Glück – eine Betrachtung

November 2021

 

Die Grünen sind schuld, dass es weniger Glück gibt – immer. Als zu seligen Kohlezeiten noch auf jedem Dach ein Schornstein rauchte, konnte meine Oma immer mal dem verrußten Gesellen, der mit merkwürdigem Gerät auf dem Rücken und Zylinder auf dem Kopf unterwegs war, am Ärmel zupfen, sich bekreuzigen und ihrem Enkel mit beseeltem Blick erklären, dass solcherlei Tun Glück brächte. Wenn man heute einem Mitarbeiter einer Solarfirma am Trikot zuppelt, bringt das eher fragende Blicke, ganz selten Glück.

 

Mit den Glücksschweinen, früher sehr beliebt und meist aus Marzipan, war das Glücksgefühl von ausgesprochen kurzer Dauer und meist nicht so intensiv, wie erhofft. Auch ist heute sowieso mehr von glücklichen Schweinen die Rede, so dass der Eindruck entsteht, dass das Glück irgendwie die Seiten gewechselt hat. Demnächst grinsen die Viecher auf ihren Koppeln vielleicht noch und erzählen sich Witze. Und dann sollen wir armen Verbraucher auch noch glückliche Bioschweine essen, die das Vierfache von normal unglücklichen kosten, was wiederum die armen Verbraucher unglücklich macht. Schuld sind wieder die Grünen.

 

Doch was ist Glück?

Das röhrende Motorrad im Schuppen?
Urlaub auf Malle mit alkoholbedingten Erinnerungslücken?
Laubharken im Garten? Der gut degustierte Rotwein danach?
Manche weiden sich sogar am Unglück anderer, auch schön.
Glück ist wohl sehr individuell, aber wo ist die Grenze zu lähmender Zufriedenheit?

 

Märchen! Das ist gut, da ist immer alles schön am Schluss. Bei den grimmigen Gebrüdern geschahen ja die fürchterlichsten Dinge. Dann kam der gutaussehende Prinz auf seinem schimmeligen Pferd, trennte mit Mut und blitzendem Schwert dem Drachen Körperteile ab, nahm die schmachtende Prinzessin in den Arm und gab den Armen, was die Bösen ja jetzt nicht mehr brauchten. Und alle Beteiligte, die noch lebten, waren glücklich bis an ihr Lebensende. Hans im Glück war übrigens erst so richtig glücklich, als er nichts mehr hatte. Besitz belastet nur. Wahrscheinlich war der Kommunist, viel schlimmer als die Grünen. Irgendwie erinnert mich das blöderweise auch an aktuelle Flüchtlingsbilder aus den polnischen Wäldern. Die sahen so gar nicht frohgestimmt aus. Einer sagte, er wolle doch nur ein klein wenig Glück für seine Kinder.
Was ist eigentlich mit dem Glück der Anderen, auf deren Kosten wir unseren sinnlosen Reichtum mehren und auch auf dem Mittelmeer verteidigen? Was mit denen, die von Krieg, Tod, Hunger, Zwangsbeschneidung und anderen ausgesprochen ekligen Dingen bedroht werden?
Was ist mit Minderheiten? Dürfen Schwule, Transgender, Behinderte und anders Andersartige hier auch glücklich sein? Was ist mit dem Glück unserer Kinder und Enkel, die unser ignorantes, selbstgefälliges Tun ausbaden werden? Was ist mit den oben erwähnten unglücklichen Viechern, die es uns ermöglichen, dass wir uns alle zwei Tage für 3,49€ Nackensteaks hinters Doppelkinn schieben können?

 

Nicht falsch verstehen, ich bin ja einer von euch, ob ich glücklich bin? Früher hab` ich mir solche Fragen nicht gestellt, jetzt ist alles so kompliziert und das Glück scheint immer mehr am Horizont unserer diversen Gesellschaft zu verschwinden.
Und wer ist schuld daran? Sag ich ja.




Verfasser:in:
Otto

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