Ein neues Leitbild für die Gemeinde Wandlitz
Die Gemeinde Wandlitz leidet wie viele Kommunen im Speckgürtel unter erheblichen Wachstumsschmerzen. Viele Menschen wollen in unsere Gemeinde ziehen, aber die Infrastruktur, vor allem die soziale Infrastruktur, hält mit der Entwicklung nicht Schritt oder ist bereits hoffnungslos überfordert. Daher nehmen auch die Abwehrreflexe bei den Einwohnerinnen und Einwohnern zu. Ein Ausweg aus diesem Dilemma wäre die Entwicklung eines neuen Leitbildes für die Gemeinde Wandlitz.
Haben wir nicht bereits ein Leitbild?
Ja, haben wir, aber es bildet eben nicht mehr die aktuelle Situation ab und vor allem ist es in der Praxis nicht mehr als eine unverbindliche Empfehlung. Richten wir den Blick auf die Entstehungsgeschichte unseres aktuellen Leitbildes, um aus den Fehlern zu lernen, damit wir es in Zukunft besser machen.
Mit großem Aufwand, einer externen Beratung und Moderation, erheblichem Engagement von Ehrenamtlichen und Ressourceneinsatz von Hauptamtlichen haben wir ein Leitbild entwickelt. Allerdings hat es einen gravierenden Schönheitsfehler, es ist nicht operationalisierbar. Seinerzeit hatte die Beratungsfirma vorgeschlagen, das Leitbild auf die einzelnen Fachgebiete der Gemeinde herunterzubrechen. So war es ja auch ursprünglich angedacht. Die Vorgaben des Leitbildes sollten sogar der Erfolgskontrolle für die Verwaltung dienen. Aber die Widerstände waren hoch. Weder die damalige Bürgermeisterin noch die Gemeindevertretung GV wollten sich einem solchen Regime unterwerfen. Das wichtigste Argument waren die weiteren Kosten, die für die externe Beratungsfirma angefallen wären, hätte man das Leitbild herunterbrechen wollen. Auch eine gewisse Workshop- Müdigkeit durfte bei allen Beteiligten unterstellt werden, ebenso wie die Befürchtung, nicht mehr frei entscheiden zu können. Dabei machen wir das doch mit dem Flächennutzungsplan und den daraus abzuleitenden Bebauungsplänen ähnlich.
Eine breite Basis, in der alle Betroffenen, Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder der GV, Ortsbeiräte, Verwaltung sowie Wirtschaft und Zivilgesellschaft vertreten sind, bietet die Gewähr dafür, dass sich in dem Leitbild für die Gemeinde Wandlitz nicht nur eine lautstarke Minderheit mit ihrer Vorstellung der weiteren Entwicklung wiederfindet. Darüber hinaus müssen sich GV und Verwaltung zu dem neuen Leitbild bekennen und ihr Handeln daran ausrichten. Natürlich hat die GV rechtlich das letzte Wort, wenn es um die strategische Ausrichtung der Gemeinde geht. Nur sollten ihre Mitglieder dann auch die Größe haben, das basisdemokratisch erstellte Leitbild mit ihrem Votum zu legitimieren und nicht ihre eigenen Vorschläge, die in den Workshops keine Mehrheit fanden, wieder in der GV einzubringen. Darüber hinaus sollten GV und Verwaltung darauf achten, dass in dem Leitbild auch nur Dinge stehen, für die die Gemeinde zuständig ist und die auf kommunaler Ebene zu beeinflussen sind. Beispiel: Die Gemeinde kann keinen Mietendeckel anordnen, aber sie kann Sozialwohnungen bauen oder bauen lassen.
Extrem wichtig für ein erfolgreiches Leitbild sind begleitende Kontrolle und regelmäßige Aktualisierung. Dem stand die GV seinerzeit sehr kritisch gegenüber. Nur ohne jährliche Berichte über den Stand der Umsetzung, eine entsprechende Debatte in der GV und eine Aktualisierung alle drei bis fünf Jahre, wird das Leitbild auch in Zukunft ein zahnloser Tiger bleiben.
Fassen wir zusammen:
Die Gemeinde Wandlitz braucht ein neues Leitbild, das von einer breiten Beteiligung aller Akteurinnen und Akteure in der Kommunalpolitik entwickelt und getragen wird. Es muss klare Verantwortlichkeiten und Ziele benennen, in regelmäßigen Abständen überprüft und an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Dann haben wir die Chance, die Entwicklung der Gemeinde Wandlitz im Sinne der Menschen, die hier leben und arbeiten, erfolgreich zu gestalten.
Verfasser:in:
Klaus Siebertz