Katharina Tarján: Wandlitzer Kantorei, Wandlitzer Kinderchor, Jugendchor Vox Nova

Sie ist vielen in der Gemeinde schon bekannt durch die Chorauftritte, doch sie leitet nicht nur die Kantorei, sondern ist außerdem Musiktheaterpädagogin und Dramaturgin. WPunkt hat Katharina Tarján interviewt.

WPunkt: Katharina, du hast 2009 die Kantorei in Wandlitz gegründet, die 2021 mit dem Barnimer Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Wie hat das angefangen, und wann kam der Kinder- und Jugendchor dazu?

Katharina Tarján: Eigentlich hat alles mit dem Kinderchor angefangen. Als wir 2005 nach Wandlitz gezogen sind, war unser älterer Sohn gerade eineinhalb Jahre alt. Die ersten sozialen Kontakte haben sich natürlich rund um die Kita entwickelt, und als die Eltern erfuhren, dass ich Chorleiterin bin, kam schnell die Idee auf, einen Wandlitzer Kinderchor zu gründen. Das passte gut zu dem Interesse meines inzwischen 5-jährigen Sohnes am Singen.

 

Aber die Eltern wollten auch selber singen. Sehr schnell kamen Anfragen an mich, und die Kantorei  wurde gegründet. Es waren vor allem Eltern, die bereits als Kind Kontakt mit Musik, Kinderchor oder Gesang hatten und das nun wieder aufleben lassen wollten, die nicht nur Volkslieder singen, sondern richtige Chorliteratur erarbeiten wollten.

 

 

WPunkt: Was waren die Herausforderungen hier in unserer Gemeinde? Gab und gibt es genügend stimmgewaltige Bürger:innen?

Katharina Tarján: Klar, das ist kein Problem, die Ausrichtung auf geistliche und weltliche Stücke hat vielen zugesagt. Beim der ersten Chorprobe waren wir nur 7, beim zweiten Treffen hat schon jeder jemanden mitgebracht und inzwischen haben Kinder- und Jugendchor etwa 30 Mitglieder und in der Kantorei sind wir etwa 50.

 

Die Chöre sind also relativ schnell gewachsen und konstant geblieben. Im Gegensatz zu Berlin, wo es viele Chöre gibt und damit die Fluktuation hoch ist, habe ich hier die Chance, dass das Ensemble konstant dabeibleibt, sich etwas entwickeln und aufbauen lässt. Es ist ein richtiges Community-Projekt entstanden. Für mich ist diese Kontinuität ganz toll: Die Ensembles proben sehr gut, wir arbeiten auch viel mit chorischer Stimmbildung. So werden die einzelnen Sänger und Sängerinnen immer besser und sicherer, und damit entwickelt sich das Ensemble immer weiter; wir können also nach und nach anspruchsvollere Literatur bewältigen und sogar kleine Soloparts aus dem Chor besetzen. Die Kinder wechseln irgendwann vom Kinder- in den Jugendchor, und wer nicht gleich zum Studium wegzieht, bleibt uns manchmal sogar noch für die Kantorei eine Zeitlang erhalten.

 

Wir haben ja einen gemeinnützigen Trägerverein gegründet, und die Mitglieder sind unglaublich engagiert und helfen auch bei den Aufbauten für Konzerte oder stellen Verpflegung bereit. Der Vorstand ist sehr aktiv, und die Öffentlichkeitsarbeit, ebenso wie die Pflege des Webauftritts, die Grafik, Bühnen- und Kostümbild für die Musicals werden durch die Mitglieder professionell und mit großer Hingabe betreut, das ist wirklich etwas sehr Besonderes.

