Ein Radwegekonzept für Wandlitz

In den letzten Monaten wurde der „Sachstand zum Radwegausbaukonzept der Gemeinde Wandlitz“ in den Ortsbeiräten und der Gemeindevertreterversammlung vorgestellt. Er zeigt einige wichtige Aspekte auf. Wir sind aber noch weit von einem „integrierten“ Radwegekonzept entfernt. Natürlich muss es einen durchgehenden Radweg zwischen Schönerlinde und Zerpenschleuse geben; die aktuelle Situation ist absolut unbefriedigend. Nach Lanke und Prenden kommt man einigermaßen gut, aber das ist bei Weitem noch nicht alles!

Radfahren und die Ortskerne vom Verkehr entlasten

Die Förderung des Radverkehrs kommt allen Menschen zugute, auch denjenigen, die überwiegend das Auto nutzen oder zu Fuß gehen. Denn der Radverkehr ist als umweltfreundlicher Verkehr weder mit Lärm noch mit schädlichen Emissionen verbunden. Sein Flächenbedarf ist gering. Zusammen mit dem ÖPNV und dem Fußverkehr bietet er die Möglichkeit, insbesondere die Ortskerne vom Kraftfahrzeugverkehr und damit vom Stau, von Schadstoffen und Lärm zu entlasten. Deshalb werden Gemeinden mit hohen Radverkehrsanteilen meistens als besonders lebendig und lebenswert bewertet.

Radfahrer: innen wissen: Radeln spart Geld, ist bei Entfernungen bis sechs Kilometer sogar meist das schnellste Verkehrsmittel und fördert die Gesundheit. Kreislauffunktionen werden verbessert, das Immunsystem gestärkt und die motorischen Fähigkeiten allgemein unterstützt. Gerade Kinder können davon profitieren! Das sagt der Nationale Radverkehrsplan 2020, und grundsätzlich wissen wir das alle. Bei der Achsenentwicklung hat der Verkehrsverbund (also alles, was nicht motorisierter Individualverkehr ist) höchste Priorität.

Was würde uns anspornen, das Fahrrad nicht nur zum Spazierenfahren am Wochenende, sondern auch im Alltag häufiger zu benutzen?

Ein sicheres, bedarfsgerechtes und komfortables Radwegenetz ist eine der Voraussetzungen. Die Radverkehrsinfrastruktur ist meistens nicht das Ergebnis einer integrierten und strategischen Planung, sondern lediglich ein Resultat der verfügbaren Mittel und/oder Flächen und entstand (wenn überhaupt) eher zufällig dort, wo ohnehin Straßenbaumaßnahmen durchgeführt wurden. Wir brauchen aber durchgängige und vor allem alltagstaugliche Radverkehrsnetze. Diese sollten alle wesentlichen Quell- und Zielpunkte (Haltestellen, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Gemeindehäuser, Freizeit- und Sportstätten usw.) verbinden. Dazu sollen Schüler: innen an allen Grund- und weiterführenden Schulen (die aktuell größte Gruppe von Radfahrer: innen) und Bürger: innen befragt werden, die Auskunft über die Häufigkeit der Radnutzung und die Wahl der Routen geben sollten. Zudem soll gefragt werden, welche Gefahrenstellen sich auf den unterschiedlichen Routen befinden.

Je nach örtlicher Situation werden Fahrbahnen, Radverkehrsanlagen, eigene (selbständige) Radwege oder ländliche Wege (Feldwege, Forstwege, Wirtschaftswege etc.) genutzt. Dabei ist gerade abseits der Hauptverkehrsstraßen eine Mischung des Radverkehrs mit dem motorisierten Individualverkehr auch aus Verkehrssicherheitsgründen grundsätzlich zu begrüßen. Tempo 30-Zonen, verkehrsberuhigte Bereiche und Fahrradstraßen sind daher wichtige Elemente in durchgängigen Radverkehrsnetzen. Auf privaten Wegen (z. B. Forst- und Wirtschaftswegen) sind die Rechte der Grundeigentümer oder Nutzungsberechtigten zu beachten und eine Radverkehrsnutzung ist mit diesen abzustimmen.

Radverkehr als selbstverständlicher Bestandteil der Mobilitätspolitik

Der Radverkehr sollte wegen seiner zunehmenden Bedeutung nicht nur ein selbstverständlicher Bestandteil der jeweiligen Verkehrsentwicklungsplanung und der Mobilitätspolitik im Allgemeinen sein. Er sollte vielmehr auch in der Bauleit- und Regionalplanung, in den Fachplänen (beispielsweise für den Nahverkehr) und in sonstigen Fachkonzeptionen (z. B. für den Einzelhandel) verankert werden. Auch unsere B-Pläne sollten daraufhin überprüft werden, ob nicht nur Stellplätze und Einhausungen für Müllcontainer, sondern auch (überdachte) Fahrradständer und gute Anbindungen an Zielpunkte (gerne auch Abkürzungen über private Wege, s.o.) für den nicht motorisierten Individualverkehr berücksichtigt werden.

