Gedanken zur Wahl – Teil 3
Borchert muss weg
Borchert muss weg
Als im Mai 2023 unser alter Freund Heinzi mit seinem legendär gewordenen Shirt auf dem voluminösen Leib, stolz das Abwahlverfahren gegen den Bürgermeister verkündete, waren die, die ihn da so schön ins Messer laufen ließen, entsetzt. Das hatten sie vermutlich nicht erwartet. Alle anderen aber auch nicht.
Für Uneingeweihte ganz kurz: Heinzi spielte den Verkünder in einem vermutlich mundgemalten T-Shirt, auf dem unter anderem der Verfasser dieser Kolumne mit einem gewissen Herrn Goebbels verglichen wurde. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Warum eigentlich sollte der Borchert gleich weg? Was hatte er getan? War etwas Schlimmes passiert?
Nö, eigentlich nicht. Die damals aufgeführten Gründe kündeten lediglich davon, dass die Initiatoren im Hintergrund anderer Meinung als Borchert waren. Ein ganz normaler Vorgang im demokratischen Hickhack der großen und kleinen Parlamente in diesem Lande und kein Grund für die ganz dicken Geschütze. Aber man kanns ja mal versuchen.
Nun könnte man die Frage stellen, wer es denn hätte richten sollen? Wer hätte das Format, die Erfahrung und vor allem das Wissen gehabt, es besser zu machen? Naja, egal, es hat ja irgendwie nicht sollen sein, weil sich die meisten Leute eben nicht so billig manipulieren lassen.
Was aber treibt die Initiatoren dieser Kampgne immer wieder zu derart heftigen Maßnahmen und was herrscht in unserem kleinen Dorfparlament eigentlich für ein Ton und wer vergreift sich in schöner Regelmäßigkeit im selben?
Wenn sich der oberste Hüter rechtsblauer Moralvorstellungen in der Gemeindeversammlung behäbig ans Mikrofon heranruckelt, um seine ausufernd, belehrenden Reden zu halten, verfällt das hohe Haus meist in kollektive Duldungsstarre und widmet sich in einer Mischung aus Frust und Langeweile kompensatorisch den mitgebrachten Pausenbroten und Riegeln. Nicht dass das monotone Gebrabbel aus der rechten Ecke banal wäre. Im Gegenteil, es ist brandgefährlich.
Im Ton vergreifen sich in der Regel aber doch meist andere. Gut, von so einem Heinzi, der gottseidank in der Gemeindeversammlung keine Stimme hat, ist man nichts anderes gewöhnt. Das schwitzt sich weg.
Allein von der politischen Resterampe UWG kommen immer wieder ausgesprochen hässliche Kommentare und Schuldzuweisungen, meist in Richtung Bürgermeister, F.Bg.W. und LINKE aber auch die CDU muss manchmal dran glauben.
Was da an persönlicher Anfeindung, gerne aus der unteren Schublade und oft unter dem Deckmantel handwerklich grottenschlechter Satire, auf allen Kanälen verbreitet wird, sucht seinesgleichen.
Doch woher kommt dieser schlecht sublimierte Hass? Persönliche Unzufriedenheit, Neid, eigenes Unvermögen? Wir wissen es nicht und das ist auch gut so. Und nichts schweißt so zusammen, wie ein gemeinsames Feindbild. Auch das von rechter Seite sattsam bekannte Narrativ der einfachen Antworten auf komplizierte Sachverhalte und Fragen kommt hier wieder fröhlich zur Anwendung. Wer nicht für mich ist, der ist automatisch gegen mich und muss dann halt weg. Problem gelöst? Vermutlich eher nicht.
Wäre es nicht irgendwie sinnvoll, sich mal wieder auf einer sachlichen Ebene zu treffen und die wahrlich nicht kleiner gewordenen Probleme unserer Gemeinde gemeinsam anzugehen? Da kann man sich immer noch trefflich streiten und die anderen partiell doof finden. Das ist normal und gelebte Demokratie.
Und genau das wollen die meisten Menschen unserer Gemeinde.