NEB – Der Countdown läuft: Noch 18 Monate bis zum Wasserstoffzug
Auf der virtuellen Pressekonferenz „Mireo Plus B und Mireo Plus H: Neue Wege im Fahrzeugdesign“ am 3.5.2023 wurden die neuen Züge der NEB vorgestellt: 31 Züge mit Elektroantrieb, die auf den teils elektrifizierten Strecken im Osten Brandenburgs auf Oberleitungen bzw. in den nicht elektrifizierten Bereichen auf Batteriebetrieb fahren werden und 7 neue Züge, die mit Wasserstoff betrieben werden und für den ÖPNV im Bereich der Heidekrautbahn vorgesehen sind.
Auf dem Pressetermin
Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB, Thomas Dill, Bereichsleiter Center für Nahverkehrs- und Qualitätsmanagement beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), und Dr. Elmar Zeiler, Leiter Regionalzüge bei Siemens Mobility, gaben einen näheren Einblick in den aktuellen Fortschritt und das Design der neuen Züge. Für die Pressemitteilung zu den Projekten Mireo Plus B und Mireo Plus H siehe unten.
Wasserstoffzüge für die Heidekrautbahn
Im Folgenden beziehe ich mich auf die beantworteten Fragen auf dem Pressetermin und zwar ausschließlich in Bezug auf die für unsere Gemeinde interessanten H2-Züge (H2=Wasserstoff).
Ab Dezember 2024 werden die 7 H2-Züge in Basdorf stationiert, gewartet und betankt. Die baulichen Änderungen werden durch die NEB durchgeführt, die Tankstelle wird durch den Landkreis ausgeschrieben. Eine Betankung wird einmal täglich erforderlich sein, wie es bisher auch beim Diesel gehandhabt wurde.
Das Projekt Mireo Plus H ist ein Verbundprojekt zwischen NEB, Landkreis/Kreiswerke Barnim, Siemens Mobility und Enertrag SE und wird vom Bund gefördert, denn der notwendige Treibstoff H2 wird ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen. In der Brennstoffzelle im Zug wird der Wasserstoff mit Hilfe von Sauerstoff aus der Umgebungsluft in Wasser und elektrische Energie für den Motor des Fahrzeugs umgewandelt. ENERTRAG SE ist ein regional verwurzeltes Unternehmen, das Windkraft- und Fotovoltaikanlagen u.a. in Brandenburg betreibt und seit Jahren in Prenzlau auch eine H2-Tankstelle unterhält. Zur Herstellung wird ENERTRAG also Wind- und Sonnenenergie nutzen und in einem Elektrolyseur, der in Wensickendorf errichtet wird, in H2 umwandeln. Von dort wird der H2 nach Basdorf zur Tankstelle transportiert, offenbar mit Tankwagen.
Fahrverhalten und Neuerungen
Das Fahrverhalten der Züge soll sehr gut sein, die H2-betriebene Brennstoffzelle füllt die Batterie zu 75%. Durch ein komplexes Batteriemanagement wird beim Bremsen Energie zurückgewonnen, das nennt man Rekuperation. Durch die gute Beschleunigung kann ein dynamisches Fahrverhalten umgesetzt werden, mit dem Zeitverzögerungen herausgefahren werden können.
Eine weitere Neuerung, die ein effektiveres Ein- und Aussteigen ermöglichen soll, wurde ebenfalls umgesetzt, die Wegführung für Fahrräder ist im Einbahnstraßenprinzip angelegt und vom Einstieg für Rollstuhlfahrende getrennt. Wir sind alle aufgefordert, uns an dieses Ein- und Ausstiegsmanagement zu gewöhnen und damit Zeitverzögerungen zu minimieren. Es stehen zwar weniger Sitzplätze als bisher in dem neuen, zweiteiligen Zug zur Verfügung, allerdings sind zwei Züge mehr im Bestand, die bei hohem Fahrgastaufkommen angehängt werden können.
Reaktivierung der Stammstrecke
Auf Nachfragen zur Reaktivierung der Stammstrecke waren die Auskünfte nicht ganz so optimistisch, es gab mehr Einwendungen im Planungsprozess als erwartet, auch von Trägern öffentlicher Belange. Für deren Bearbeitung wird entsprechend mehr Zeit benötigt, es stellt daher eine Herausforderung dar, den angesetzten Zeitplan für Stammstrecken einzuhalten.
Eisenbahnfans können sich freuen: am 13.5.2023 zwischen 10-17 Uhr öffnet die NEB ihre Tore in Basdorf www.neb.de/offene-tore/
Weitere Infos siehe PM der NEB und www.neb.de/wasserstoffzug/
Pressemitteilung der NEB:
Mireo Plus B und Mireo Plus H: Neue Wege im Fahrzeugdesign
Siemens Mobility und die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) stellen das Fahrzeugdesign der Mireo Plus B und Mireo Plus H vor.   Außen- und Innendesign beschreiten neue Wege im Hinblick auf Gestaltung und Fahrgastservices.  Die Flotte von insgesamt 38 Fahrzeugen wird im Herbst 2024 geliefert und ab Dezember 2024 im Netz Heidekrautbahn (RB27) und im Netz Ostbrandenburg eingesetzt
Der Fahrzeughersteller Siemens Mobility und die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) haben heute das finale Design des Mireo, der ab Dezember 2024 in den Netzen Heidekrautbahn und Ostbrandenburg eingesetzt werden soll, vorgestellt. Sowohl Außen- als auch Innendesign des performanten und nachhaltig konzipierten Fahrzeugs spiegeln die Innovation der klimafreundlichen Hybridantriebe wie auch die umfangreichen Mehrleistungen bei Ausstattung, Fahrgastservice und Komfort wider.
