Sie mag Pink und ist engagierte Klimaschützerin!
WPunkt im Interview mit Lena Schulz, der Klimamanagerin der Gemeinde Wandlitz. Eine große Aufgabe, die durch die Stelle „Klimaschutzmanagement“ im Sachgebiet „Strategische Gemeindeentwicklung“ unter dem Sachgebietsleiter Lars Gesch vor einiger Zeit geschaffen wurde.
Welche Ausbildung muss man mitbringen, um so eine große Aufgabe wie „Klimaschutzmanagerin“ zu bewältigen?
Man kann aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen. Was ich aber wichtig finde, ist, dass man Engagement für die Aufgabe mitbringt. Ich mache das aus persönlichen Beweggründen und aus Überzeugung, man muss die Wichtigkeit erkennen, dann kann man das auch gut umsetzen. Ich habe Ökologie und Umweltplanung im Master studiert und mich auf Gewässerreinigung spezialisiert.
Es wird ja gerne darauf verwiesen, dass technisch alles möglich ist. Woran hapert dann aber eine Umsetzung, liegt es an der Politik oder an der Kommunikation?
Ich bin der Überzeugung, dass man mit Vielem bei sich selbst anfangen muss. Dafür fehlt teils noch das Wissen für eine Umsetzung, also ist Kommunikation wichtig. Es ist wichtig zu erkennen, dass man auch mit kleinen Schritten etwas erreichen kann. Bürgerinnen und Bürger müssen informiert werden, wie das gehen soll, am besten sollten sie sich damit identifizieren. Es soll kein Zwang entstehen oder Angst aufkommen, dass man alles vollkommen umwälzen muss, um das Klima zu retten. Wenn wir ganz radikal vorgehen, wäre es wohl so, aber noch haben wir Stellschrauben, mit denen wir etwas erreichen können. Die Politik ist natürlich gefragt, hierfür die Rahmenbedingungen zu schaffen.
Was können wir persönlich denn tun, ohne dabei viel Komfort einzubüßen?
Ich bin schon so aufgewachsen: Licht aus, wenn man nicht im Raum ist, also superkleine Energiesparmaßnahmen. Ernährung macht sehr viel aus, ich bin schon seit Jahren Veganerin, habe hauptsächlich wegen des Tierwohls kein Fleisch mehr gegessen, später kam der Umweltaspekt dazu. Es muss nicht jeder jetzt radikal Veganer:in werden, aber wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, wo das Essen herkommt, wie die Bedingungen für die Tiere sind, dann ändert man schon seine Einstellung dazu, isst weniger Fleisch. Das ist ein guter Schritt. Das Fliegen ist natürlich auch so ein Thema. Ich versuche, innerhalb von Europa nicht zu fliegen. Klar, wenn man 3 Tage Busfahrt mit einem nur wenige Stunden dauernden Flug ersetzten kann, ist das schon schwer, hier würden bessere Reiseverbindungen die Attraktivität deutlich erhöhen. Beim Reisen und auch vor Ort kann man schon was tun: Fahrrad statt Auto, Fahrgemeinschaften oder ÖPNV, bei guten Angeboten ist man jedenfalls gewillt, eher umzusteigen.
Wo identifizieren Sie denn für die Gemeinde die größten Möglichkeiten, um Treibhausgas-neutral zu werden?
Es wird ja gerade das Wandlitzer Entwicklungskonzept erstellt und da bin ich auf jeden Fall mit dabei und achte darauf, wie man das klimaverträglich gestalten kann. Intern im Rathaus kann man das Nutzer:innen-Verhalten analysieren und verändern. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien können wir auf kommunalen Dächern PV-Anlagen installieren und unseren internen Stromverbrauch möglichst direkt und „grün“ darüber decken. Die Auslastung unserer beiden E-Fahrzeuge (je 2 E-Bikes und E-Autos) kann man noch erhöhen. Durch die Kooperation mit den Kreiswerken können zusätzlich zu unseren 2 E-Autos noch 2 Barshare-Autos genutzt werden.
Wandlitz hat vor allem ehemalige Moorflächen, also Moorfolgeböden, mit deren Wiedervernässung wir uns aktuell beschäftigen. Die Moore sind ja wichtige CO2-Speicher, wir haben Verbindung mit der HNE in Eberswalde und dem Naturpark Barnim und identifizieren gerade die Moore, die man wieder reaktivieren kann. Das sind dann Langzeitprojekte für die Kohlenstoffbindung.
Seitens des Bundes wird ja ein kommunales Wärmekonzept erwartet. Wie ist da der Stand?
