Vom Streitobjekt zum MEDPUNKT: Neues an der L100
Über den Bau neben dem Rathauscenter an der L100 wurde lange gestritten. Nun ist er fertiggestellt und bietet neben etlichen Mitwohnungen auch eine neue allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis in der Prenzlauer Chaussee 151. WPunkt im Gespräch mit Dr. med. Tom Gromann, Frau Gromann von der ambulanten Intensivpflege aip und der Ernährungsberaterin Nancy Michaelis.
Dr. Gromann, wir freuen uns, dass Sie unsere Gemeinde gleich noch mit einer Kollegin und einem Kollegen bereichern. Wie kam es zu der Gründung des MEDPUNKT an der L100?
Dr. Gromann: Da muss ich etwas weiter ausholen. Ich war im ersten Leben Krankenhausarzt mit Schwerpunkt Anästhesie und Intensivmedizin, in Berlin am Deutschen Herzzentrum als Oberarzt der Intensivstation. Meine Frau gründete vor 13 Jahren in Wandlitz die AIP, die sich inzwischen mit verschiedenen Standorten etabliert hat. Sie wollte, dass ich mich mehr um die Patienten in der Region und die von AIP vor Ort kümmere. Daher habe ich zunächst die Zusatzweiterbildung im Bereich Palliativmedizin gemacht.
Vor ein paar Jahren habe ich mich dann zum Facharzt für Allgemeinmedizin ausbilden lassen und habe in einer Praxis gearbeitet. An die Zeit in Eberswalde denke ich sehr gerne zurück. Der Wechsel vom Krankenhaus zur Niederlassung war heftig, am Anfang war ich skeptisch, aber jetzt weiß ich, dass das genau der richtige Schritt für mich war.
Meine Familie ist vor zwei Jahren dann nach Wandlitz gezogen. Wir fühlen uns hier sehr wohl und haben Spaß an der Arbeit, woran mein Ausbilder und Freund aus Eberswalde einen großen Anteil hat, da er mich so gut an diese neue Aufgabe herangeführt hat.
Wir haben zunächst in der ersten Etage in den Räumen von aip klein angefangen. Unser gesamtes Team musste sich ja erst einmal umgewöhnen von der Krankenhausroutine zur Niederlassung. Durch Zufall habe ich Dr. Wolfgang Ruisz, einen sehr erfahrenen Internisten in Klosterfelde wiedergetroffen und wir schmiedeten gemeinsame Zukunftspläne. Inzwischen ist er angestellter Arzt im MEDPUNKT Wandlitz.
Wie passen die vier Ärzte zusammen?
Dr. Gromann: Wir sind ein Ärzteteam und kennen uns alle aus dem Deutschen Herzzentrum Berlin, das ist sehr gut für die Zusammenarbeit. Dr. Ruisz ist Kardiologe, er kann allerdings hier nicht als Facharzt tätig sein, dafür haben wir im Schatten des Bernauer Herzzentrum von der Kassenärztlichen Vereinigung* natürlich keinen Sitz bekommen. Seine besondere Expertise hat aber natürlich Auswirkung auf sein Wirken als hausärztlicher Internist. Ebenso bin ich sehr froh, Frau Dr. Claros gewonnen zu haben. Sie ist nicht nur eine ausgezeichnete Fachärztin für innere Medizin, sondern bereichert unser Team und kann insbesondere für unsere Patientinnen wichtige Anprechpartnerin sein. Ein weiterer Kollege wird in Zukunft noch folgen.
Wir sind also als hausärztlich-internistische und allgemeinmedizinische Praxis ganz normal im kassenärztlichen System und freuen uns auf jeden Patienten.

Sie sind im Aufbau begriffen, was gibt es für Herausforderungen?
Dr. Gromann: Wir müssen uns vor allem an die neuen Abläufe gewöhnen und unseren Stamm an Patient:innen aufbauen, wir haben also noch Hausarztplätze frei. Wir sind noch dabei unsere Ausstattung zu ergänzen und auch im Team aus Assistent:innen und Helfer:innen noch nicht vollzählig, das wird sich erst noch zeigen, was und wen wir noch brauchen.
Die Räumlichkeiten sind sehr schön, mit Blick auf den See, modern und großzügig, aber auch herausfordernd, da sie über 2 Etagen verteilt sind. Ich freue mich aber besonders, dass wir weitere Zusammenarbeiten im Hause anbieten können wie eine (eigenständige) Physiotherapie. Unsere Patienten können also an einem Ort direkt zur Physio wechseln, und natürlich bleibt weiterhin die bewährte Zusammenarbeit mit aip und einer Ernährungsberaterin. Im Erdgeschoss ist außerdem die eigenständige Heilpraxis Sandau. Das freut mich, denn es ist eine gute Nachbarschaft, die auch zu uns passt.
Unser gemeinsames Ziel ist es, das ganze Jahr durchgehend erreichbar zu sein. Dafür können wir mit vier Mediziner:innen sorgen und ich finde hoffentlich genug Schwestern und medizinisch-technische Assistent:innen, um das praktisch umsetzen zu können. Zwischen Weihnachten und Silvester hat das schon gut geklappt.
Wir wollen als Team unseren Schwerpunkt auf präventive, also vorbeugende Medizin legen. Wie wir diese Idee hier umsetzen können, wird sich zeigen. Prävention ist etwas vernachlässigt worden im deutschen System und abrechnungstechnisch nicht gut bezahlt, aber für uns Mediziner und unsere Patienten ist sie wesentlich! Zum Spektrum der Allgemeinmedizin gehören auch Hausbesuche, ich möchte unseren Patienten versprechen können, sie auch in schlechten Zeiten zu Hause zu betreuen.
