Der Perito-Moreno- Gletscher in Patagonien

Ein Reisebericht von Cedrik Dentzer: Nachdem wir aus Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt mit dem Reisebus und vielen Stunden Zeitaufwand endlich in El Calafate angekommen waren, erwartete uns nach einer Nacht Schlaf der drittgrößte Gletscher der Welt. Der Perito-Moreno-Gletscher im atemberaubendsten Gebiet Argentiniens, nämlich Patagonien. Doch wie genau verlief unsere Tour? War es das wert? Und stimmt es, dass dieser Gletscher als einziger seine Gesamtmasse nicht verliert?

Von der Größenordnung her bedeckt er eine Fläche, die mit Buenos Aires City zu vergleichen ist.

Der Gletscher ragt an seiner höchsten Stelle ca. 80m aus dem Wasser, doch er reicht bis auf den Boden des Sees “Lago Argentino”, welches zu einer Gesamthöhe von ca. 160m führt. Die Stadt, in der wir uns befinden heißt El Calafate und liegt ca. 80km entfernt vom Gletscher und 70km entfernt vom “Parque Nacional los Glaciares”. Der Gletscher wächst stetig und jeden Tag. Durch den Pazifikwind, welcher von Chile aus über die Berge hinweg zieht, schneit es dort die ganze Zeit. Der Schnee gefriert und drückt sich als Gletscher dann immer weiter nach außen – Richtung See. Damit habe ich die Basisinformationen genannt, und wir können direkt mit unserer Tagestour anfangen.

 

Um 8:30 wurden wir an einem Treffpunkt abgeholt und in Richtung des Nationalparks gefahren. Dort angekommen, musste jeder 5500R$ bezahlen (umgerechnet 15€, Stand 31.01.2023). Unser erster kleiner Stopp war eine noch weit entfernte Aussichtsplattform, von der wir aber schon die groben Züge der wirklich gigantischen Eiszunge erahnen konnten. Weiter ging es zu einem kleinen “Hafen” (mehr Steg als Hafen), an dem wir in einen eher industriellen Katamaran umstiegen. Von dort aus wurden wir entlang der Südseite auf die Westseite des Gletschers gebracht, wo zwei kleine Hütten standen. Nun Rucksäcke abgestellt und hin zum Gletscher, denn wir hatten ein Eis-Trekking gebucht!

  • Kurzer Ausschwiff meinerseits: Es gibt insgesamt 5 Touren: Plattformen und Staunen, Mini-Eis-Trecking, Big-Eis-Trecking, Kulinarische Kreuzfahrt und Kayakfahrten. Durch die hohe Inflation in Argentinien konnten wir leider nur das Mini-Eis-Trecking buchen, welches für jegliche Altersklassen und Erfahrungen ausgelegt ist.

 

Wir näherten uns also endlich dem Gletscher, bekamen Helme, “Crampones” (Grödel/Eisspikes) und auch Handschuhe waren aus Sicherheitsgründen standardmäßig Pflicht. Und dann ging es los: endlich auf den Gletscher!

Bildnachweis: Laura und Cedrik
Bildnachweis: Laura und Cedrik
Bildnachweis: Laura und Cedrik

Sie fragen sich vermutlich, warum ich so wenig über den Anblick und meine Gefühle dabei berichte: es ist schier unmöglich.

Diese Naturgewalt ist etwas ganz Besonderes, Zauberhaftes, Magisches, Atemberaubendes und schlicht weg Einzigartiges. Allein der Gedanke, dass trotz Klimawandel noch ein Gletscher existiert, der seine Masse nicht verliert ist ein Wunder für sich und sollte uns allen doch ein wenig Hoffnung geben. Dachte ich zumindest.

Mit diesen Crampons zu laufen war ein eigenartiges, aber lustiges Gefühl. Zwei Guides begleiteten unsere Gruppe, die aus 19 Personen, überwiegend aus Korea, Israel, England und uns beiden Deutschen bestand. Während sich alle sehr viel Zeit ließen, Guide 1 Panik wegen des engen Zeitplans bekam und Guide 2 zur Weißglut gebracht wurde, weil sich ein Großteil unserer Gruppe nicht an die Regeln hielt, genossen wir beide einfach nur das Spektakel des Gletschers.

  • Eins sei hierzu noch gesagt: ich dachte immer, auf Postkarten oder in Dokumentationen muss die Farbe doch wohl bearbeitet worden sein, es gibt doch wirklich keine Möglichkeit, dass das Eis so sehr in einem extrem geilen Blau leuchtet. Ich kann ihnen hiermit allerdings versichern, dass es nicht nur genau so, sondern noch 1000x mehr leuchtet. Eine unbeschreibliche Farbe. Wir hatten zudem noch Glück, dass den ganzen Tag die Sonne schien und das kräftige Blau so noch mehr zum Vorschein kam.

