Kommt alle!
September 2022
Manchmal erwische ich mich beim Schwurbeln. Ich denke dann, dass doch alles ganz einfach sein könnte und sich die Leute besser verstehen könnten, wenn sie nur ein bisschen auf mich hören würden, weil ich doch ne Idee hab, wie es gehen könnte mit den Menschen und der Kommunikation und Toleranz und so.
Das Problem ist, dass bis auf meinen Hund überhaupt keiner auf mich hört und auch der macht meist was er will. Dann find ich kurz alle blöd, merke aber schnell, dass mich das jetzt auch nicht so richtig weiterbringt und es ja durchaus viele nette, engagierte und kluge Menschen in unserer schönen Gemeinde gibt, die nur halt nicht immer vollständig meiner Meinung sind. Und weil mich manche von denen auch nett finden, finde ich die meistens auch nett und so entstehen Freundeskreise – bubbles – wie junge, hippe Menschen sie auch bezeichnen. In meiner Bubble sind eher so linksgrünversiffte bis moderat linksliberale zu finden, mehrheitlich kluge, engagierte Menschen und ich bin sehr froh, bei denen mit am Tisch sitzen zu dürfen. Natürlich sind wir die Guten.
Denn es gibt ja auch die anderen Bubbles. Das sind zum einen die nicht ganz so guten, die Unentschlossenen, denen Gut und Böse vielleicht egal ist und zum anderen gibt es die Bösen oder Doofen, die Nazis, die Corona- und Klimaleugner, die Antidemokraten, die natürlich auch davon überzeugt sind, dass sie die Guten sind und wir die Doofen. Und alle beiden, also wir, die Guten und die da, die Doofen, zerren an denen in der Mitte rum und wollen sie auf ihre Seite ziehen, damit sie die nächste Wahl gewinnen und die Gemeinde von den Guten oder den Doofen regiert wird (Anm. d. A. „Wählt die Guten!!!“).
Nun ist es zwar statistisch erwiesen, dass die in der Mitte mehrheitlich zu den Guten tendieren, schon weil die bis auf mich auch eher klüger als die Doofen sind, was wiederum ja auch schon in der Zuschreibung deutlich wird. Deshalb werden wir auch nach wie vor von den eher Guten regiert, was die Anderen aber natürlich ändern wollen.
Das Problem ist nur, dass die Doofen ganz schön laut und die Guten oft nicht zu sehen und zu hören sind. Meine gute Oma hat immer pathetisch den Finger gehoben und gerufen: „Während die Weisen noch grübeln, erobern die Dummen längst den Berg.“ Da könnte was dran sein, auch wenn das
mit den Bergen hier rein landschaftlich jetzt nicht so der Brüller ist. Im Januar haben sich deshalb ein paar Gute zum Bürgerbündnis wandlitzzeigthaltung.de zusammengeschlossen (Anm. d. A. „Ich darf auch mitmachen.“) und auch schon ein bisschen Krach gemacht. Das reicht aber noch nicht. Und damit die Guten auch mehr zu sehen und zu hören sind, machen die am 10. September ein Fest in Zerpenschleuse an der alten Schule, neben der Kirche mit allem was dazu gehört.
KOMMT ALLE! – Die Linken, die Grünen, die aus der Mitte. Nur die Doofen können zu Hause bleiben.
Verfasser:in:
Otto