„Wir freuen uns, dass wir diese klimafreundlichen und nachhaltigen Züge mit Wasserstoff- oder Batterieantrieb für die NEB liefern werden“, sagt Elmar Zeiler, Leiter Regionalzüge bei Siemens Mobility. „Die Züge Mireo Plus B und Mireo Plus H vereinen Innovation und Nachhaltigkeit, wo eine Elektrifizierung der Strecke mit Oberleitung nicht möglich oder wirtschaftlich ist. Nur mit einer starken Schiene und alternativen Antriebsarten wird es uns gelingen, einen wesentlichen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten.“
Außendesign
Die Gestaltungsidee des Grafikers Sebastian Büsching nutzt Elemente des Corporate Designs der NEB, um die „herkömmliche“ Außengestaltung von Regionalzügen auf spielerische Weise aufzubrechen. So zeigt die NEB-Variante des Mireo nicht die durchgehenden Streifen oder starren, symmetrischen Formen, die man aus dem Nahverkehr kennt, sondern arbeitet mit locker angeordneten Farbflächen, die nur noch entfernt an die altbekannte Streifenoptik erinnern. Von den einfarbigen Führerständen ausgehend werden die blauen Farbflächen zunehmend von lichtgrauen Elementen zur Mitte hin vollständig aufgelöst. Diese Gestaltungsidee leitet sich aus der Überlegung ab, dass Regionalzüge fast rund um die Uhr rollen, um Fahrgäste zu befördern – die Farbflächen symbolisieren den Übergang von Nacht zu Tag.
Die horizontale Ausrichtung und die angeschrägten Farbflächen des Außendesigns nehmen die Bewegung des Zuges auf und lassen an Geschwindigkeit und Dynamik denken. Der Mireo symbolisiert damit die technologischen Innovationen, die bei der NEB, aber auch im Netz Ostbrandenburg und auf der Heidekrautbahn anstehen.
Türen
Die zweiteiligen Triebwagen sind auf jeder Seite mit drei Türen mit einer Türweite von 1.300 mm ausgestattet. Diese und die Einstiegshöhen von 600 bzw. 800 mm ermöglichen Fahrgästen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen einen problemlosen Ein- und Ausstieg auch bei niedrigeren Bahnsteigen. Durch die gelbe Farbgebung und dunkelblaue Umrandung sind sie zudem kontrastreich in Übereinstimmung mit TSI-PRM gestaltet.
„Ein besonderes Fahrzeug verdient ein besonderes Design“, so Detlef Bröcker, Geschäftsführer der Niederbarnimer Eisenbahn. „Das ungewöhnliche, frische Außen- und Innendesign des Mireo steht für einen im Betrieb CO2-freien, attraktiven und leistungsstarken SPNV. Der Mireo wird ein rollendes Wahrzeichen für Innovation, Klimaschutz und Verkehrswende in Berlin und Brandenburg.“
Innendesign
Wegeleitung & Mehrzweckbereich
Das Innendesign des Mireo für die NEB beginnt bereits außen an den Türen: Eine neuartige Wegeleitung soll den Fahrgastwechsel besonders bei hohem Fahrgast- und Fahrradaufkommen beschleunigen. Der Einstieg erfolgt vorrangig durch die vordere und hintere Tür, die jeweils in einen der zwei Mehrzweckbereiche (erkennbar an den niedrig gesetzten Fenstern) führen. Dementsprechend weisen große Piktogramme (Fahrrad, Rollstuhl) in Richtung der vorgesehenen Einstiegstür; im Inneren des Fahrzeugs werden die Fahrgäste durch Doppelpfeile auf dem Boden geleitet. Der Ausstieg der Fahrräder erfolgt durch die mittlere Tür.
Sitz- & Familienbereich
Auch die Sitzpolster greifen mit Farbgebung und Doppelpfeil zwei Elemente des Corporate Designs der NEB auf und führen die äußere Gestaltung im Inneren des Fahrzeugs fort. Ein Familienbereich bietet verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder und Informationselemente für Eltern und ist anhand der mit einem Spiel beklebten Tische erkennbar.
Der Mireo Plus B ist mit 127 Sitz- und 155 Stehplätzen ausgestattet, der Mireo Plus H mit 134 Sitz- und 145 Stehplätzen. Beide Fahrzeugtypen verfügen über zwölf Fahrradstell- und zwei Rollstuhlplätze.
