Stolzenhagen: Auf Spurensuche der Gaststätte „Rote Katze“

Als „Lokalreporterin“ begebe ich mich erstmalig auf Spurensuche: die „Rote Katze“ war eine einfache aber gemütliche Gaststätte in Holzbauweise und ein gastronomischer Magnet in Stolzenhagen. Die jeweiligen Betreiber:innen hatten die Gasstätte mit Innen- und Außengastronomie von der Handelsorganisation (HO) gepachtet.

Gaststätte: einfach, aber gemütlich

Das etwa 3.600 Quadratmeter große und urige Grundstück auf dem die „Rote Katze“ stand, war umzäunt und hatte ein großes Hoftor. Selbstverständlich wurde auch mit einem Spielplatz an die Kinder gedacht, damit die Erwachsenen den Aufenthalt in der „Roten Katze“ in Ruhe genießen konnten. Geprägt war die Gegend damals durch private Bungalows, Ferienunterkünfte von DDR-Betrieben und dem nahegelegenen Zeltplatz. Im Sommer strömten Badegäste aus Berlin und Umgebung an den See. Schauspielerin Gisela May, die die Muddi von Evelyn Hamann in der Fernsehserie „Adelheid und ihre Mörder“ gespielt hat und Winfried Glatzeder, der Hauptdarsteller von „Die Legende von Paul und Paula“, waren in der „Roten Katze“ zu Gast.

Die „Rote Katze“ war der Treffpunkt! Dort wurden viele Feste gefeiert wie Weihnachts- und Silvesterfeiern, Geburtstage, Himmelfahrt, Pfingsten oder Einschulungen. Sogar Tanzveranstaltungen und ein Freiluftkino unter dem Sternenhimmel gab es. Oftmals wurde bis weit in die Nacht gesessen, erzählt und getanzt. Bis zu 50 Gäste warteten bereits, wenn pünktlich um 12 Uhr das Holztor der „Roten Katze“ geöffnet wurde, um einen freien Platz zu ergattern. Teilweise wurden die Kinder vorgeschickt, um sich anzustellen und freie Plätze zu reservieren.

 

Die Speisen- und Getränkeausgaben erfolgten ausschließlich in Selbstbedienung. Fertigmahlzeiten gab es nicht! Kartoffel- und Gurkensalate wurden in großen weißen Wannen selbst gemacht. Der Andrang war groß und damit es schnell ging, standen bereits vorgefüllte Teller mit Salat bereit und nur noch frisch gebratene Buletten oder Schnitzel mussten ergänzt werden. Alles regional: vorgeschälten Kartoffeln aus Klosterfelde, Fleisch aus Prenden und das leckere Speiseeis kam aus Zepernick. Der Schlager war Geflügelleber mit Kartoffelsalat. Aber auch das Hacksteak mit Ei, oder die Karlsbader Schnitten waren beliebt. Zur Einschulung wurde Steak mit Champignons für 5,55 Ostmark angeboten. Frische Wurst mit Limo kostete 1,98 Ostmark. Alle Gäste haben das Gleiche bekommen und Nachschub gab es nicht. Damals kostete die Limo 23, das normale Bier 52 und das gute „Pilsator“, welches im Gegensatz zum normalen Bier einen bitteren Geschmack hatte, 58 Pfennig. Die Urlauber aus den DDR-Betrieben bezahlten mit grünen Essenmarken, die in der „Roten Katze“ eingelöst werden konnten. Überstieg der Verzehr den Preis der Essenmarke mussten die Urlauber die Differenz direkt vor Ort zahlen. Die grünen Marken wurden gesammelt vom Betreiber:in an die HO zur Vergütung eingeschickt.

Kartoffel- und Gurkensalat im Angebot

Aber es gab nicht nur fröhliche Tage für die „Rote Katze“. Auch damals gab es Spitzbuben. So wurde z.B. eingebrochen und alle Polster der Sitzbänke aufgeschlitzt oder die schön bepflanzten Blumenkästen gestohlen. Auch fanden sich mal Torten an der Decke wieder.

Nach der Wende wurden in Wandlitz einige Gaststätten neu eröffnet und der Zeltplatz geschlossen. Dadurch und durch die schlecht ausgebauten Straßen blieben die Gäste aus und die „Rote Katze“ musste letztlich geschlossen werden. Auf dem großen, ehemaligen Standort sind im Laufe der Zeit neue Einfamilienhäuser entstanden. Zur Erinnerung an die „Rote Katze“ hat ein Ehepaar auf dem Dach ihres Einfamilienhauses eine Figur in Form einer roten Katze angebracht, eine schöne Geste! Ich hoffe, dass bei einigen Wandlitzer:innen Erinnerungen wach werden und die „Rote Katze“ niemals in Vergessenheit gerät.

Wie kam die „Rote Katze“ zu ihrem Namen? Zwei Mythen, die mir bei meinen Interwies genannt wurden, ranken sich um die Namensgebung: ein betrunkener Gast soll die Katze der damaligen Betreiberin mit roter Farbe angemalt haben bzw. die erste Betreiberin soll eine rote Katze besessen haben.

Ich möchte mich herzlich bei Herrn Seegebarth und Herrn Hausmann bedanken, die mir die Chronik von Stolzenhagen zur Verfügung gestellt haben. Erst dadurch konnte ich meine erste Lokalreportage auf den Spuren der „Rote Katze“ überhaupt schreiben. Meinen herzlisten Dank an meine Nachbarin und die Familien Doris Otto und Doreen Prütz aus dem Rosengarten, die mir mit geballtem Wissen bei einer gemütlichen Kaffeetafel viele Dinge über die „Rote Katze“ berichten konnten. Ich bin stolz, dass wir so tolle Mitbürger:innen in unserer Gemeinde haben und kann nur sagen „Wandlitz, echt schön hier“.




Verfasser:in:
Ines Braun, Stolzenhagen

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