Demo „Für eine Zukunft ohne Hass und Hetze“ in Bernau
Demo in Bernau am 2.2.2025 -wir halten zusammen und stehen für eine vielfältige, freie, bunte Gesellschaft

Die großen Festzelte der AfD stehen bereits, darauf geschrieben: „Zeit für Deutschland“. Auch das Wort „Remigration“ ist zu lesen. Nachdem sich der Begriff in Riesa endgültig etabliert hat, scheint wohl direkt eine Großbestellung aufgegeben worden zu sein.
Bisher sind die Zelte leer. Wir laufen an ihnen und an der Polizei vorbei, um zu unserer Demo in der Bürgermeisterstraße zu gelangen. Ein kleiner Pavillon, Lautsprecher und davor geschätzte 350 Leute mit Demoschildern. Viele Kinder sind dabei, ebenso junge Erwachsene. Die (Berliner) Antifa ist da, Omas gegen rechts, Panketal ist bunt!, Wandlitz zeigt Haltung und noch viel mehr Freiwillige, die sich heute für Demokratie und gegen Hass und Hetze einsetzen.
Der Nachmittag wird begleitet von Blasmusik und vielen wertvollen Redebeiträgen, darunter ein 13-jähriger Junge, der betont, sich selbst dafür entschieden zu haben heute hier zu stehen. Seine Freunde unterstützen ihn. Es ist wirklich erstaunlich: ein Jugendlicher mit mehr Rückgrat als die gesamte CDU.
Ein weiteres Highlight an diesem Abend ist die Vulva, die endlich mal ihre verdiente Aufmerksamkeit bekommt. Und zwar wird sie besungen von einer Musikerin mit Akustikgitarre und dem zweistimmigen Chor an Demonstrierenden („Immer nur die Vulva“ und, etwas dramatischer: „vulvaaaa„).
Zwei Stunden und viele laute Demogesänge später scheint allen ziemlich kalt zu sein. Die Linke verteilt Tee, die ersten machen sich auf den Weg nach Hause. Die Demo findet ihren Abschluss mit dem Song „Auf die linke Tour“ von PTK, die verbliebenen Demonstrierenden tanzen vor dem Marktplatz, um sich aufzuwärmen.
Zum Schluss wird ein vermummter Antifaschist durch sechs Polizist:innen von seiner Freundesgruppe entfernt und an die Wand gestellt. Er scheint verwirrt, seine Freund:innen verängstigt. Nach einer halben Stunde dürfe er wieder gehen, sagt die Polizei. Warum nach Ende der Demo? Warum überhaupt, er hat doch nur getanzt? Alle anderen Vermummten wurden doch auch nicht festgesetzt?
Am Abend bin ich in Berlin auf einem Konzert der Band Hinterlandgang. In ihrem Song „Kleinstadtfieber“ singen sie:
„Wollen hier nicht weg, können hier nicht bleiben.
[…]
Die wollen uns vereinzelt, doch wir bilden Banden.
Gemeinsam auf die Straße und dann zusammen tanzen.“
Die Jungs sind aufgewachsen in der Nähe der vorpommerschen Kleinstadt Demmin. Niemand kann dieses Gefühl des Zusammenhalts in einer Kleinstadt die nach rechts rückt besser verstehen als sie.
Ich fühle mich ihnen an diesem Abend unglaublich verbunden.

