RIP Audio – kein Heimweh dank online-Mukke!
Südamerika ist riesig. Allein, dass Brasilien fast die Größe Europas einnimmt, ist unvorstellbar. Die Dimensionen richtig begriffen haben wir erst, seitdem wir hier sind. Anders gesagt: nicht umsonst liegt die Pampa in Argentinien und macht ihrem Namen alle Ehre.
Südamerika ist einfach riesengroß
16 Stunden-Busfahrten sind für uns normal geworden und meist sind sogar breite Sitze, Strom und regelmäßige Essensstopps inkludiert. Am besten gefallen mir die Nachtfahrten, weil man mit geschlossenen Augen nicht einschätzen kann, wie viele hundert Kilometer pro Stunde wir gerade druff haben. Alles in allem doch ganz annehmbar.
Verlässlich ist auch das gut ausgebaute Netz, wodurch ich eigentlich in jeder größeren Stadt entspannt nach Hause telefonieren und ebenso die Unterkünfte für das nächste Ziel buchen kann.
Doch zurück zu den Bussen
Der Vorteil, über 800 km nur Brachland und endloses Nichts zu sehen, ist, dass man so richtig schön viel Zeit für sich, seine Gedanken und Musik hat. Manchmal auch alles zusammen. Teilweise laufen meine Kopfhörer sogar über Nacht durch (Warnung: das kann deine Träume arg durcheinanderbringen!). Wer mich kennt, weiß, ich falle musikalisch eher aus der Reihe oder wie mein Opa sagen würde: „Löcher in der Nase und ständig dieser Läääärm [was sollen die Nachbarn sagen?]“ – Aber ich schweife wieder ab.
Gerade gestern wurden 2 neue Alben sehr guter Bands der Szene veröffentlicht, für die ich mir nun so richtig Zeit nehme. Und dabei stelle ich auch fest: Dinge wie Streamingdienste und Online-Mukke will und kann ich einfach nie mehr missen. Ich sitze im Bus 13.000 km weit weg und fühle mich so richtig zu Hause. Ich höre die vertrauten 3 Akkorde, versetze mich auf eins der letzten Konzerte und das Heimweh ist besiegt.
Ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, dass ich 10 Monate lang die gleichen drei Alben hören würde, weil es das Streamen noch nicht gab!
Und deshalb eine Frage an die Leserinnen und Leser der Generationen vor Spotify und Co.: Wie habt ihr das gemacht?! Wie habt ihr lange Reisen ohne Mukke überlebt? Hattet ihr immer euren Walkman und dieselben paar Kassetten dabei? Hätte definitiv seinen Charme.
Dass nun alles online geht, hat seine Vor- und Nachteile. Ich steh z.B. voll auf den old school Kram wie Schallplatte und Kassette, kaufe selbst gerne noch CDs, wo manche sagen, dass es auch für diese bereits fünf vor zwölf schlägt. Ich habe auch gerne Papier statt eines digitalen Endgeräts in der Hand, um Zeitung zu lesen. Doch Veränderung ist normal, die Welt entwickelt sich weiter und das immer schneller. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft beides erhalten bleiben kann: auf der Couch liegend die Platte knacken hören und in Südamerika sitzen und das neue Album aus Deutschland streamen.
Fest steht: Meiner Musikempfehlung entkommt ihr nicht! …es sei denn ihr blättert (oder swiped🤨) einfach weiter:
- Donots – „Heut ist ein guter Tag“ (Album 2023) und passend zum Thema:
- Sondaschule – „RIP Audio“ (Song).
Verfasser:in:
Laura, unterwegs in Südamerika