Der Slogan „Tradition bewahren – Neues wagen“ bleibt weiter aktuell

Brandenburger Kommunalverfassung

Grundlage dieser BV ist der § 9 Abs. (4) der Brandenburger Kommunalverfassung. Danach kann die Gemeinde eine zusätzliche Bezeichnung, die auf Historie, die Eigenart oder Bedeutung der Gemeinde hinweist, führen. Die Gemeindevertretung GV muss allerdings die zusätzliche Bezeichnung mit einer Mehrheit von drei Vierteln der Gemeindevertreter beschließen.  Übrigens wirbt die Gemeinde Wandlitz auf ihrer Internetseite seit Längerem mit den drei Ws „Wald –Wasser – Wandlitz“ und unsere Ehrenamtsagentur hat die Initiative „Grün, grüner, Wandlitz“ ins Leben gerufen.

Bei diesem Thema geht es aber um viel mehr als um eine zusätzliche Bezeichnung für die Gemeinde. Es geht um die zukünftige Entwicklung der Großgemeinde Wandlitz. Dazu haben wir mit interfraktionellen Beschlüssen der Gemeindevertretung zur Fortschreibung des bestehenden Leitbildes bis 2030, dem Achsenentwicklungskonzept und der Erarbeitung eines umfassenden Gemeindeentwicklungskonzeptes die Zielstellung formuliert und den kommunalpolitischen Rahmen gesetzt.

Jetzt schon hat der Bürgermeister in seinem Statement in der Gemeindevertretung am 27. Mai 2021 in der Sitzung der GV zum Ausdruck gebracht, das Gemeindeentwicklungskonzept zu koordinieren und mit den Bürger:innen und Kommunalpolitiker:innen zu entwickeln. Dazu will er die personellen, materiellen und finanziellen Voraussetzungen schaffen. Gleichzeitig hat er sich das Ziel gesetzt, ich zitiere wörtlich: „Wandlitz und seine neun Ortsteile naturnah, ökologisch, regenerativ und familienfreundlich weiterzuentwickeln, ist das Programm, das ich verfolge und von dem ich überzeugt bin, dass dies erreichbar ist.“ Herr Bürgermeister, wir werden Sie beim Wort nehmen, aber nicht erst, wenn alle Entscheidungen gefallen sind! Neben den ambitionierten Zielen im Wohnungsbau sollten Sie, Herr Bürgermeister, unter anderem auch die Ansiedlung von digitalen Start-up-Unternehmen in unserer Gemeinde auf Ihre Agenda setzen!

Im gleichen Papier schlägt er aber dicke Pflöcke des Wachstums in der Gemeinde ein. Er kann es nicht akzeptieren, dass wir auch Städtern aus Berlin den Zuzug verwehren wollen und fügt hinzu, dass die Parole „Wandlitz den Wandlitzern“ eine Parole von gestern ist, die nichts mit der Zukunft zu tun habe. Diese beiden Sätze sollten nicht unkommentiert bleiben, weil sie allein den Fokus auf ein schnelles Wachstum der Einwohnerzahlen richtet. Niemand will Städtern aus Berlin oder anderen Orten Deutschlands den Zuzug nach Wandlitz verwehren. Übrigens, wenn Bürger:innen in unsere Großgemeinde ziehen, werden sie Wandlitzer. Deshalb ist die Parole „Wandlitz den Wandlitzern“ keine Parole von gestern, sondern für das Heute und Morgen. Was „wir“ allerdings nicht wollen, ist ein ungesteuertes und grenzenloses Wachstum der Einwohnerzahlen in unserer „Großgemeinde“. Der Bürgermeister stellt in seinem Statement fest, ich zitiere wörtlich: „Wir planen und konzipieren, weil wir gestalten wollen, und zwar die heutigen, aber insbesondere das zukünftige Gesicht unserer Gemeinde“. Ja aber, wie soll das zukünftige Gesicht unser „Großgemeinde“ aussehen? Wollen wir in versteinten Schlafstätten wohnen oder leben wir in lebendigen und funktionierenden Dörfern, umgeben von Wald und Seen? Wollen wir langfristig ein Vorort von Berlin werden oder unseren ländlich-dörflichen Charakter erhalten und modernisieren?  Wollen wir grenzenlos wachsen oder wollen wir unser Wachstum verträglich für Mensch und Natur gestalten?

Klar ist, dass wir mit der Fortschreibung unseres Leitbildes 2030, der Umsetzung des Achsen- und der Erarbeitung des Gemeindeentwicklungskonzeptes die entscheidenden Weichen für die weitere Entwicklung der „Großgemeinde“ Wandlitz stellen müssen! Klar ist, dass sich dadurch das konkrete Lebens- und Wohnumfeld unserer Einwohner:innen nachhaltig verändern könnte! Klar ist, dass wir für diesen möglichen grundsätzlichen Wandel die Mithilfe und Zustimmung unserer Bürgerinnen und Bürger brauchen. Rechtzeitiges und transparentes Einbeziehen der Einwohne:rinnen ist zwingend notwendig.

Leben – Wohnen – Arbeiten

in einer Wald- und Seengemeinde, das sollte unser Anspruch sein. Das können wir aber nur, wenn wir unser Wachstum bewusst steuern und verwirklichen. Letztlich geht es um die Lebensqualität unserer Einwohner:innen, das heißt eben nicht nur ein Wohnort, ausreichend Kitaplätze und Schulen, Kultur- und Sportangebote zu haben, sondern auch im Wald spazieren gehen, in Seen schwimmen und im Grünen wohnen zu können. Dass das so bleibt, werden wir, ausgehend vom Beschluss der Gemeindevertretung, eine Einwohnerbefragung zur weiteren Entwicklung unserer „Großgemeinde“ initiieren.