Unternehmen in Wandlitz – Gespräch mit dem Landrat Daniel Kurth

Jugendredakteurin Laura Mehling begleitet den Landrat beim Besuch von Roggemann, Klosterfelder Senfmühle und Porzelanmanufaktur Frank Ludwig

Jürgen Lühmann (h. r.) zeigt Bernd Skudelny von WITO (r.), Bürgermeister Oliver Borchert (l.) und Landrat Daniel Kurth (h. l.) das Holzlager, Bildnachweis: Laura Mehling

Landrat Daniel Kurth besuchte am 18. Februar drei Unternehmen in Wandlitz, um sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage in der Gemeinde zu machen.

Holzhandelunternehmen Enno Roggemann

Das Holzhandelunternehmen Enno Roggemann ist einer der größten Steuerzahler in Wandlitz, das Unternehmen hat neun Filialen in Deutschland und beliefert dementsprechend auch 1/8 des Landes mit Holz. Kein Wunder also, dass sich Landrat und Bürgermeister um ein konstruktives Miteinander bemühen.

 

Jürgen Lühmann, Prokurist, zeigt dem Landrat Daniel Kurth, dem Bürgermeister Oliver Borchert und dem WITO-Geschäftsführer Bernd Skudelny zunächst den Betrieb inklusive Lagerhallen, Fertigung und Büroräumen. Die Firma beschäftigt am Standort Basdorf 110 Mitarbeitende, außerdem 10 weitere Mitarbeitende bei dekoratec. Die Firma dekoratec dient als Zuschnittszentrum für Roggemann. Alle Mitarbeitenden kämen aus der Umgebung, der weiteste Fahrtweg sei aus Werneuchen. Zur Versorgung der Fertigungsstätte wurde eine Fotovoltaikanlage angeschafft, erklärt Lühmann. Sie sei zwar in der Anschaffung sehr teuer gewesen, lohne sich nun aber umso mehr.

 

Schnell kommt der Landrat auf das Thema Migration zu sprechen, ob denn auch hier Menschen mit Migrationsgeschichte angestellt seien. Ja, meint Lühmann. Mit ihnen gebe es auch keine Probleme und „wenn die alle gehen müssten, na dann gute Nacht“. Hier bezieht er sich wohl auf die Folgen der anstehenden Bundestagswahl. Schwierig sei auch die undurchsichtige Gesetzeslage, wenn es um Wohnungssuche und Aufenthaltsgenehmigungen geht. Da sind sich Lühmann und Kurth einig.

 

Als Nächstes das Thema, an dem man bei solchen Gesprächen wohl kaum vorbeikommt: der Fachkräftemangel. Firma Roggemann habe nicht allzu große Probleme, der neue Bürotrakt und auch die stetige Präsenz auf der Bernauer Ausbildungs- und Studienbörse verhelfe ihnen zu neuen Lehrlingen. Lühmann scheint dennoch motiviert wieder mehr Menschen in die Ausbildung und das Handwerk zu holen. Und zwar nicht nur als Tischler:innen, sondern auch als Fachkraft für Lagerlogistik, als Kaufmann:Kauffrau Bürokommunikation, sowie im Groß- und Außenhandel. Roggemann nehmen 6-7 Azubis im Jahr auf, sodass immer um die 20 beschäftigt sind. Kurth bringt ein, dass junge Menschen vor allem zurzeit nach Sicherheiten streben und deshalb eher in der Nähe ihrer Familien bleiben würden. Dort müsse man ansetzen – Fokus auf die Region. Er plane eine Initiative: Barnimer Jugend geht ins Handwerk. Die Schüler:innen brauchen role models, also junge Menschen, die im Handwerk tätig sind. Ob als Sponsor, auf der Ausbildungs- und Studienbörse oder mit anderen Kampagnen – auch Lühmann scheint die Idee zu gefallen Gesichter von Azubis sichtbarer zu machen.