Mireo: Technologischer Wandel in Brandenburgs SPNV
Der Mireo ist ein hochmoderner Triebzug mit wasserstoff- oder batterieelektrischem Antrieb und zeichnet sich durch ein Traktionssystem mit hoher Antriebsleistung von 1,7 MW für eine Beschleunigung von bis zu 1,1 m/s² und eine zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h aus. Der Mireo ist energiesparend und umweltfreundlich konzipiert. Sowohl die selbsttragende, geschweißte Leichtbaustruktur in Aluminium-Integralbauweise als auch die verbesserte Aerodynamik, Energieeffizienz der Komponenten und das intelligente Bordnetzmanagement tragen zur Reduzierung von Ressourcen und Emissionen bei.
Die NEB hat 2021 und 2022 insgesamt 38 Fahrzeuge der Plattform Mireo bei Siemens Mobility bestellt. Ab Dezember 2024 sollen im Netz Ostbrandenburg 31 batteriebetriebene Fahrzeuge vom Typ Mireo Plus B zum Einsatz kommen; sieben wasserstoffbetriebene Fahrzeuge vom Typ Mireo Plus H sollen im Netz der Heidekrautbahn rollen. Damit kommen zum ersten Mal wasserstoff- und batteriebetriebene Schienenfahrzeuge im ÖPNV in Brandenburg und Berlin zum Einsatz. Die Umstellung von Diesel auf Wasserstoff und Batterie reduziert jährlich den CO2-Ausstoß um rund 14,5 Millionen Kilogramm und spart etwa 5,5 Millionen Liter Diesel ein.
„Mit den Verkehrsverträgen Ostbrandenburg und Heidekrautbahn beginnt in Berlin und Brandenburg eine neue Zeitrechnung“, so Thomas Dill, Bereichsleiter Center für Nahverkehrs- und Qualitätsmanagement beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). „Es ist Tag eins beim Wechsel von herkömmlichen Dieselfahrzeugen zu äußerst umweltfreundlichen Fahrzeugen – bei der Heidekrautbahn sogar der Beginn der CO2-emissionsfreien Zeit auf nicht elektrifizierten Strecken im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Berlin und Brandenburg. Das neue Design passt dazu wunderbar.“
Der Einsatz der Wasserstofffahrzeuge auf der Heidekrautbahn ist Teil von Wasserstoffschiene Heidekrautbahn, einem von Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg geförderten, wissenschaftlich begleiteten Pilot-Verbundprojektes zum Aufbau einer regionalen, nachhaltigen Wasserstoff-Infrastruktur, zu der auch ein Hybridkraftwerk und eine Tankanlage gehören. Der gesamte Zugbetrieb auf der RB27 soll ausschließlich mit grüner – regenerativ und regional erzeugter – Energie erfolgen.
Das Projekt „Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieben im Nahverkehr des Landkreises Barnim“ wird von der Bundesregierung im Rahmen des nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und vom Projektträger Jülich umgesetzt.
Weitere Informationen
Kosten und Zuschüsse für die Batterie- und Wasserstoffzüge für die NEB
Das Auftragsvolumen beträgt einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag und umfasst neben der Beschaffung beider Fahrzeugtypen (Batterie & Wasserstoff) auch Wartungs- und Instandhaltungsverträge.
Sowohl Batterie- und Wasserstofffahrzeuge sind jeweils Teil größerer, parallel laufender Infrastrukturprojekte unter Beteiligung einer Vielzahl von Partnern, die jeweils eigene Projektteile ausführen. Die Fördermittelgeber (Bundes- und Landesministerien) fördern dabei in der Regel nicht die Gesamtprojekte, sondern einzelne Projektteile in unterschiedlicher Höhe. Eine Aussage zur prozentualen Höhe der Gesamtförderung ist daher nicht möglich.
Die NEB hat für verschiedene Projektteile/-maßnahmen wie beispielweise die Beschaffung der Batterie- und Wasserstoffzüge oder den Aufbau der Schnellladestationen von verschiedenen Fördermittelgebern in der Summe rund 34 Mio. Euro an Förderung erhalten.
Der Mireo für die NEB ist derzeit in Produktion. Ab voraussichtlich Ende Oktober 2023 wird die Endmontage im Siemens-Werk in Krefeld sein. Ab Dezember kann ein erster Zug in das Testcenter Berg Wildenrath überführt werden. Ab Anfang 2024 ist dann ein Pressetermin vor Ort mit beiden Fahrzeugtypen möglich.
Einer breiteren Öffentlichkeit wird das Design des Mireo auf dem Tag der offenen Tore der NEB am 13. Mai 2023 in Basdorf vorgestellt. Bis dahin sind Darstellungen des Designs und Pressematerial auf den Webseiten von Siemens Mobility und der NEB zu finden.
Weitere Informationen zu Wasserstoff im Gemeinschaftsprojekt mit der DBÂ
NEB Betriebsgesellschaft mbH
E-Mail: Corinna.Schultheiss@NEB.de oder kontakt@NEB.de
Twitter: www.twitter.com/siemensMobility