 

Herausforderungen gibt es natürlich trotzdem. Im Gemeindegebiet gibt es nur wenige Räume, die groß genug für Chorauftritte sind, insbesondere wenn instrumentale Begleitung dabei ist, dann wird es z.B. in der Wandlitzer Dorfkirche schon zu eng. Auch die Finanzierung ist nicht immer ganz leicht. Der Mitgliedsbeitrag im Trägerverein ist sehr gering, wir wollen ja allen die Möglichkeit zum Mitsingen bieten. Der Vorstand muss also immer wieder rechtzeitig Fördermittelanträge in der Gemeinde und natürlich überregional stellen. Fördermittel kommen dann von der Kulturförderung, der Stiftung der Sparkasse oder von Aktion Mensch, das ist aufwendig und ja immer an ein Projekt gebunden, also nichts, womit man jährlich rechnen kann.

· Kantorei und Jugendchor Vox Nova beim Sommerkonzert 2024 in der Kirche Biesenthal, Foto: Bernd Sahling

WPunkt: Suchst du noch Chormitglieder – meist sind ja Männerstimmen heiß begehrt, und wie wird man dann aufgenommen?

Katharina Tarján: Für die Aufnahme in den Kinder- und Jugendchor gibt es keine Beschränkung, alle Interessierten sind willkommen. Es ist wunderbar zu sehen, wie engagiert und konzentriert gerade der Jugendchor bei den Proben ist, da kann man einen Bleistift zu Boden fallen hören und die Proben sind sehr effektiv, da finden sich auch Neue in der Regel schnell hinein, wenn sie motiviert sind. Im Kinderchor geht es naturgemäß noch etwas spielerischer zu, aber die Kinder wissen genau, wann sie sich wirklich konzentrieren müssen, und spätestens beim Auftritt holen sie dann in der Regel alles heraus, was sie gelernt haben.

 

Für die Aufnahme in die Kantorei ist ein Vorsingen mit mir allein notwendig, um zu sehen, ob die stimmlichen und musikalischen Voraussetzungen passen. Im Prinzip kann jeder Mensch singen bzw. singen lernen, aber es hilft natürlich sehr, wenn man Noten lesen kann oder Chorerfahrung mitbringt.

 

Wir haben im Moment eine gute Größe erreicht, die auch in unseren Probenraum passt, für den uns dankenswerterweise die evangelische Kirche in Wandlitz das Gemeindehaus zur Verfügung stellt, die auch den Kinderchor unterstützt. Dafür gestalten wir regelmäßig Konzerte und Gottesdienste. Außerdem haben wir das große Glück, nun auch quasi etwa zur Hälfte Männerstimmen zu haben. Im Kinder- und Jugendchor gibt es schon etwas mehr Wechsel, da kommt immer mal jemand Neues dazu und dort gibt es auch immer Kapazitäten. Für die Kantorei suche ich gerade nicht aktiv, bin aber immer offen für neue Stimmen, und Interessierte können sich gerne jederzeit melden.

 

Über den Wandlitzer Kinderchor und Jugendchor VOX NOVA entstand 2024 ein Werkstattfilm mit dem Filmregisseur Bernd Sahling.

· Kinderchor Probenwochenende im März 2025 in Blossin: ein Probenfoto, Foto: Detlef Teich

WPunkt: Du hast Musik- und Theaterwissenschaften studiert, als Dramaturgin gearbeitet und bist als Musiktheaterpädagogin beim Kinderopernhaus Lichtenberg der Berliner Staatsoper. Aber du hast auch das Libretto für zwei Kinderopern geschrieben. Die Wahl fiel auf „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, wie kam es dazu?

Katharina Tarján: Die Erstaufführung der kleinen Oper „Jim Knopf“ war 2021 bei den Domstufenfestspielen in Erfurt. Die Idee dazu haben wir gemeinsam mit meinem Schulfreund Tobias Rokahr entwickelt, der Komponist ist und in Hannover an der Hochschule lehrt. Die Bücher von Michael Ende haben uns beiden in unserer Kindheit viel bedeutet, und als Tobias auf die Idee kam, das in eine Oper umzusetzen, war ich gleich begeistert.

