Priorität für Fuß- und Radverkehr
Die Gemeindevertretung hat (auf Antrag der FBgW) in 2023 beschlossen, dem Fuß- und Radverkehr bei allen verkehrlichen Maßnahmen Priorität einzuräumen.
MIV und Umweltverbund
Der Autoverkehr wird in der Sprache der Planer „motorisierter Individualverkehr“ MIV genannt. Was nicht MIV ist, wird „Umweltverbund“ genannt. Der motorisierte Individualverkehr MIV stößt gerade auf der L100 an Kapazitätsgrenzen, da diese nicht weiter ausgebaut werden kann.
Wodurch kann eine Entlastung geschaffen werden? Nur durch Verlagerung des MIV auf den Umweltverbund, also Fuß- und Radverkehr, sowie ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr, wenn schienengebunden auch SPNV).
Der innere Schweinehund
Das Umweltbundesamt sagt: Fahrradfahren ist schnell, gesund, umweltfreundlich, klimaschonend, günstig, angesagt und förderungswürdig. Bis zu 30 % der Autofahrten können durch das Fahrrad ersetzt werden. Das wissen wir alle, aber oft ist das Auto eben doch die bequemere Wahl.
Was braucht es also, damit wir unseren „inneren Schweinehund“ überwinden und das Auto öfter mal stehen lassen? Gutes Wetter und Rückenwind alleine tun es nicht. Zu Fuß brauchen wir möglichst direkte und barrierefreie Wege, mit dem Rad wollen wir als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer:innen wahrgenommen werden, und mit Bus und Bahn wünschen wir uns kurze Taktzeiten, um nur einige Dinge zu nennen.
Seit 2009 hat die Gemeinde ein Radverkehrskonzept, und seit geraumer Zeit auch eine Arbeitsgruppe AG ÖPNV. In 2018 wurden etliche bisher gemeinsam benutzbare Fuß- und Radwege „aufgehoben“, 2023 dann die Erstellung eines Radwegekonzeptes beschlossen, das auch Fußverkehr und ÖPNV einschließt. Auch die AG ÖPNV hat sich in AG Mobilität umbenannt und intensiviert ihre Arbeit für den Umweltverbund.
Radverkehrskonzept Teil 1
Das Radverkehrskonzept soll in 3 Teilschritten erarbeitet werden. Für den ersten (hier stehen zunächst die Hauptstrecken im Fokus) ist ein Planungsbüro beauftragt worden. Die Grundlagenermittlung (Status Quo der vorhandenen Wege, Verkehrszählung, Analyse von Quellen und Zielen wie Schulen, Sportanlagen, Bahnhöfe, Einkaufszentren, Einbeziehung bestehender Planungen etc.) hat bereits begonnen, eine online- Bürgerbeteiligung wird im demnächst starten. Anschließend werden Gestaltungsvarianten für Verbesserungen ermittelt, diese mit den Genehmigungsbehörden abgestimmt und schließlich ein Maßnahmenkatalog (auch hier können sich Bürger:innen, z.B. bzgl. Prioritäten beteiligen) an die Verwaltung übergeben. Dazu gehört auch eine Übersicht der Fördermöglichkeiten durch Land, Bund und EU.
Schnelle Lösungen
Die Hoffnung ist, dass gerade auch für die aufgehobenen gemeinsamen Fuß- und Radwege Lösungen gefunden werden, so dass für Schüler:innen, Alltagsradler:innen und Radtourist:innen schnell bessere Verhältnisse geschaffen werden können.
Zwischen 2020 und 2022 gab es mehr als 130 Unfälle mit Radfahrenden! Apropos schneller: Wer sich mit den Radwegen an der B273 nach Wensickendorf und an der L100 zwischen Klosterfelde und Zerpenschleuse beschäftigt hat (um nur 2 Beispiele zu nennen), weiß, dass es auch mal länger als 10 Jahre dauern kann. Für Radwege an Landes- und Bundesstraßen ist nämlich der „Landesbetrieb Straßenwesen“ verantwortlich. Nur, wenn es sich um einen gemeinsam genutzten Fuß- und Radweg oder innerörtliche Wege handelt, kann die Gemeinde selber handeln.
Wie geht‘s weiter?
In den weiteren Schritten des Radverkehrskonzeptes wird intensiver auf die Nebenstrecken eingegangen werden mit dem Ziel, ein hochwertiges und vor allem flächendeckendes Radverkehrsnetz anzulegen. Für alle Fahrten innerhalb und außerhalb der Wandlitzer Ortsteile sollen sichere, bequeme und möglichst direkte Wege angeboten werden. Dafür bieten sich neben dem Bestand Tempo 30-Zonen, verkehrsarme oder verkehrsberuhigte Straßen sowie Wirtschaftswege an, die ggf. durch eine Bestandsverbesserung und einige Lückenschließungen schon in kurzer Zeit eine flächendeckende, fahrradfreundliche Erschließung des Gemeindegebietes gewährleisten.
Für die generelle Einführung von Tempo 30 innerorts sprechen viele gute Gründe, und das wäre auch eine Lösung für die Situation an der L100 (siehe auch ADFC, VCD).
Verfasser:in:
Tilman Dombrowski, Mitglied AG Moblität
Externe Links zum Artikel:
https://www.wandlitz.de/wahlen