetzt fehlen nur noch der Geräteschuppen und der Sandkasten.

Das waren also unsere Aktionen im Jahr 2024. Aber wir haben nicht nur gebastelt, gewerkelt und gefeiert. Jede Woche finden an vier Tagen mindestens zwei Deutschkurse von Ehrenamtlichen im Heim statt. Dazu gibt es Hausaufgabenhilfe für Kinder und Begleitung in allen Lebenslagen.

Danke! 

Ich möchte an dieser Stelle DANKE sagen. Danke an die Ehrenamtlichen, die das alles leisten und mit Herzblut, Freude und manchmal auch zähneknirschend dabei sind. Danke auch an die geflüchteten Menschen, die sich einbringen und bereit sind alles dafür zu tun, hier gut anzukommen. Danke an die Heimleitung und die Mitarbeitenden des Übergangswohnheimes für die gute Zusammenarbeit. Danke an die Gemeinde Wandlitz für die Unterstützung. Danke an alle, die geholfen haben, in welcher Form auch immer.

Ohne euch wäre das nicht möglich!

Und nun noch ein Aufruf!

 Wir brauchen Unterstützung. Integration gelingt nur gemeinsam und jede helfende Hand ist willkommen. Sei es bei konkreten Aktionen, beim Deutschunterricht oder als Sprachpatin/ Sprachpate. Ja, es braucht Zeit. Ja, es kann anstrengend sein. Und ja, es ist oft wirklich eine dankbare Aufgabe. Wir suchen dich! Wenn Sie/ du Interesse habt, meldet euch gern per Mail an: ag.klosterfelde@gmail.com.

 

Der Runde Tisch Willkommen Wandlitz trifft sich immer am zweiten Dienstag im Monat im Konradhaus in Wandlitz. Die AG Klosterfelde in der darauffolgenden Woche am Freitag. Auch zu den Treffen sind alle Interessierten herzlich willkommen!