Ein ganz normales Leben – und doch einiges mehr: Hartmut Arndt
Am 2. Oktober 2025 verlor Hartmut Arndt seinem Kampf gegen den Krebs. Er hat nicht nur als langjähriger Direktor des Gymnasiums Wandlitz und leidenschaftlicher Musiker Spuren hinterlassen. Peter Dudyka und Eva-Maria Dombrowski im Gespräch über einen Weggefährten, Mitstreiter und Freund, den sie vermissen.
Vorab:
Zum Gedenken und zur Erinnerung hat das Gymnasium Wandlitz einen „Raum der Stille“ eingerichtet, der an den Schultagen geöffnet ist. In dem Gedenkraum liegt ein Kondolenzbuch aus.
Es findet außerdem eine öffentliche Gedenkveranstaltung am Freitag, den 17.10. um 16 Uhr auf dem Schulhof des Gymnasium Wandlitz statt.
Die Familie bittet von Blumenspenden abzusehen zugunsten einer Spende an die Palliativstation des GLG Werner Forßmann Klinikums Eberswalde.

Peter, wir haben Hartmut sehr intensiv während seiner Zeit am Gymnasium kennengelernt, du als Schulelternsprecher und ich als Klassensprecherin. Hartmut Arndt hatte 1991 für die Gründung des Gymnasiums aus der polytechnischen Oberschule gekämpft.
Peter Dudyka: ja, ich war damals allerdings noch nicht dabei. Zusammen mit seinen Mitstreitern Ingo Musewald und Reinhold Dellmann haben sie das geschafft. Ich konnte von den Früchten dieses Engagements profitieren. Vor der Wende war es für unseren körperlich behinderten Sohn nicht erlaubt, auf diese Schule zu gehe. Mit den neuen Chancen nach der Wende habe ich mich um einen Schulwechsel auf das Gymnasium bemüht und Hartmut hat sich dieser Sache angenommen.
Er hat es nicht nur ermöglicht, sondern auch bis ins Detail für eine Umsetzung gesorgt. Der Klassenraum wurde ins Erdgeschoss verlegt und für den Zugang zum Fachkabinett im oberen Geschoss sorgten die Mitschüler.
Kaum zu glauben, wenn man den heutigen Campus des Gymnasiums kennt, aber bereits 10 Jahre nach der Gründung sollte das Gymnasium Wandlitz abgewickelt werden. Die Schülerzahlen waren eingebrochen, und es hieß, mit dem Barnim Gymnasium seien ausreichend Plätze vorhanden. Wie hast du Hartmut in dieser aufregenden Zeit erlebt?
Peter Dudyka: Wir haben ja bestimmt dreimal die Woche zusammengesessen mit engagierten Lehrer:innen und Eltern und haben Strategien entwickelt, Zahlen gesammelt zu Übergangsquoten, Einschulungen an den Grundschulen und Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Gemeinde.
Hartmut war ja Mathematik- und Physiklehrer und entsprechend baute er seine Argumentation auf Zahlen, Daten und Fakten auf. Ich fing als stellvertretender Klassensprecher an und war ruckzuck in den Kreiselternrat gewählt worden. Er hat mich immer unterstützt.
Hartmut hat es immer geschafft einen Konsens zu finden und Gemeinschaften zu bilden, er hat erst überlegt und sich einen Plan gemacht und dann erst rückte er damit heraus. Das war also immer fundiert und wir konnten da mitgehen, gemeinsam mit ihm. So wurden wir eine verlässliche, engagierte Truppe aus Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft. Das ist sein großer Verdienst.

Ich kann mich an keinen meiner Schulleiter erinnern, das ist bei Hartmut anders. Wie hast du ihn als Mensch in der Leitungsfunktion erlebt?
Das Gymnasium, die Schüler und die Lehrerschaft war seine Herzensangelegenheit. Das konnte jeder spüren, der mit ihm in Kontakt war, die Schüler:innen hatten Vertrauen zu ihm, er nahm sich Zeit und konnte zuhören.
Seine Reden zur Abiturabschlussfeier waren emotional, er war ein gefühlsbetonter Mensch und da flossen auch schon mal Tränen, denn es ging ihm nahe, wieder eine Generation an Abiturienten zu verabschieden.
Er hätte so gerne die neue Turnhalle als Direktor eingeweiht, das konnte er aus gesundheitlichen Gründen nur als Ehrengast miterleben. Aber er hatte sehr engen Kontakt zu seinem Nachfolger, Dr. Steffen Neumeyer, der die Leitung auch in seinem Sinne fortführt.
Hartmut kam 1983 aus der Uckermark nach Klosterfelde, lebte mit Ehefrau Maren und zwei Söhnen dort. Er war im Ort und ja auch politisch als Sozialdemokrat aktiv, in der Gemeinde und im Landkreis.
Ja, besonders die Jahre, in denen er zum Vorsitzenden der Gemeindevertretung gewählt wurde, haben auch mich politisch geprägt. Anders als heute hat er es verstanden, trotz Kontroversen einen fairen Umgang und guten Ton in den Versammlungen durchzusetzen.
Er war ja nicht laut, eher still. Erst wenn er sich alles überlegt und hin und her gewendet hatte präsentierte er uns seine Idee, die war dann auch entsprechend fundiert.
Klar waren die Zeiten nicht immer einfach, sondern anstrengend und aufreibend. Sein Ausgleich fand er auf dem Boot, er war begeistert vom Sport, unterstützte Union Klosterfelde und er konnte auch feiern.
Aber vor allem hatte er seine Musik. Das habe ich immer besonders bewundert, wie er Gitarre spielen und singen konnte. Er trat im Tapferen Schneiderlein in Klosterfelde oder auf der Badewiese am Stolzenhagener See auf, und regelmäßig spielte er auf der Weihnachtsfeier von Union Klosterfelde. Früher war er Mitglied der irischen Band Stouts und hat dann lange in der neu gegründete Band Sassenach gespielt.
Seine Familie, sein aufrichtiges Interesse an seiner Umwelt und sicher nicht zuletzt auch seine Musik, haben ihm viele Jahre geholfen gegen die Krankheit anzukämpfen
Wir alle vermissen ihn sehr.
