Wandlitzer Künstler:innen und Kunstschaffende: Frank Günther

Das Hobby zum Beruf gemacht – W. im Gespräch mit dem Fotografen Frank Günther

Wer hätte das nicht gern, sein Hobby zum Beruf zu machen. Wie kam es dazu?

Ganz klassisch und auf Sicherheit bedacht habe ich erstmal BMA (Berufsausbildung mit Abitur) zum Elektromonteur absolviert, dann nach dem Zivildienst noch ein Jurastudium begonnen.  Eigentlich war das bis dahin nicht unbedingt das, was ich wirklich wollte, sondern eher das, was von mir erwartet wurde. Bis mir ein Fotoband von Jim Rakete in die Hände fiel. Ab da war mir klar: Das will ich machen. Ich habe dann erstmal viel ausprobiert. Jetzt mag ich Schwarz-Weiß-Fotos sehr, obwohl ich natürlich auch farbige mache. Nun habe ich meinen Stil gefunden, lebe glücklich in der dörflichen Gemeinschaft in Prenden und freue mich immer, wenn man mir bei Portraits viel Freiraum zur Gestaltung lässt.

Dann haben Sie sich schnell auf Portraits spezialisiert?

Ja, für mich war es wichtig, etwas mit Menschen zu machen. Das macht mir am meisten Spaß. Aktuell habe ich eine Portrait-Serie mit Jugendlichen der 10. Klasse und ein Projekt „Integration“ fertig, die beide auf die Umsetzung als Ausstellung warten. Da fehlt es nur noch an einem geeigneten Ort.

Warum Jugendliche der 10. Jahrgangsstufe?

Die Idee war dabei, dass diese Jugendlichen noch vor der Entscheidung stehen, was sie im weiteren Leben machen wollen. Diese besondere Ausstrahlung wollte ich gerne einfangen. In dem Alter ist man ja eigentlich noch unsicher, hat aber gleichzeitig auch eine Ausstrahlung wie ein kleiner König. Mir kommt es dabei darauf an, dass ein Betrachter animiert wird, an den eigenen Werdegang zu denken, an die Weichenstellungen und Probleme auf dem Weg, also zur Selbstreflexion angeregt wird. Inspiriert hatte mich das Buch „Deutschbogen“ von Moritz von Uslar, der eine Art Tatsachenreportage über einen Ort in Oberhavel schreibt. Er beschreibt dort, wie Jugendliche auf einer Tischtennisplatte hocken, so wie das eben nur Jugendliche tun können. Das wollte ich in den Fotos der Schüler aus Klosterfelde, Wandlitz und Bernau festhalten, also pur, ohne Pose, ohne Filter, eben keine Instagram-Fotos, nur schwarz-weiß.

Und die Ausstellung des Projektes zur Integration?

Das war für mich das erste Mal, dass ich näher mit Migranten zusammengekommen bin. Das war für mich auch sehr lehrreich. Dazu gehören neben Menschen aus Libanon und Afghanistan auch Ungarn und die Lebensgeschichten zweier älterer Damen aus Schlesien und Pommern. Der Landkreis hatte das beauftragt. Es soll eine Internetseite aufgebaut werden und auch eine Wanderausstellung dazu geben.

Interessant finde ich ja auch auf Ihrer Internetseite die Bilderserie über Grumsin.

Das war ein Fotoprojekt über den Buchenwald Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, der vor etwa 10 Jahren zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt wurde. Der Wald ist ja nicht mehr zugänglich, auch nicht für die Besitzer, daher gab es dort auch Akzeptanzprobleme. Die Idee des Vereins Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin e.V. war damals, die Gespräche darüber durch die Fotoserie in Gang zu bringen.
Das ist auch der Reiz an der Arbeit mit Menschen, man hört zu, hört Geschichten, hat ein offenes Ohr und hält den Eindruck im Bild fest.

Bildnachweis: Frank Günther
Bildnachweis: Frank Günther
Bildnachweis: Frank Günther

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