Tourismusentwicklung:

Geht es auch mit weniger Autoverkehr?

Brauchen wir eigentlich mehr Besucher? Und wie soll so eine Besucherlenkung funktionieren?

Ich denke, wir brauchen in erster Linie ein besseres Verständnis für den Tourismus, der in Wandlitz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde ist, nicht nur durch Gastronomie und Übernachtungen, sondern auch durch die Einnahmen in vielen Nebengewerben. Gleichzeitig brauchen wir aber auch ein Bewusstsein für die Probleme, die der Tourismus mit sich bringt, und eine Bereitschaft, diese proaktiv anzugehen und die Problemlösung zu finanzieren. Ohne sichere Finanzen für ein kontinuierliches Tourismusmanagement wird der Wildwuchs zunehmen. Wer bei steigenden Bewohnerzahlen in Berlin und im Barnim sowie bei steigenden Temperaturen nicht einen höheren Nutzungsdruck für umliegende Seen- und Waldgebiete ableitet, der macht sich meiner Meinung nach etwas vor.

Ein Beispiel erfolgreicher Besucherlenkung zeigt die Verkehrsforschung bei der Wahl des Verkehrsmittels: Wo man das Auto leicht unattraktiver gemacht hat und den ÖPNV spürbar attraktiver, da zieht das Nutzerverhalten nach. Warum ist das Parken beispielsweise an fast allen Naturzielen kostenlos? Der Erhalt der Parkflächen kostet immerhin auch Geld. Ich interessiere mich jedenfalls für eine deutliche Verbesserung des ÖPNV und des Radwegenetzes.

Besteht nicht die Gefahr, dass Umsatz machende Gäste wegbleiben, wenn sie hier zu sehr „geleitet“ werden oder wenn Autofahrer nicht erwünscht sind?

Es geht nicht darum, jemanden auszuschließen, sondern darum, dass wir uns als Region in eine beabsichtigte Richtung optimieren, die zu der Zielgruppe passt, die wir eigentlich mit unserem Angebot ansprechen möchten. Die Fokussierung auf die Wunschzielgruppe führt dazu, dass sich diese Gäste dann wohler bei uns fühlen. Die Marktforschung geht davon aus, dass das Umweltbewusstsein unsere Reiseentscheidungen noch stärker beeinflusst und regionale und naturnahe Ziele noch beliebter werden – eigentlich die klassische Naherholung. Hier liegt also sehr viel Potential für uns. Und gleichzeitig greift alle Lenkung und Bewerbung immer nur für einen Teil der Nutzer, sodass diese Veränderungen zum einen nur langsam sichtbar werden. Zum anderen will die Familie mit drei Kindern bei 38 Grad im Schatten trotzdem mit dem Auto möglichst nah am See parken, dann noch ein Eis und eine Wurst auf die Hand – und wenn beides im Barnim produziert wird, funktioniert es auch mit der regionalen Wertschöpfung.




Verfasser:in:
Stefan Durant, Geschäftsführung & Projektleitung, Tourismusverein Naturpark BArnim e.V.

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