Bisher ist diese Form integrierter Planung noch nicht weit verbreitet. Dabei ist eine aktive Steuerung der Siedlungsentwicklung oder der lokalen Standortpolitik für Einzelhandel oder Schulen wichtig, um im Sinne einer „Gemeinde der kurzen Wege“ fahrradfreundliche Strukturen zu entwickeln und zu erhalten. Der Landkreis hat sich vorgenommen, sein Konzept bis März 2023 fertigzustellen. Nach fraktionsübergreifenden Gesprächen mit der Gemeindeverwaltung wird diese eine Beschlussvorlage einbringen, die über die aktuellen Notwendigkeiten hinaus Haushaltsmittel für ein Radwegekonzept beantragen wird.

Radeln Sie mit, damit Wandlitz sich von der „Einsteigerkommune“ hin zur Vorreiterin in Sachen Radverkehr entwickelt!

Quellen: https://nationaler-radverkehrsplan.de, https://www.ladadi.de/wirtschaft-infrastruktur-freizeit/radverkehrskonzept.html

Radwegedemo 2021 Klosterflede-Zerpenschleuse, Bildnachweis Marco Scafaro

Was macht eigentlich der Zerpenschleuser Radweg nach Klosterfelde?

Bereits vor etwa fünfzehn Jahren hatte der Bürgerverein Wandlitz annähernd 300 Unterschriften für den Bau eines Radweges entlang der Bundesstraße 109, die mittlerweile zur L100 geworden ist und in dem betroffenen Abschnitt zwischen Zerpenschleuse und Klosterfelde verläuft, gesammelt. „Das Vorhaben werde immer dringender“, so hieß es damals und so ist es auch noch heute.

Bereits im Sommer 2020 sollte nach Aussage aus der Wandlitzer Verwaltung Baubeginn sein und erste Pflock-Setzungen entlang der Route im Wald ließen vorsichtigen Optimismus aufkommen, dass dem auch so sei. Inzwischen ist viel Zeit verstrichen. Einzig, getan hat sich bisher nichts, zumindest nichts, das einen offensichtlichen Fortschritt sichtbar gemacht hätte.

Was ist geschehen, wurde der Radweg aufgegeben? Nein, keinesfalls…

Im Gegenteil, das Projekt kommt jetzt wieder gut voran, es wurde nur vorübergehend ausgebremst. Ursächlich dafür waren, so erfährt man nach Rückfragen bei den Verantwortlichen, vorwiegend folgende Faktoren: Zum einen hatte Corona einen maßgeblichen Anteil daran, dass sich die Bearbeitung bei den zuständigen Behörden und Planern verzögerte. Gerade vor dem Hintergrund von Unklarheiten bei den Besitzverhältnissen von Grundstücken entlang der Route und dem Einhalten von Auflagen zur Breite des Weges, seinen Nebenflächen und Fragen der Verkehrssicherungspflicht, geriet das Vorhaben in Verzug.

Nun sind aber, laut Herrn Stumpf (Amtsleitung Tiefbauamt, Gemeinde Wandlitz) alle Unklarheiten beseitigt und der tatsächliche Baubeginn steht unmittelbar bevor. Gewartet wird noch auf die Zustimmung zu einem Planverzichtsverfahren durch die zuständige Landesbehörde. „Eine reine Formalie“, so Herr Stumpf und berichtet weiter: „die zur Vereinfachung der Umsetzung dient und den direkten Startschuss bedeutet. Findet sich dann noch ein geeignetes Bauunternehmen, sollte dem Baubeginn der ca. 5 Km langen Strecke noch in diesem Jahr nichts mehr im Wege stehen.“

Zeit wird es auch, denn der historische Finowkanal ist seit der offiziellen Eröffnung des „Langen Trödels“ 2016 nun wieder auf voller Länge schiffbar. Der Abschnitt zwischen Liebenwalde und dem Oder-Havel-Kanal bei Zerpenschleuse bekam dazu eine neue Schleusenanlage in Zerpenschleuse, zwei Klappbrücken – eine davon in Liebenwalde – eine Hubbrücke und mehrere moderne Anleger. Insgesamt 15,6 Millionen Euro wurden dafür investiert. Wen wundert es da, wenn immer mehr Touristen auf unseren schönen Ortsteil aufmerksam werden und sich auf den Weg nach Zerpenschleuse machen.

Die Anreise auf der L100 ist für Radfahrer und Fußgänger gefährlich

Bahn, Bus, Boot, Auto und „last but not least“ das Rad oder „Schusters Rappen“ stehen dafür zur Verfügung. Gerade an den Wochenenden und vor allem in den Sommermonaten bleiben, wegen des hohen Verkehrsaufkommens entlang der L100, Begegnungen nicht aus. Übrigens mit steigender Tendenz kommt es immer wieder zu Beinahe-Kollisionen, berichten mir Anwohner und Touristen gleichermaßen. Je schneller wir diese Gruppen räumlich voneinander trennen, desto besser. Der kombinierte Fuß und Radweg ist da der entscheidende Schritt, auf den wir alle warten.




Verfasser:in:
Tilman Dombrowski und Marco Scafaro, Ortsvorsteher Zerpenschleuse

Anmerkungen der Redaktion:
*Anfang des Jahres 2023 fanden die Rodungsarbeiten zum Radweg Klosterfelde-Zerpenschleuse statt

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