 

Die 1:30h verflogen einfach nur so. Und dann mussten wir auch schon wieder hinunter. Uns wurden allerdings ein paar Minuten geschenkt, da sich unsere Gruppe ebenso langsam fortbewegt hatte. Lauri und ich lenkten Guide 2 durch unser Interesse so gut ab, dass er sehr viel bessere Laune bekam und uns selbstständig weitere Informationen mitteilte. Trotz seiner 17 Jahre Erfahrung (meine Güte, fast so lange wie wir leben) brachte ihn jeder einzelne Tag wieder zum Grinsen, wenn er den Gletscher wieder und wieder erkunden durfte. So sucht er nebenbei immer nach neuen Wegen, um die Tour zu verbessern und schließlich muss ja auch alle paar Tage ein neuer Weg gefunden werden, da sich der Gletscher täglich um 2 Meter verschiebt.

 

Nun zu der traurigen Nachricht. Er erzählte uns, dass sich seit 1,5 Jahren die Eismasse des Perito-Moreno-Gletschers doch verringert! Wo wir heute Morgen unsere ersten Schritte auf den Gletscher machten, war vor ein paar Monaten noch alles voller Eis. Selbst eine kleine Höhle ist komplett weggeschmolzen und so leider auch der kleine Funke an Hoffnung in Sachen Klimawandel, den wir an diesem Tag hatten. Wir haben uns den Tag zwar nicht versauen lassen, im Nachhinein hatte diese Information trotzdem einen faden Beigeschmack. Wir bedankten uns recht herzlich für die Erklärungen und Mühen, die er nur uns beiden geschenkt hatte, entledigten uns unserer Ausrüstung, setzten uns an die kleinen Hütten und genossen unsere selbst gemachten Sandwiches mit vollem Blick auf die Südseite. Welch ein herrliches Erlebnis (und endlich die Erfüllung meines Traumes seit Anfang unserer Reise)! Mit dem Katamaran ging’s wieder zum Bus, mit dem Bus zu weiteren Aussichtsplattformen.

“Was soll uns denn jetzt noch umhauen?”

Unser törichter Gedanke sollte uns schnell vergehen. So wie bei den Iguaçu Wasserfällen gab es mehrere Pfade, die wir entlang gehen konnten. Uns wurden die gelbe und die blaue Strecke empfohlen. Durch die blaue Strecke sollten wir die Ostseite des Gletschers betrachten können, wir also: “Hin da!”. Wir kamen allerdings nur durch die gelbe Route zur blauen, und als wir dort so entlangliefen, fielen uns beiden fast die Augen raus. Bei unserem Mini-Eis-Trecking konnten wir maximal 1/3 der gesamten Eismasse sehen, von der Aussichtsplattform jetzt allerdings noch viiiel mehr, sogar die Berge im Hintergrund mit dem stetigen Schneefall. “Mein lieber Scholli, ist der riesig!”

 

Ein weiteres Phänomen konnten wir erst hören, dann selbst betrachten: Immer wieder brechen Teile der Gletscherfront ab und stürzen ins Wasser. Von hier oben hörten wir es ungefähr alle 5 Minuten krachen und dann platschen. Es schienen immer nur kleine Stellen gewesen zu sein. Doch genau als wir die beste Sicht auf die riesige Eismauer hatten und sogar die Videoaufnahme lief, brach ein riesiges Stück laut rumorend und knarzend direkt vor unserer Nase ab. Ein tiefes Raunen erhob sich über der Aussichtsplattform, danach sahen Lauri und ich uns mit weit geöffneten Mündern an. Ein Spektakel, welches seinesgleichen sucht.

Nun mussten wir allerdings langsam umkehren. Im Bus fuhren wieder nach El Calafate. Diesen Tag werden wir nicht vergessen. Es war ein hundertprozentiges Highlight auf unserer Reise!

 

Schalten sie sich doch gerne das Lied “Deep Blue” von Donkey Kid als musikalische Untermalung zu ihrer Vorstellungskraft ein und bei mehr Interesse können sie uns auch auf Instagram @huevo_adventure folgen, dort werden sie sehr viel mehr Bilder und Videos finden.

 

Ich hoffe, ihnen hat mein kleiner Bericht gefallen.




Verfasser:in:
Reisebericht von Cedrik Dentzer

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