Trödel im Wandel: Zerpenschleuse eine kleine Chronik

Zerpenschleuse, ein idyllischer Ortsteil von Wandlitz im Landkreis Barnim in Brandenburg, hat eine reiche und vielfältige Geschichte, die eng mit dem Bau und der Nutzung des Finowkanals verbunden ist.

Die Anfänge und das 17. Jahrhundert

 

1605:

Die ersten Erwähnungen von Zerpenschleuse finden sich im Zusammenhang mit dem Bau des Finowkanals, der unter der Leitung von Kurfürst Joachim Friedrich begonnen wurde. Der Kanal sollte die Alte Havel mit den Mölln-Seen verbinden und somit den Wassertransport zwischen Oder und Elbe erleichtern.

 

1605-1620:

Der Bau des Finowkanals prägte die Entwicklung von Zerpenschleuse. Es entstanden Schleusenanlagen, die für den Betrieb des Kanals unerlässlich waren.

 

  1. Jahrhundert:

Um die Schleusen herum entwickelte sich eine kleine Siedlung, die von der Schifffahrt und dem Handel profitierte. Eine Glashütte in Alt-Zerpenschleuse trug zur wirtschaftlichen Entwicklung bei.

 

Das 18. Jahrhundert, die Blütezeit der Glasherstellung

 

Die Glasherstellung erlebte in Zerpenschleuse ihre Blütezeit. Die Glashütte produzierte hochwertige Glaswaren, die weit über die Region hinaus bekannt waren.

Mobilität am Langen Trödel um 1920 Bildnachweis: Aus dem Fundus von Marco Scafaro
Mobilität am Langen Trödel um 1920 Bildnachweis: Aus dem Fundus von Marco Scafaro

Das 19. Jahrhundert, der Ausbau des Finowkanals

 

Der Finowkanal wurde weiter ausgebaut und verbessert, was die Bedeutung von Zerpenschleuse für die Schifffahrt erhöhte. Der Ort entwickelte sich zu einem wichtigen Umschlagplatz für Güter.

 

Das 20. Jahrhundert, Krieg, Teilung und Wiedervereinigung

 

1939:

Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) war auch Zerpenschleuse, wie viele andere Orte in Deutschland, von den Kriegsereignissen betroffen. Obwohl der Ort selbst nicht im Mittelpunkt großer Schlachten oder direkter Kampfhandlungen stand, gab es dennoch Auswirkungen auf das Leben der Bevölkerung und die Infrastruktur.

 

Auswirkungen des Krieges auf Zerpenschleuse

 

Auch in Zerpenschleuse wurden während des Krieges Zwangsarbeiter eingesetzt, sowohl in der Landwirtschaft als auch in anderen Bereichen.

Die Wirtschaft von Zerpenschleuse wurde auf die Kriegsproduktion umgestellt. So gab es Betriebe und Werkstätten, die Rüstungsgüter herstellten oder zur kriegswichtigen Infrastruktur beitrugen.

 

Zerpenschleuse nahm Flüchtlinge und Evakuierte aus den umkämpften Gebieten auf. Dies führte zu einer Veränderung der Bevölkerungsstruktur und stellte die Gemeinde vor Herausforderungen bei der Unterbringung und Versorgung der Menschen.

 

Obwohl Zerpenschleuse selbst nicht Ziel von großflächigen Luftangriffen war, waren die Auswirkungen des Krieges auch hier spürbar. Durch die Nähe zu Berlin und anderen Städten in der Region waren die Menschen von der Angst vor Luftangriffen und den damit verbundenen Einschränkungen betroffen.

 

Nach dem Ende des Krieges 1945 gehörte Zerpenschleuse zur Sowjetischen Besatzungszone und später zur DDR. 1950 wurde Alt-Zerpenschleuse nach Zerpenschleuse eingemeindet.

Das alte Postamt um 1920, Bildnachweis: Aus dem Fundus von Marco Scafaro
Alte Kreissparkasse um 1920, Bildnachweis: Aus dem Fundus von Marco Scafaro

1961-1989:

Die Nähe zur Grenze zwischen Ost- und West-Berlin prägte das Leben in Zerpenschleuse. Der Ort war von der Teilung Deutschlands betroffen.

 

1990-2003:

Die Wiedervereinigung Deutschlands brachte auch für Zerpenschleuse Veränderungen. Der Ort gehörte nun zum Bundesland Brandenburg. 2003 wurde Zerpenschleuse in die Gemeinde Wandlitz eingemeindet.

 

Heute:

Zerpenschleuse ist ein beliebter Wohnort mit guter Anbindung an Berlin. Die idyllische Lage am Finowkanal und die schöne Umgebung mit vielen Seen und Wäldern machen den Ort attraktiv für Naturliebhaber und Erholungssuchende.

 

Zerpenschleuse hat 872 Einwohner (Stichtag: 31.12.2024). Der Ort ist bekannt für seine historischen Schleusenanlagen und den „Langen Trödel“, einen Teil des alten Finowkanals.

 

In Zerpenschleuse gibt es ein Restaurant, Cafés, Geschäfte, einen Kanuverleih und sogar ein renommiertes Tattoo Studio. Der Ort ist ein beliebtes Ziel für Touristen, die die Natur und die Geschichte der Region erkunden möchten.

Badespaß um 1920, Bildnachweis: Aus dem Fundus von Marco Scafaro
Erholung heute am Langen Trödel, Bildnachweis: Marco Scafaro
Idylle in Zerpenschleuse, Bildnachweis Marco Scafaro
Idylle in Zerpenschleuse, Bildnachweis Marco Scafaro
Idylle in Zerpenschleuse, Bildnachweis Marco Scafaro
Heute das Gasthaus am Finowkanal, Bildnachweis: Marco Scafaro



Verfasser:in:
Marco Scafaro, Ortsbeiratsmitglied Zerpenschleuse, Heimat- und Kulturverein e. V., "Wandlitz zeigt Haltung"

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