Als Das Wünschen Noch Geholfen Hat, Ein Märchen

März 2023

 

Es war einmal ein kleines, längliches Königreich auf der nördlichen Entwicklungsachse der großen Metropole. Vor vielen Monden entstand es aus 9 noch kleineren Nestern, weil es die Gemeindegebietsreform so wollte und Wandlitz besser als Basdorf klingt.

Das Königreich wuchs und gedieh, nicht zuletzt, weil die Menschen der großen Stadt oft überdrüssig, hier mit Fuchs und Reh ein erquicklicheres Leben zu führen gedachten und sich schöne neue Häuser bauten oder was sie dafür hielten.

Der König, grundsätzlich ein guter Mann, regierte redlich, mal gut, mal nicht so glücklich. Gerade so, wie es alle Regierungen zu allen Zeiten ihren Bürgern recht machen konnten, meistens eher nicht.

Es gab die Dorfältesten, die sich in ihren Dorfversammlungen mit Müller, Schulze und besorgten Bürgern stritten, Beschlussvorlagen kreierten und immer etwas vom König wollten, es gab Bürgerbünde und Ausschüsse, die Geld und mitreden wollten und es gab die die große Tafelrunde, wo mehr oder weniger honorige Bürger über Wohl und Wehe des kleinen Königreiches mitentschieden und einige auch insgeheim hofften, den König eines Tages zu beerben. Kurz, es war ein meist friedliches Gezänk, wie überall, wo Menschen ihr miteinander aushandeln.

 

Irgendwann aber erschienen die schwarzen Ritter mit ihrem leicht behäbigen aber redseligen schwarzen Oberritter, dem großen Bumby. Der wollte natürlich auch König werden aber eben nicht nur. Einst ein durchschnittlicher CDUHu an der Tafelrunde, fühlte er sich zu Höherem berufen, scharrte die schwärzesten Gesellen des kleinen Reiches um sich, um fortan unter dem Deckmantel der Redlichkeit Hass und Zwietracht zu säen.

 

Die alteingesessenen Ritterbünde schworen sich: kein Abendmahl mit Bumby und keine gemeinsame Fuchsjagd mit der schwarzen Fraktion.
Doch es dauerte nicht lange und schon saß der erste Sozialritter am Tisch des Bumby und einem Ökoadeligen erschienen die Vorschläge des schwarzen Langsamredners alsbald durchaus vernünftig. So schnitt sich ein immer tieferer Graben des Unfriedens durch die einzelnen Bündnisse. Lediglich die CDUhus und die freien Ritter der Tafelrunde blieben unbeeindruckt vom feisten Werben des Bumby.

 

Derweil mischten sich die Vasallen des Schwarzen Geistes unter eine Gruppe von Müßiggängern, die immer Montags den Kreisverkehr des kleinen Königreiches verstopften um dagegen zu sein.
Der Trick der schwarzen Seelenfänger war einfach. Für alles, was kompliziert war und das war auch schon früher fast alles, hatten sie eine einfache Erklärung: „Wenn der große Bumby erst König ist, wird all euer Leid ein Ende haben!“, schon damals ein beliebter Weg von demokratischer Monarchie zur Autokratie.

 

Für die Müßiggänger reichte das direkt aber auch andere fanden den Ruf der Diktatur verlockend. Und so wurden die Parolen der Müßiggänger, ohne dass sie es selbst so richtig bemerkten, im Laufe der Zeit immer würziger: Gegen Überfremdung des Königreiches, gegen linksgrün versifften Hofstaat, keine Macht den Ungläubigen, Bumby for King, Grüne in den Kornspeicher usw.
Der König in seiner Not besann sich auf den Rat der Weisen, die in dunkelsten Zeiten noch immer Rat gewusst hatten. Die Weisen des kleinen Königreiches traten zusammen, wiegten die Köpfe, brabbelten in ihre Bärte und sprachen: „Bürger, Untertanen, Maulhelden, Radfahrer, Kaufleute und auch Müßiggänger, der große Bumby wird, so er die Macht erlangt, unser heilig Reich mit Unfrieden, Boshaftigkeit und schließlich auch Gewalt überziehen. Erinnert euch des großen Krieges und wie das einst begann!“

 

Und weil die Weisen zu der Zeit noch etwas galten, wandte sich das Volk ab vom großen Bumby, der daraufhin schnell wieder zum kleinen Bumby wurde, ein Fliegenschiss der Geschichte.
Fortan ward wieder Frieden im Lande. Die Dorfältesten schrieben ihre Beschlussvorlagen und die Tafelrunde zankte um Klohäuschen, Parkbänke und Bebauungspläne.

 

Ein Märchen nur, leider.

Wo sind eigentlich die Weisen von heute?




Verfasser:in:
Otto

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