„Abstimmen, damit es wieder stimmt!“

Nachrichten „aus dem Maschinenraum“ der evangelischen Gemeinden

Es geht um Wahlen – aber um solche, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Erinnern Sie sich an die letzten Sozialwahlen?

Wenn Sie Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse sind, bekamen Sie 2023 vielleicht einen dicken Umschlag mit Wahlunterlagen. Verschiedene Listen standen zur Auswahl – IG Metall, DGB, Versichertenvertreter der jeweiligen Kasse. Vielleicht ging es Ihnen wie mir: Ich war ratlos. Ich kannte niemanden, wollte aber meine demokratische Pflicht nicht einfach liegen lassen – also machte ich mein Kreuz und schickte die Unterlagen zurück.

 

Ähnlich könnte es manchen der rund 1.200 Mitglieder unserer evangelischen Gemeinden Basdorf, Wandlitz und Zühlsdorf im November gehen, wenn sie die Wahlunterlagen für den neuen Gemeindekirchenrat erhalten. Natürlich gibt es auch hier Insider, die die Namen kennen oder mit den Fotos auf den Kandidatenblättern etwas anfangen können. Aber viele werden sich vielleicht fragen: Was soll das eigentlich?

 

Kirche vor Ort – wer sie gestaltet

Das Vertrauen der Mitglieder in ihre Kirche ist ja derzeit eher brüchig. In der großen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2023 sagten nur noch 35 Prozent der evangelischen Befragten, dass sie sich einen Kirchenaustritt nicht vorstellen könnten – 65 Prozent also schon. Was stimmt da nicht mehr im Verhältnis zwischen den Mitgliedern und ihrer Kirche?

 

Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel

Die Gemeindekirchenräte leiten – gemeinsam mit den Pfarrerinnen und Pfarrern – das Leben der örtlichen Gemeinde. Sie entscheiden, wie wir Kirche erleben: in Gottesdiensten, Veranstaltungen, im öffentlichen Auftreten, in der Atmosphäre. In ganz Deutschland engagieren sich dafür über 100.000 Ehrenamtliche in evangelischen Gemeindekirchenräten – eine der größten selbstverwalteten Laienbewegungen des Landes.

Wenn ich also unzufrieden oder gleichgültig geworden bin, kann es ein kleiner Schritt zur Selbstwirksamkeit sein, mich zu fragen: Wer kandidiert in meiner Gemeinde? Welche Ideen, welche Haltung möchte ich unterstützen?

 

Was diese Wahl besonders macht

 

Dazu kommen drei bemerkenswerte Unterschiede zu anderen Wahlen: Erstens – das Wahlalter. In der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz dürfen bereits 14-Jährige wählen und 16-Jährige kandidieren. Das ist fast einmalig in Deutschland und Ausdruck des Willens, junge Menschen ernst zu nehmen und einzubeziehen.

Zweitens – das Wahlrecht ist nicht an Staatsbürgerschaft gebunden. Wer Mitglied der Gemeinde ist, darf wählen.
Und drittens – das Verfahren ist niederschwellig: Die Wahlunterlagen werden im November verschickt, die Präsenzwahlen finden im November und Dezember statt. Die Briefwahlunterlagen liegen der Wahlbenachrichtigung gleich bei – Sie müssen nichts extra beantragen.

 

Also: Wenn Sie zu den etwa 1.200 Mitgliedern unserer Gemeinden gehören, nehmen Sie sich im November einen Moment Zeit, die Unterlagen durchzusehen. Vielleicht entdecken Sie Menschen oder Gedanken, die Sie ansprechen. Und nutzen Sie Ihre Stimme – sie zählt.

 

Abstimmen, damit es wieder (ein wenig mehr) stimmt.

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