Berufswunsch: Fährmann auf der Liepnitzsee-Fähre

Als Saisonarbeiter auf dem Großen Werder: über seinen Job in schönster Umgebung spricht WPunkt mit Bas Ruyters

Anlegestelle der Fähre zum Großen Werder, Bildnachweis Bas Ruyters

Ich habe ja in meiner Überschrift etwas übertrieben, du hattest diesen Sommer einen kleinen Job auf dem Großen Werder, was sind deine Erfahrungen und wie hat es dir gefallen?

Ich mache praktische Arbeiten wie be- und entladen der Fähre, Gartenarbeiten und alles Mögliche im Umfeld der Klause. Ich bin kein Fährmann, das machen andere als Minijob. Ich habe vor allem bei kleinen Bauprojekten wie Zaunbau für die Hühner mitgemacht.

 

Es wird ein bisschen Gemüse angebaut wie Kartoffeln und die Hühner werden versorgt und müssen geschützt werden vor den Wildtieren auf der Insel. Der Zaun am Garten hinter der Klause wurde auch verbessert, um die Wildschweine raus zu halten. Es gibt auch ein Bienenprojekt mit eigenem Honig.

 

Weil ich auch Krankenversichert werden musste ist mir mein Chef entgegengekommen. Ich arbeite etwas mehr als bei einem Minijob, meist bin ich dort an drei Tagen die Woche. In dieser Zeit haben wir auch beim Steg die Plattform gebaut, das war auch ne schwerere Arbeit.

Wie bist du dazu gekommen und was hat dir besonders gefallen?

Ich bin über die Bernauer Arbeitsagentur auf das Angebot gestoßen, ich hatte Lust auf Tätigkeiten an der frischen Luft und in der Natur. Es war auch keine besondere Ausbildung erforderlich, dachte ich mir das ist cool und passt erstmal für mich. Mein Chef macht alles selbst: Fährmann, den Betrieb der Klause und alles Handwerkliche und er stellt ebenfalls einige Leute an.

 

Es ist einfach ein wunderschöner Ort, auch wenn man arbeiten muss. Unter der Woche, zu meinen Arbeitstagen, ist es eher ruhig in der Klause. Die Saison ist nun zu Ende, vielleicht fallen noch ein paar Restarbeiten an.

 

Es ist dort schon irgendwie eine andere Welt, viele Leute kennen einander und sind schon lange dabei. Ich fand das interessant für mich, da wir erst letztes Jahr nach Wandlitz gezogen sind, konnte ich einige Leute und auch deren Mentalität kennenlernen, denn ich komme zwar auch aus einem Dorf, aber aus Belgien. Da habe ich natürlich noch ein bisschen Sprachprobleme mit „icke“ und „et jukt“ und fühle mich nicht auf Anhieb heimisch. Alle waren nett zu mir und meinen es gut, da braucht man einfach Zeit.

Mit dem Rad bis zum Fähranleger, ein wunderschöner Weg zur Arbeitsstelle, Bildnachweis: Bas Ruyters

Besonders gut hat mir mein Arbeitsweg gefallen: mit dem Fahrrad durch den tollen Wald bis zum Fähranleger, am See habe ich mir auch den Reim auf Niederländisch ausgedacht: (27/9 – Liepnitzsee)

 

Glanzende golven

Het lijkt wel aan zee

Wachten op de veerboot

Neemt hij me mee?

Was könnte man deiner Meinung nach noch verbessern?

Manche Sachen auf dem Großen Werder sind schon nachhaltig, es gibt kein Strom dort und daher wird Sonnenstrom neben dem Generator genutzt. Es wurden auch viele Materialien wiederverwendet. Wir holen auch die Mülltonnen beim Zeltverein ab und bringen alles von der Insel runter. Ich finde es gut, dass so viel selbst gemacht wird, fände es auch interessant, wenn noch mehr ökologische Materialien dazu genutzt werden würden.

 

Gut zu wissen: Der Große Werder, die Fähre und Insulaner Klause

Werder ist eine landschaftliche Bezeichnung für eine Flussinsel, eine Insel in einem See bzw. für aus einem Sumpf- oder Moorgebiet urbar gemachtes Land.

Als Großer Werder wird die Insel in der Mitte des Liepnitzsees bezeichnet, deren Spitze 73m beträgt. Die 34ha große Insel wird von Wandlitz verwaltet, gehört aber seit 1914 Berlin ebenso wie der größte Teil des Liepnitzsees. Früh etablierte sich ein Campingplatz auf dem Großen Werder, der aber nach der Wiedervereinigung aufgrund der bundesdeutschen Vorschriften bis auf die Campingplätze der Interessengemeinschaft Campingfreunde Liepnitzsee e. V. auf das andere Ufer verlegt wurde.

 

„Der Überlieferung nach zog Mitte des 19. Jh. Gustav Spengler den Grafen von Redern aus Lanke aus einem Sumpf. Der Graf überließ ihm dafür die Insel nebst Gehöft zur Bewirtschaftung. Später eröffneten die Spenglers dort ein Lokal“

 

Die Überfahrt mit der Liepnitzsee-Fähre  ist zwischen April und November morgens ab 10:00 Uhr mit der Liepnitzsee-Fähre „Frieda“ stündlich von den Anlegestellen Ützdorf Nord- und Südufer zur Insel „Großer Werder“ möglich.  Fünf Fährmänner halten den Betrieb in der Saison aufrecht.

 

Die Insulaner Klause  ist schon seit mehr als 100 Jahren beliebtes Ausflugsziel und bietet von Kaffee und Kuchen bis Bier, Kartoffelsalat und Grillgut eine Stärkung an.

Die Liepnitzsee Fähre "Frieda", Bildnachweis Bas Ruyters

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