Die Heilige Insel –

Ein Kindermusical als Spiegel der Welt und auch unserer Gemeindevertretung!

Ein kulturelles Highlight in den Basdorfer Gärten

 

Es geschah in Basdorf. Nach der erfolgreichen Premiere im Mai im Goldenen Löwen lud Vox Nova und der Kinderchor der Kantorei Wandlitz Anfang November zu zwei weiteren Aufführungen des Musicals Die Heilige Insel ins Casino der Basdorfer Gärten ein.

 

Schon beim Verteilen der Einladungskarten an die neu eingezogenen Mieterinnen und Mieter war die Freude spürbar: Endlich geschieht etwas Kulturelles – und dazu noch für Kinder – mitten im Neubaugebiet.

 

Bei insgesamt drei Aufführungen erlebten Hunderte von Besuchern ein farbenfrohes, aufregendes Musical vom Jugend- und vom Kinderchor, mit großer Begeisterung, gesungen, getanzt und gespielt. Und zu Recht am Ende mit langem Beifall bedacht.

 

 

Als ich mich bei der letzten Aufführung zwischen Eltern, Kindern und vielen neugierigen Nachbarn einfand, wurde mir mit jeder Szene klarer: Hier geht es nicht bloß um ein Märchen. Es ist eine Geschichte, die auch uns Erwachsenen den Spiegel vorhält. Ich musste an die Streitigkeiten der Fraktionen denken, an den Kampf um Deutungshoheit, an die Schwierigkeit, Kompromisse zu finden – vertraute Szenen aus der Gemeindevertretung.

 

 

Vom Streit zur Einsicht

 

Vier Völker leben auf der Insel der Heiligen: Elefanten, Frösche, Ziegenböcke und Einhörner. Jedes beansprucht die Insel für sich, jedes pinselt über Nacht das Ortsschild neu.

 

 

Dazu erklingt der augenzwinkernde Refrain:

 

„Wem steht die Insel zu,
löst sich der Streit im Nu –
oder macht die Insel einfach bald für immer zu?“

 

Die Kinder lachen, doch bald kippt die Szene: Spott, Mobbing, Zorn. Vier Jahre später ist die Bühne leer. Das Schild verkündet: Geschlossen für immer.

 

Ein stiller, kluger Moment: So sieht sie aus, die Welt, wenn jede Partei nur sich selbst sieht.

 

Doch das Musical bleibt nicht bei der Klage stehen. In einem großen Wettkampf versuchen die Tiere zu beweisen, wessen Gott der wahre ist. Die Ziegenböcke rennen mit ihren Hörnern dicke Bretter durch, die Einhörner singen am schönsten, die Frösche am weitesten, die Elefanten haben das beste Gedächtnis. Jede Gruppe siegt in einer Disziplin – und hat null Punkte in den anderen. Niemand ist besser. Nur anders.

 

Ein neues Lied feiert den Wert des Verschiedenseins – und die Einsicht, dass Vergleich nur trennt.

Alle wollen sie die einzig Heiligen sein: die Frösche, Bildnachweis; Sylvia Ehlers
Alle wollen sie die einzig Heiligen sein: die Einhörner, Bildnachweis; Sylvia Ehlers

Der Weg zum Weisen

 

Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Alten Weisen. Der Weg dorthin ist voller Prüfungen: Eine Brücke lässt sich nur von der anderen Seite öffnen – das gelingt nur den Fröschen. Eine tiefe Schlucht kann nur mit Hilfe der Einhörner überflogen werden.

 

Am Lagerfeuer erzählen sie von Zuhause, von Sehnsucht und Familie. Und im Licht der Flammen wächst aus Misstrauen Freundschaft.

 

Schließlich stehen sie vor dem Weisen. „Wem gehört die Insel?“ fragen sie. Er lächelt: „Ihr wisst es längst. Die Insel gehört allen. Heilig bedeutet: verbunden, gemeinsam, heil.“

 

Im Lied des Weisen heißt es:

 

„Heiligtum – das heißt: Freunde sein,
der Streit soll ruh’n, ihr seid vereint.“

 

So endet das Stück in einem großen Fest. Aus Streit wird Feier, aus Abgrenzung Gemeinschaft.

Alle wollen sie die einzig Heiligen sein: die Elefanten. Bildnachweis: Sylvia Ehlers
Alle wollen sie die einzig Heiligen sein: die Ziegen. Bildnachweis: Sylvia Ehlers

Ein Gleichnis für uns alle

Die Heilige Insel ist, so wurde mir beim Zuschauen klar, weit mehr als ein Kindermusical. Es ist ein Gleichnis unserer Zeit – für ein Wandlitz, ein Deutschland, eine Welt, die lernen muss, dass Verschiedenheit kein Risiko, sondern ihr größter Reichtum ist.

 

Und ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn dieses Stück nicht nur auf Kinderbühnen gespielt würde – sondern einmal in einer Sitzung der Gemeindevertretung Wandlitz. Als Einladung der Kinder an uns Erwachsene, ihnen zuzuhören.

 

Aus Filmen, Büchern und Theaterstücken kennen wir den alten Plot: Die Weisheit, die Unschuld und die Lebenskraft der Kinder können den Älteren helfen, ihre Angst zu lösen, ihr Herz zu öffnen, den Blick für das Gemeinsame wiederzufinden.

 

Vielleicht könnten auch wir – wie die Tiere auf der Insel – lernen, aus einer geteilten Welt wieder eine gemeinsame, heile Kommune zu machen.

 

Die Heilige Insel Musical von Katharina Tarjan, Dorian Stanoschefsky und Tobias Rokahr

Die Insel des Heiligen, Bildnachweis: Sylvia Ehlers



Verfasser:in:
Mathis Oberhof, Mitglied der Kantorei Wandlitz.

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