Energieautark mit Fotovoltaik, Wärmepumpe und Batteriespeicher?
In diesen Zeiten der hohen Energiepreise und des drohenden Klimawandels fragen sich viele: Was kann eine PV- Anlage (Fotovoltaik, man spricht dennoch von PV, also Photovoltaik) zu meiner Versorgungssicherheit beitragen? Kann sie mich mit Strom versorgen, mein E- Auto laden, warmes Wasser für Heizung und Dusche erzeugen?
Balkonkraftwerk
Für den Balkon gibt es das sogenannte Balkonkraftwerk. Wenn es kein Nordbalkon, eine Außensteckdose vorhanden, eine stabile Befestigungsmöglichkeit gegeben und der Vermieter einverstanden ist, kann man mit 2 PV- Modulen bis zu 600 W eigenen Strom erzeugen. Der Netzbetreiber muss informiert werden und baut einen Zähler ein, der eine Einspeisung ins Netz verhindert. Letzteres ist natürlich ärgerlich, da der erzeugte Strom, den man selber nicht verbraucht, damit verloren geht. Scheint die Sonne, kann mit der erzeugten Energie z.B. der Küchenmixer betrieben werden, bei Volllast braucht er ca. 300 W.
Dach-PV-Anlage
Wer ein Dach besitzt, hat mehr Möglichkeiten. Auch hier kommt es auf die Ausrichtung und natürlich die Größe an. 10 kWp passen in der Regel aufs Dach, dafür braucht’s mindestens 40 m² ohne Schattenwurf von umstehenden Bäumen, Schornsteinen oder sonstigen Aufbauten, dazu etwas Abstand zu den Rändern. Die Ausrichtung muss nicht nach Süden sein, Ost- West hat z.B. wegen der gleichmäßigeren Erzeugung Vorteile, auch wenn etwas weniger Strom erzeugt wird.
Bis 10 kWp (Kilowattstunden peak bezeichnet die maximale Leistung der Anlage) gibt es für den Betreiber einige Vorteile: eine Einspeisevergütung von 8,2 ct/kWh (bzw. 13ct bei Volleinspeisung), keine Einkommenssteuerpflicht, keine Umsatzsteuer, wenn man sich für die sogenannte Kleinunternehmerregelung entscheidet. Es gibt allerdings auch Empfehlungen, soviel Module wie möglich zu installieren, das kann die Wirtschaftlichkeit verbessern, bedeutet aber höheren Aufwand. Die Anmeldung beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister ist für alle Dachanlagen obligatorisch.
Eine PV- Anlage erzeugt Gleichstrom, der von einem Wechselrichter in unseren normalen Haushalts- Wechselstrom gewandelt wird. Dieser Wechselrichter funktioniert nur, wenn er aus dem Netz mit Strom versorgt wird. Eine Autarkie, also Unabhängigkeit vom Netz, ist nur mit einer Batterie und speziellen Komponenten erreichbar. Ob das den zusätzlichen Aufwand wert ist? Wie oft ist bei Ihnen in den letzten Jahren der Strom ausgefallen?
Batterie, Wasserspeicher oder Wärmepumpe als Ergänzung zur PV-Anlage
Ohne weitere Maßnahmen werden Sie mit einer 10 kWp- Anlage rund 10.000 kWh im Jahr erzeugen, von denen Sie nach meinen eigenen Erfahrungen weniger als 10% (im Internet ist von bis zu 30% die Rede) selber verbrauchen. Je mehr Strom sie selber verbrauchen, desto mehr Geld können Sie sparen: die Differenz zwischen Ihrem Stromtarif und der Einspeisevergütung wird in der Regel größer sein als die Einspeisevergütung. Laden Sie ein E- Auto, betreiben Sie eine Wärmepumpe und/oder erzeugen Sie im Sommer warmes Wasser mit einem Heizstab, steigert das den Eigenverbrauch. Allerdings müssen Autoladung und Wärmepumpe betrieben werden, wenn die Sonne scheint. Lesen Sie auch: Erfahrungsbericht mit Planung, Bestellung und Einbau einer Wärmepumpe.
Mit einem Batteriespeicher kann man die Eigennutzung weiter steigern. So ein Speicher kostet aber ca. 1000 €/kWh, was den Eigenstrom erheblich verteuert. Und auch die Leistung eines großen Speichers reicht für eine Schnellladung des Autos nicht aus! Eine gute Idee ist, die Autobatterie direkt als Speicher zu verwenden, dann muss aber das Auto auch zu Hause sein, wenn z.B. abends die Wärmepumpe diesen gespeicherten Strom nutzen soll. Und am nächsten Tag sollte noch genug Ladung vorhanden sein, wenn das Auto benutzt werden sollte.
Die Nutzung von PV ist also nicht nur technisch und rechtlich einigermaßen kompliziert, sondern auch sehr von den Gewohnheiten bzw. Bedürfnissen der Nutzer:innen abhängig. Sie können aber auch ohne eigene Anlage, z.B. als Mitglied einer Energiegenossenschaft wie der „Barnimer Energiewandel e.G.“, an der Erzeugung von erneuerbarer Energie teilhaben.
Verfasser:in:
Tilman Dombrowski, Vorstand Barnimer Energiewandel