Aus meiner Sicht müssen auch die Patient:innen die richtige Balance finden, also bitte nicht mit kleinen, banalen Beschwerden in die hochspezialisierte Notfallklinik gehen oder aus Bequemlichkeit einen Hausbesuch anfordern. Wir haben es zum Teil selber in der Hand, dass unser medizinisches Versorgungssystem das Notwendige auch leisten kann, ohne es über zu strapazieren.
Danke für das interessante Gespräch, möchten Sie noch etwas ergänzen?
Dr. Gromann: Ja, unbedingt. Ich hätte in meinem Alter diesen neuen, großen Schritt nicht ohne die Unterstützung durch meine Familie machen können. Meine Frau ist Intensivkrankenschwester, managed mich auch zuhause und hat maßgeblich zum Aufbau dieses MEDPUNKT beigetragen. Entscheidend für den Start der größten Praxis in Wandlitz war die großartige Hilfe bei der Organisation und Digitalisierung der Praxis von unserem Sohn.
Mir macht auch das Arbeiten mit den Kolleg:innen immer mehr Spaß, wir können uns austauschen und ergänzen uns!



MEDPUNKT und die Verbindung zur AIP
Die AIP, Ambulante Intensiv Pflege GmbH, ist schon lange in der Gemeinde beheimatet. Die Krankenschwester Heike Gromann hat die Intensiv- und Palliativpflege hier angesiedelt und arbeitet mit ihrem Ehemann Dr. Tom Gromann zusammen.
Frau Gromann, ihr Mann sagt, Sie hätten es maßgeblich betrieben, dass der MEDPUNKT in unserer Gemeinde entsteht.
Heike Gromann: Ja, ich wollte damit einerseits unsere Zusammenarbeit intensivieren, die wir bereits in der Intensivpflege durch die aip haben. Andererseits wollte ich damit auch meinen Mann ein bisschen retten, denn seine Arbeit im Krankenhaus war doch sehr aufreibend und die Belastungen wurden nicht weniger.
Ich habe vor 13 Jahren den ambulanten Pflegedienst aip in Wandlitz gegründet. Ich erinnere mich zwar nicht, wie es zu dieser Standortwahl kam, aber sie war jedenfalls goldrichtig! Wir fühlen uns hier sehr wohl und wurden gut aufgenommen.
Was ist das Besondere an der Neugründung des MEDPUNKTs?
Heike Gromann: Die Ärzte hier im Hause bringen ja eine besondere Expertise aus ihrer Facharztausbildung und der praktischen Arbeit im Krankenhaus mit, die nicht üblich ist, aber eine große Bereicherung darstellt. Es ist natürlich schade, dass wir diese verschiedenen Fachrichtungen nicht direkt mit einem Kassensitz als Facharzt im Haus haben, das ist aber seitens der KV nicht möglich.
Aus der Arbeit in der ambulanten Intensivpflege kommt der Wunsch, unsere Patienten noch besser vor Ort zu versorgen. Eine weitere Kernkompetenz ist die Palliativpflege. Die neue Praxis ist wesentlicher Teil in diesem Netzwerk. Die gute Erreichbarkeit und Ansprechbarkeit und die fachliche Ausrichtung ist für die Zusammenarbeit mit dem Pflegedienst und dadurch natürlich für die Versorgung unserer Patient:innen sehr gut. Ich würde sogar sagen, das ist einmalig, das hat nicht jeder!
Kooperation und Zusammenarbeit im MEDPUNKT:
Die eigenständige Heilpraxis Sandau ist ebenfalls im MEDPUNKT angesiedelt. Die Heilpraktikerin Nicole Sandau ist auf die ganzheitliche Schmerztherapie spezialisiert. Ebenfalls eigenständig ist die Physiotherapeutin Caro in den Räumlichkeiten des MEDPUNKT untergebracht. Außerdem gibt es eine Zusammenarbeit mit der Dipl. Ernährungswissenschaftlerin Nancy Michaelis.
Frau Michaelis, Sie sind Dipl. Ernährungswissenschaftlerin aus Klosterfelde. Was sind Ihre Aufgaben hier im Hause?
Nancy Michaelis: Ich arbeite bereits seit 10 Jahren im aip-Team und stehe natürlich auch in Zukunft für die Praxis als Ernährungsberaterin zur Verfügung. Aufgrund meiner beim VDOE (Verband deutscher Oecotrophologen) erworbenen Zertifizierung übernehmen die Krankenkassen einen Teil der Beratungskosten, sofern unsere Ärzte eine ernährungstherapeutische Beratung empfehlen.
Können Sie unseren Leser:innen noch einen Ernährungstipp geben?
Nancy Michaelis: Man sollte auf seinen Körper hören. Frische, saisonale, regionale und unverarbeitete Lebensmittel bevorzugen und Fertigprodukte meiden. Um gesund zu bleiben und gesund alt zu werden ist neben gesunder Ernährung auch regelmäßige Bewegung, erholsamer Schlaf und Entspannung wichtig!
Externe Links zum Artikel:
https://w-aufdenpunkt.de/bauen-wohnen/baugeschehen-an-der-l100/
https://w-aufdenpunkt.de/fraktionen/fbgw/wunsch-und-wirklichkeit-an-der-l100/