NWA investiert in die Daseinsvorsorge in Stolzenhagen
Es gibt Stimmen, die zweifeln an Notwendigkeit und Art der Umsetzung des Neubaus der Druckerhöhungsstation DEST in Stolzenhagen. Der Verband findet die Frage berechtigt, ob dieses Stückchen Wald am Stolzenhagener See wirklich geopfert werden muss.
Uwe Liebehenschel, Vorsitzender der Verbandsversammlung, zitiert den Verbandsvorsteher:
„…der Bauantrag des NWA wurde gründlich durch die zuständigen Ämter geprüft. Nach nochmaliger Prüfung aller Fakten und Sachargumenten hat auch die Forstbehörde zugestimmt. Mit der einstimmigen Beschlussfassung zum Wirtschaftsplan für 2022 hat die Verbandsversammlung des NWA wiederholt die Realisierung aller Investitionsvorhaben zur Stabilisierung der TW-Versorgung bestätigt und der Verbandsleitung einen klaren Auftrag erteilt.
Ausbau für die Zukunft
Die DEST ist für die langfristige Stabilisierung des TW-Systems des NWA zwingend notwendig. Unser Verbandsgebiet liegt im Speckgürtel von Berlin. Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerung der Hauptstadt bis zum Jahr 2030 um 4,7 Prozent wächst. Das stellt unser historisch gewachsenes TW-Netz vor neue Herausforderungen. Diese sind schon jetzt deutlich an heißen Sommertagen zu spüren, wenn der Wasserverbrauch steigt, um den Garten zu bewässern und die Pools zu füllen. Um perspektivisch alle Haushalte ausreichend mit TW zu versorgen, stellt die DEST einen wichtigen Baustein im gesamten Stabilisierungskonzept dar. In unserem Fokus ist die Versorgungssicherheit, die allein mit dieser Anlage ein bisher nicht vorhandenes Instrument darstellt.
Die Wahl des Standortes hat historische Ursachen
In der Nachwendezeit hatte die damals selbstständige Gemeinde Stolzenhagen aufgrund einer vielversprechenden Erkundungsbohrung die Errichtung eines Wasserwerkes in Höhe des Strandbades geplant. Daraufhin wurde von hier über die Straße am See bis zur Dorfkirche eine relativ groß dimensionierte Versorgungsleitung (DN 200) verlegt, an die sich die weiterführenden Leitungsstränge auch in Richtung zur Rahmersee anschlossen. Nach dem Beitritt Stolzenhagens zum neu gegründeten Zweckverband NWA erwiesen weitergehende Untersuchungen, dass der Bau eines Wasserwerks an diesem Standort hydrogeologische nicht sinnvoll ist. Alle weiteren TW-Versorgungskonzeptionen basierten von da an auf der Grundlage der bereits vorhandenen, leistungsstarken Aufbereitungsanlagen in Prenden, Lanke und Basdorf. Die 200er Leitung wurde deshalb Ende der 90er Jahre in Höhe der Lanker Chaussee mit der neuen Transporttrasse und dem restlichen Versorgungsnetz verbunden.
Bei der aktuellen Suche nach einem geeigneten Standort für die Errichtung einer DEST für die westlich gelegenen Versorgungsgebiete erwies sich, dass sich die hydraulisch beste Schnittstelle zwischen der bereits vorhandenen 200er Leitung und den geringer dimensionierten Abzweigungen in Höhe des Stolzenhagener Strandbades befindet.
Gibt es vernünftige Alternativen?
Nein, denn in vertretbarem Abstand zur Schnittstelle gibt es weder ein unbebautes, noch ein waldfreies Grundstück. Bei der Erarbeitung des millionenschweren Investitionsprogramms wurden neben der Wirtschaftlichkeit auch Naturschutzaspekte berücksichtigt. Ein gänzlich anderer (waldfreier) Standort würde eine Neuplanung voraussetzen, was eine Verzögerung des Baus um Jahre bedeutet. Der geplante Kostenrahmen würde sich mit merklichen Auswirkungen auf das Gebührenniveau vervielfachen. Die Versorgungssicherheit der vier Ortsteile Stolzenhagen, Wensickendorf, Schmachtenhagen und Zehlendorf wäre damit für weitere Jahre nicht zu gewährleisten.
Umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen
Um die 60 Bäume, die wir jetzt fällen müssen, zu ersetzen, haben wir die Auflage von umfangreichen Ausgleichsmaßnahmen bekommen. Auf dem Wasserwerksgelände in Prenden werden wir eine Betonstraße zurückbauen und voraussichtlich auch dort das komplette Wiederaufforstungsprogramm über rd. 1.750 m² absolvieren. Die Auswahl des ehemaligen Militärareals ordnet sich nicht nur sinnvoll in das dort wiedererstandene Biotop ein, sondern sichert den Waldzuwachs in der Nähe der Baumfällungen im Gemeindegebietes ab.
Ja, diese Bäume sind deutlich jünger als die Bäume, die wir fällen werden. Das erzeugt zunächst keine adäquate Klimabilanz. Aber gemeinsam mit dem zuständigen Revierförster und dem beauftragten Forstdienstleister werden wir zukunftsfähige Bäume pflanzen, die gewappnet sind für die zukünftigen klimatischen Herausforderungen.
Wald ist uns wichtig
Wir sind uns bewusst, dass Wald eine eminent wichtige Rolle auch für die Grundwasserneubildung spielt. Deshalb versuchen wir, möglichst jeden Baum zu erhalten. Beim Bau der Abwasserkanäle in den Orten legen wir Leitungen um Bäume herum, um sie zu schonen. Um die Bäume bei der Errichtung der TW-Leitung durch den Liepnitz-Wald nicht unnötig zu belasten, haben wir keine Gräben ausgehoben; das Wurzelwerk der Bäume entlang der Trasse wäre zu stark belastet worden. Deshalb hat sich der NWA für das moderne, aber teurere Horizontalspülbohrverfahren entschieden, eine umweltschonende Technik, die nur punktuell Eingriffe in die Waldökologie verursacht.
Trinkwasser für den Garten?
TW ist als Lebensmittel Nr. 1 ein wertvolles Gut. Wir als NWA haben die Aufgabe, es in hoher Qualität zuverlässig und ausreichend zur Verfügung zu stellen, und die Pflicht, sorgsam mit der Ressource umzugehen. Hydrogeologische Untersuchungen haben ergeben, dass unsere Grundwasserleiter momentan und in absehbarer Zeit Neubildungsraten aufweisen, die ausreichende Fördermengen für die Versorgung gewährleisten. Vorsorglich wurden für beide Förderanlagen des Zweckverbandes Anpassungen an die Leistungsfähigkeit der Grundwasservorräte beantragt. Die Kund:innen des NWA verbrauchen durchschnittlich knapp 90L/Tag/Einwohner. Der Verbrauch zur Gartenbewässerung ist deutlich gestiegen. Um einen Versorgungskollaps zu verhindern, mussten in Hitzeperioden temporäre Sprengverbote erlassen werden. Das hat sowohl die technischen Grenzen unseres Verbandsnetzes als auch den dringenden Handlungsbedarf aufgezeigt.
In Beiträgen in der WASSER ZEITUNG und im Amtsblatt appellieren wir schon seit Längerem an die Vernunft der Gartenbesitzer:innen. Wir klären auf, dass ein Wässern des Gartens am Nachmittag und Abend Verschwendung ist, da mehr als die Hälfte des Wassers sofort verdunstet. Wir stellen alternative Pflanzkonzepte, aber auch die Nutzung von Regenwasser für die Gartenbewässerung vor. Wir sind zuversichtlich, mit der noch zu verstärkenden Aufklärungsarbeit zu Änderungen im Umgang mit dem Lebensmittel Wasser bewegen zu können. Der Rückgriff auf administrative Maßnahmen zum sparsamen TW-Einsatz sollte immer das letzte Mittel aller verfügbaren Optionen sein.“
Verfasser:in:
Uwe Liebehenschel, Vorsitzender der Verbandsversammlung