DENKMAL ZUKUNFT – 15.000 Dachziegel für Hobrechtsfelde

Große Pläne brauchen Unterstützer:innen. Der Förderverein Naturpark Barnim e.V. will am 10. September 2021 den Kulturherbst und die Aktion „15.000 Dachziegel für den Speicher“ ins Leben rufen. Alle sind eingeladen, das offene Haus zu besichtigen und sich als Dachziegelpate für die Sanierung des Speichers zu engagieren.

Hobrechtsfelde-Visualisierung, Bildnachweis: Stefan Woehrlin

Ein Mustergut entsteht auf den Rieselfeldern

In den Rieselfeldern um Hobrechtsfelde wurde seit Ende des 19.Jahrhunderts ein großer Teil der Berliner Abwassermengen entsorgt und die so bewässerten und gedüngten Flächen intensiv für die Produktion von Nahrungsmitteln zur Versorgung der Bucher Krankenhäuser und des Nordes der Metropole genutzt. Das zur Bewirtschaftung der Rieselfelder entstandene Mustergut trägt den Namen des Planers der Berliner Kanalisation James Hobrecht, der maßgeblich mit dem Arzt Rudolf Virchow die hygienischen Verhältnisse der seuchengeplagten Großstadt verbessern wollte. Ende der 1930er Jahre begann mit der steigenden Abwassermenge und der Verunreinigung der Abwässer durch Schadstoffe der Niedergang des damals hochmodernen Kreislauf-Wirtschaftssystems aus Ver- und Entsorgung der Stadt. Mit der Inbetriebnahme des Klärwerkes Schönerlinde endete 1985 die Rieselfeldwirtschaft.

 

Seit 10 Jahren kümmert sich der Förderverein Naturpark Barnim e.V. um den Umbau der einstigen Rieselfelder in eine offene Waldweide- und Erholungslandschaft und zeigt die Geschichte der Rieselfelder in einer Ausstellung im historischen Kornspeicher. Das technische Denkmal war nach der Übernahme von den Berliner Stadtgütern allerdings in keinem guten Zustand und so engagieren sich die Ehrenamtlichen nun auch für eine langfristige Perspektive des geschichtsträchtigen Ortes.

Hobrechtsfelde vom Mustergut zur Kultur- und Begegnungsstätte

 

Hobrechtsfelde galt nach der Einstellung des Wirtschaftsbetriebes lange als das vergessene Dorf und musste sich schon gegen die absurdesten Pläne zur Wehr setzen. 1997 dachte man sogar über einen Gefängnisneubau nach. Zum Glück sind diese Visionen vom Tisch. Der Förderverein sieht für das Mustergut eine Zukunft als Standort für Erholungssuchende, für Umweltbildung, für Themen der Ernährung und Gesundheit und als Ort für regionale Kulturveranstaltungen.

 

Aktuell wird das Gut schon vielfältig belebt: vom Landwirt mit Wildpferden, Wasserbüffeln, spitzhörnigen Rindern, von der Pferdekultur für die Kleinen und ganz Großen, von vielen Tierbegeisterten mit Schafen, Eseln, Alpakas und Schildkröten, von einer umtriebigen Schnitzergemeinschaft, von der Wildnisschule Berlin sowie von den Aktivitäten der Grünen Akademie Brandenburg, einem Naturranger, einem Freundeskreis für die Hobrechtsfelder Feldbahn, einer bunten Gastrocrew und einem begeisterten Architekten. So finden allerlei Aktion vor Ort statt.

 

Der Förderverein Naturpark Barnim e.V., unterstützt durch Land, Kreis und Gemeinde, engagiert sich dafür, die Menschen in Hobrechtsfelde zusammenzubringen und das Wahrzeichen des Stadtgutes, den historischen Kornspeicher, dauerhaft als öffentlichen Ort zu erhalten. 2019 ist im ehemaligen Korntrichter ein Veranstaltungsraum entstanden, der vorläufig mit einer Außengastronomie versorgt wird. Seit letztem Jahr wird das historische Treppenhaus saniert, ein Fahrstuhl für die barrierefreie Erschließung und eine Heizung für den Gastraum und die Ausstellung wurde eingebaut. Der Förderverein hat eine Baugenehmigung für die Sanierung des Daches erwirkt, Pläne für die Wiederherstellung der verlorenen Anbauten gibt es auch. Bis in den Winter ist eine Serie von kleineren Kulturveranstaltungen geplant.

 

Es bleibt spannend, ob der Verein genug Unterstützung einsammeln kann, um für die öffentlichen Förderprogramme die notwendigen 20-25% Eigenmittel bereitstellen zu können. Seien Sie dabei und übernehmen Sie eine Dachziegelpatenschaft!

Der alte Speicher, Bildnachweis: Stefan Woehrlin
15.000 Dachziegel, Bildnachweis: Stefan Woehrlin



Verfasser:in:
Stefan Woehrlin, ein begeisterter Architekt mit langem Atem

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