 

Allgemein scheinen sich Landrat und Geschäftsführung auf einer Wellenlänge zu bewegen – beide sehen die Probleme, beide suchen nach Lösungen. Lühmann strebt zudem eher danach eigene Ideen zu entwickeln, statt alles bei der Politik abzuladen. Er betonte aber auch, dass Roggemann mit seiner Größe auch die finanziellen Möglichkeiten dazu habe.

 

Der Landrat fragte außerdem, ob Roggemann mit Lieferengpässen zu kämpfen habe. Das sei wohl kein Problem, so Lühmann, schließlich gebe es immer weniger Menschen , die im Bau arbeiten, dementsprechend sei das Handelsunternehmen gut versorgt. Nur die Lärche, die hauptsächlich aus Russland importiert werde, ist nun sanktioniert worden und daher nicht mehr zu beschaffen. Man suche Alternativen, etwa aus den USA oder die deutsche Lärche, die allerdings geschützt ist und deshalb auch nicht in unendlichen Maßen vorhanden. Zu Coronazeiten sah das anders aus: Da wurde selbst Holz gehamstert und Roggemann konnte eine hohe Nachfrage verzeichnen.

Kaffeetisch für ein konstruktives Gespräch in den Büroräumen von Firma Roggemann, Bildnachweis: Laura Mehling
Constance Trautmann (v.l.), Stefanie Mendling (h. l.), Daniel Kurth (h. r.) und Bernd Skudelny von WITO (v. r.) im Laden der Klosterfelder Senfmühle, Bildnachweis: Laura Mehling
Frank Ludwig (l.) erzählt Bernd Skudelny WITO (m.) und Landrat Daniel Kurth (r.) von seinem Werdegang als Künstler, Bildnachweis: Laura Mehling

Klosterfelder Senfmühle

Die Klosterfelder Senfmühle ist ein Familienunternehmen in zweiter Generation und produziert seit 25 Jahren Senf. Constance Trautmann und Stefanie Mendling, die das Unternehmen führen, erzählen von Schwierigkeiten, die wohl alle kleinen Manufakturen haben. Seit 2024 zeige sich zudem ein zurückhaltendes Kaufverhalten, was die beiden aber nicht davon abhalte, positiv in die Zukunft zu blicken und weiterhin am wachsenden Absatz zu arbeiten.

Das Heiligtum des Unternehmens ist die Nassmühle, mit ihr werden bis zu 30 verschiedene Sorten Senf zubereitet. Mendling erzählt außerdem, dass die Senfmühle drei verschiedene Sorten Senfsaat verwendet. Zwei kämen aus Brandenburg, die dritte, die orientalische komme ebenfalls aus Deutschland.

Mittlerweile ist die Klosterfelder Senfmühle in den regionalen Regalen von diversen REWE, EDEKA, Kaufland und sogar dem KaDeWe vertreten. Einen Platz auf dem Markt zu finden sei ein langjähriger Prozess gewesen, hier haben pro agro e.V. und auch WITO sie gut unterstützt. Sehr zufrieden sind die beiden Unternehmerinnen außerdem mit der Vernetzung zu anderen regionalen Unternehmen in Wandlitz. Zusammen mit WITO habe sich die AG Regionale Produkte gegründet, die es den Manufakturen ermögliche, sich auszutauschen und zu unterstützen. Das schätzen die beiden sehr.

 

Außerdem wurde die Porzellanmanufaktur von Frank Ludwig besucht.

 

Mangel an Gewerbeflächen

Ein generelles Problem von Wandlitzer Unternehmen scheint der Mangel an Gewerbeflächen zu sein. Das hört man nicht nur bei Gesprächen mit den Unternehmen, sondern allgemein im Wandlitzer Alltag. Doch so schnell wird es hier keine Lösungen geben können. Wo kein Platz, da auch keine Investitionen möglich.

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