 

Wir bekamen dann vom Theater Erfurt auch den Auftrag für den zweiten Teil der Oper, „Jim Knopf und die Wilde 13“ deren Uraufführung jetzt gerade unmittelbar bevorsteht, nämlich am 10. Mai im Großen Haus des Theaters Erfurt.

 

In der Coronazeit kamen wir dann, parallel zur Arbeit an den Opern, auf die Idee, selbst  Musicals für unsere eigenen Kinder- und Jugendchöre zu schreiben, bei denen es außer den Begleitmusikern keine erwachsenen Profis auf der Bühne gibt, sondern nur Kinder und Jugendliche, und in denen dann schon mal einzelne Rollen mit bestimmten Darstellern im Hinterkopf konzipiert sind.

 

WPunkt: So entstanden schon einige Kindermusicals, aktuell das Kindermusical „Die Heilige Insel“ hier im Goldenen Löwen. Erzähl doch mal was darüber.

Katharina Tarján: Ja, zuerst entstand das erste Musical Grimmy  zusammen mit meinem älteren Sohn Dorian, der als Songtext-Autor Teil des Musicalteams ist, wir haben es 2023 im Tapferen Schneiderlein in Klosterfelde und auch im Goldenen Löwen aufgeführt.  Ganz neu führen jetzt der Kinderchor und der Jugendchor zusammen das Musical „Die Heilige Insel“ auf.

 

Premiere ist am Samstag, dem 3. Mai um 16 Uhr im Goldenen Löwen.

 

‚Die Heilige Insel‘ handelt von vier Tiergruppen:

 

Frösche, Elefanten, Ziegen und Einhörner, die sich um eine Insel streiten. Sie veranstalten einen Wettbewerb, der kein Ergebnis bringt, machen sich auf den Weg zum ‚Alten Weisen’ der Insel, auf dem sie allerhand Hindernisse bewältigen müssen, und merken dabei, dass jede Gruppe besondere Fähigkeiten hat und dass es sich bei allen Unterschiedlichkeiten in Freundschaft und Gemeinschaft doch am besten lebt.

Auch wenn es nicht so aussieht, ja, bin ich doch schon ganz aufgeregt und hoffe, wir haben viele Besucher:innen. Weitere Aufführungen sind am 11. und 12. Oktober im Casino Basdorf. Das freut mich besonders, dankenswerterweise hat der PSV Basdorf so eine gute Lösung für den Veranstaltungsort ermöglicht. Denn die Aufführungskosten müssen ja eingeworben werden, wir spielen das Musical bei freiem Eintritt und wir hoffen auf Spenden.

 

WPunkt: Du bist ja beruflich vielseitig unterwegs. Gibt es einen Punkt für dich, an dem alle Fäden zusammenlaufen?

Katharina Tarján: Ich mag meine berufliche ‚bunte Mischung‘ sehr gerne, bin aber froh über die Kontinuität durch die festen Gruppen, die ich leite, und in den konstanten Zusammenarbeiten: mit tollen Instrumentalisten, die immer wieder unsere Projekte in Wandlitz begleiten, mit dem Komponisten Tobias Rokahr und mit meinem Sohn Dorian – der hat übrigens am 30. Mai sein erstes großes eigenes Konzert als TAUBENRAUCHER.

 

Der Kern meiner Arbeit waren eigentlich immer Musik und Musiktheater – mit und für kleine und große Menschen. Und ja, ich würde auch gerne mit der Kantorei Wandlitz mal ein Musiktheater auf die Bühne bringen – vielleicht eines, bei dem alle Chorgruppen gemeinsam auf der Bühne stehen, wer weiß, das könnte ein Projekt für die Zukunft sein!

· Kinderchor Probenwochenende, ein Chorfoto am See, Foto: Detlef Teich

Abonnieren Sie den

W.Punkt-Newsletter

Immer auf dem Laufenden bleiben und direkt im eigenen Postfach.