Entwicklung einer Naturwaldzelle in Wandlitz – die Chronologie einer Gegenbewegung

Baugrund oder Naturschutz? Die Wandlitzer Bürger/innen haben sich entschieden.

2017 wurde durch das Land Berlin das Grundstück des ehemaligen Ferienheims der Basdorfer Bereitschaftspolizei am Liepnitzweg im Ortsteil Wandlitz ausgeschrieben. Es fanden sich ca. 40 Wandlitzer Bürger/innen mit dem Ziel zusammen, die zwischenzeitlich verwilderte, 1,7 ha große Immobilie mit einem bemerkenswerten Eibenbestand und nur fünf Laufminuten vom Liepnitzsee entfernt, als Naturzone im Landschaftsschutzgebiet zu erhalten. 20.000 Euro wurden von der Wandlitzer Bürgerschaft an die Bürgerstiftung Barnim-Uckermark gespendet, die mit diesem Betrag an der Ausschreibung teilnahm und mit einem Konzept zur Entsiegelung und Renaturierung der Fläche als Sieger hervorging. Die Bürgerstiftung Barnim-Uckermark, die auch den Naturschutz im Stiftungszweck hat, ist bereits als Eigentümerin des Grundstücks im Grundbuch eingetragen worden.

 

2018 wurde mit einem ortsansässigen Architekten, einem ortsansässigen Vermesser und in Zusammenarbeit mit Professoren der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde an der Bestandserfassung der Bäume, anderer Pflanzen und Tiere auf dem Gelände sowie an der Erfassung des abrisswürdigen Gebäudebestandes gearbeitet. Die dafür benötigten Gelder stammten aus Fördermitteln der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Barnim und aus weiteren Spendengeldern der Wandlitzer Bevölkerung. Der Landkreis Barnim erhielt mit notarieller Urkunde das Versprechen der Bürgerstiftung Barnim-Uckermark, dass das Gelände des ehemaligen Ferienheims in den nächsten 25 Jahren ausschließlich dem Naturschutz dient. Diese Urkunde ist zwischenzeitlich im Grundbuch eingetragen.

 

Auch 2019 und 2020 ging es weiterhin um Bestandserfassung sowie um eine Kostenschätzung. Ziel war es, den Abriss der Gebäude unter Berücksichtigung des Schutzes der auf der Fläche vorhandenen Eiben und Totholzhaufen vorzubereiten und die Aufwendungen dafür finanziell zu bewerten. Ende des Jahres 2020 wurde ein Vertrag mit dem Landkreis Barnim geschlossen, der die Bereitstellung der finanziellen Mittel für Abriss und Entsorgung aus dem Flächenpool des Landkreises sichert.

 

Das Projekt wird fachlich durch den Naturpark Barnim und durch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) begleitet. Die erste Bachelorarbeit zur Bestandserfassung von Bäumen auf dem Gelände wurde bereits Mitte 2019 geschrieben. Auf dem Gelände soll sich nach Abriss und Entsorgung eine Naturwaldzelle  entwickeln dürfen – ein Wald, in dem die Holzentnahme und forstwirtschaftliche Nutzung untersagt sind.

 

Täglich werden in Deutschland 700.000 m² Fläche versiegelt. In Zeiten von Starkregenfällen durch den fortschreitenden Klimawandel tritt so nun ein Projekt hervor, in dem die ortsansässige Bürgerschaft mit Hilfe der Bürgerstiftung Barnim Uckermark diesem Prozess durch naturschonende Entsiegelung entgegentritt.




Verfasser:in:
Katrin Guse (Fraktion DIE LINKE/GRÜNE/B90/UWG) und stellv. Vorsitzende Bürgerstiftung Barnim Uckermark

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