Ohne Pilze wäre die Welt, wie wir sie kennen, nicht existent.
Sonderausstellung: "Faszination Pilze, geheimnisvolle Alleskönner" vom 07.Juli 2024 bis 06.Juli 2025, Samstag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr im Barnim Panorama
Pilze und ihre faszinierende Rolle in unserem Ökosystem
Pilze sind faszinierende Organismen, die eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem spielen. Wir sollten sie nicht länger vernachlässigen, sondern ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen. Die Ausstellung verdeutlicht: Pilze formen unser aller Leben und beeinflussen unsere Zukunft!
Angesichts neuer Erkenntnisse über ihre Vielfalt und Einzigartigkeit, wie ihre musikalische Natur oder die tatsächlich existierenden Zombiepilze, stellt sich die Frage, ob diese eigentlich gehirnlosen Wesen als Retter unseres Planeten taugen? Pilze verfügen über ein verwirrendes Wesen, welches nicht ganz einfach zu verstehen ist. Gerne möchte ich in diesem Zusammenhang auf ein traditionelles Lied aus Kamerun aufmerksam machen, das den Titel „Frauen beim Pilzesammeln“ trägt (Beispiel polyphoner afrikanischer Musik: https://youtu.be/iCF8zom1500?si=96O2XdYNwjTGrep4).
Wirtschaftsmodelle können Handelsmuster von Pilzen beschreiben.
Sie sind sozusagen dominierende Akteure eines uralten Marktes. Sie tauschen Nährstoffe wie Phosphor gegen Zucker oder Lipide. Sie diskriminieren schlechte Handelspartner und belohnen gute. Sie horten sogar Nährstoffe, um andere unter Druck zu setzen.
Zahlreiche Organismen bewahren sich Ressourcen für die Zukunft auf. Auch wir Menschen legen Fettreserven für schlechte Zeiten an. Diese uralten Handelsbeziehungen verändern sich laufend, wobei Pilze Beziehungen zu vielen Pflanzen unterhalten. Pilznetzwerke sind so einzigartig, weil sie nicht an einen Partner gebunden sind. Sie handeln und diskriminieren, tricksen und bevorzugen – ohne zu fühlen oder zu denken.
Pilze sind für mehr als 90 Prozent aller Pflanzen lebensnotwendig.
Pilze sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems und spielen eine entscheidende Rolle für das Pflanzenwachstum. Sie leben im Boden, in der Luft und sogar in unserem Körper. Sie verfügen über ein ausgedehntes Netzwerk aus dünnen Röhren, das sie zur Nährstoffaufnahme und -verteilung nutzen. Pilze sind in der Lage, sich gleichzeitig in eine Richtung auszubreiten und sich aus einer anderen zurückzuziehen. Sie treffen Entscheidungen auf der Grundlage von sensorischen Informationen, die sie aus ihrer Umgebung erhalten, ohne dabei bewusst von Gefühlen, wie Ängsten oder Absichten gesteuert zu sein.
Ohne Pilze gäbe es mit Sicherheit keine Pflanzen, wie wir sie kennen. Diese konnten vor 500 Millionen Jahren nur deshalb den Übergang vom Wasser zum Land vollziehen, weil sie mit Pilzen kooperierten, die ihnen Jahrmillionen als Wurzeln dienten. Es gäbe auch keine der bekannten Landtiere.
Pilze sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems und spielen eine wichtige Rolle bei der Zersetzung von organischem Material. Sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere und Pflanzen. Pilze werden auch in der Medizin, bekannt durch die Erzeugung von Penicillin durch einen Schimmelpilz, und in der Lebensmittelindustrie verwendet oder auch für psychodelische Reisen.
Achtung: Zombiepilze und viele Unbekannte?
Sind Ameisen mit einem bestimmten Pilz infiziert, verlieren sie ihre Höhenangst und klettern auf die nächste Pflanze. Dort zwingt der Pilz sie, sich in einem Todesbiss an die Pflanze zu klammern. Nun wächst das Mycel aus der Ameise heraus. Der Pilz verdaut den Körper der Ameise und lässt aus ihrem Kopf einen Stiel sprießen.
Pilze werden oft stigmatisiert, weil sie den Großteil ihres Lebens im Verborgenen verbringen. Sie wurden sowohl in der Forschung als auch im Umweltdiskurs vernachlässigt. Der Begriff der „Vernachlässigung“ ist jedoch je nach Kultur relativ, und so auch der Begriff der Mikrophobie.
Ihre Fähigkeit, Dinge abzubauen und zu zersetzen, ist eine der lebensgenerierenden Eigenschaften überhaupt. Indem sie organisches Material zersetzen, produzieren sie Humus und Nährstoffe für andere Lebewesen.  Sie ermöglichen Ökosysteme nicht nur, sondern halten sie auch zusammen. Ohne Pilze würden die Böden wegbrechen, die Pflanzen sterben, die Bäume auch. Und so könnten an diesen Orten keine Tiere mehr leben.
Von den bis zu 3,8 Millionen geschätzten Arten sind jedoch nur 6 bis 8 Prozent beschrieben.
Können wir etwas von Pilzen lernen?
Vieles denke ich! Dass das Leben ein riesiges Netzwerk von Beziehungen ist zum Beispiel. Und vielleicht lehrt uns das Bewusstsein über ihre verborgenen Kräfte so etwas wie Demut.
Wenn ich an einen Baumstamm denke, dann ist der voller Pilznetzwerke, seine Wurzeln sind voller Pilzfäden, die sich in der Tiefe verästeln und verschmelzen, ständig auf der Suche nach Nährstoffen und immer in Bewegung bleibend.
Bewusst wurde mir das alles erst, als ich vor einigen Jahren im Barnim Panorama einen Vortrag über den Wald und die Beziehungen der Bäume untereinander in Interaktion mit anderen Pflanzen und Myzel-Netzwerken hörte, der meine Neugier zu dem Thema weckte, worauf ich mich in das Thema einlas.
Umso mehr freut es mich, dass diese Ausstellung, die übrigens als Wanderausstellung konzipiert ist, in unserem Barnim Panorama entstanden ist und heute unter so viel Publikumsaufmerksamkeit eröffnet wurde.
Verfasser:in:
Marco Scafaro, Ortsbeirat Zerpenschleuse und begeisterter Pilzkenner
Anmerkungen der Redaktion:
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