Ja, die kommunale Wärmeplanung wird verpflichtend, wenn das Gesetz durch ist. Das ist abhängig von der Anzahl der Einwohnenden, aber unsere Gemeinde zählt in jedem Fall dazu. Das ist eine sehr große Aufgabe, dazu werden wir ein Kompetenzteam bilden. Zu dem Thema erreichen mich hier natürlich schon Anfragen von Bürger:innen, die ihre Heizung erneuern müssen und wissen wollen, ob und wo Fernwärme geplant wird und ob ein Anschlusszwang besteht. Es soll natürlich möglichst schnell geplant werden, aber die zeitliche Umsetzung hängt ja auch von Weiterem ab, da viele die gleichen „deadlines“ haben werden und den gleichen Markt nutzen müssen. Auch hier fehlen Fachkräfte.
Eberswalde, Bernau, alle werden nun eine Wärmeplanung machen. Technische Lösungen werden sich nicht stark unterscheiden, aber die Standorte, wie Neubaugebiete, oder?
Ja, Quartierslösungen sind da vor allem der erste Ansatz, aber auch individuelle und Einzellösungen sind von Bedeutung. Es ist klar, dass es nicht eine Lösung für alle in der Gemeinde geben kann und nicht jeder Haushalt an Fernwärme angeschlossen werden kann. Die Fernwärme muss ja zudem CO2-neutral erzeugt werden und es ist z.B. noch offen, ob Wasserstoff dazu beitragen kann.
Gehört auch Regen-, Grund- und Trinkwassermanagement mit in Ihren Aufgabenbereich?
Ich bedenke diese Bereiche in jedem Fall mit, denn wir wollen ja ein Klimaschutzkonzept erstellen. Da ist der Wasserhaushalt ganz wichtig, wir wollen die Anpassung an den Klimawandel beim Klimaschutzkonzept in den Vordergrund stellen. Hier spielen die renaturierten Moore als Wasserspeicher eine große Rolle, sowie Regenwassersammlung und Wasserrückhaltung.
Wir haben seit einigen Woche die Klimaschutzseite auf der Gemeinde-Homepage eingerichtet, dort wird aufgelistet, was durch die Umsetzung des kommunalen Energiekonzeptes (2014) erfolgt ist. Die Klimaschutzwebseite wird vorrangig eher den aktuellen Vorhaben und dem Klimaschutzkonzept gewidmet sein sowie Informationen für Bürgerinnen und Bürger. Man kann Denkanstöße bekommen: von der Modernisierung der Beleuchtung in den Schulen, über das Repaircafè und die Hausmeisterschulung. Und man kann weiterführende Links zum Thema finden.
Wenn in Zukunft Beschränkungen, zum Beispiel für Trinkwassernutzung, erforderlich werden, wie kann man das der Bevölkerung vermitteln?
Ja, es wird in jedem Fall schwierig, das positiv darzustellen. Ich lebe in Panketal und da hat man z.B. das Sprengverbot aufgrund der Kapazität des Wasserwerks eingeführt. Ich erlebe dort, wie negativ die Menschen darauf reagieren. Viele halten sich daran, bei einigen fehlt noch das Umdenken, ein englischer Rasen ist eben nicht an den Klimawandel angepasst, der Garten muss naturnaher werden. Man muss auch weiterdenken, was passieren würde, wenn es das Verbot nicht gäbe. Die Betroffenheit war ja teils groß, ist aber auch schon wieder am Abklingen.
Auch Toilettenspülung ist ein sehr interessanter Punkt. Ich habe mich mit dem Projekt „zirkulierBAR“ beschäftigt, wir sind in dem Projekt eine „beobachtende Kommune“. Das Projekt versucht eine nachhaltige, regionale Kreislaufwirtschaft zu erzeugen, indem mit Hilfe einer Verwertungsanlage aus dem Inhalt von Trockentrenntoiletten Recyclingdünger für die Landwirtschaft und den Gartenbau hergestellt wird. Einerseits spart man Wasser für die Spülung, andererseits wird der Nährstoffkreislauf geschlossen durch deren Rückführung. Ich hoffe, das Projekt zeigt, dass die Verwendung des Kompostes unbedenklich möglich ist. Wir beantragen gerade Fördermittel für eine Trockentoilette, die in Klosterfelde als Pilotprojekt aufgestellt werden soll. Hoffentlich klappt das! Damit könnten wir einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen leisten.
Wir haben das Thema Individualverkehr noch nicht besprochen. Wie sehen da Ihre Anknüpfungspunkte aus, und wann kommt das Klimaschutzkonzept?
Wir haben durch das Wandlitzer Entwicklungskonzept schon einige Vorarbeiten, auf denen wir aufbauen können.  Für das Klimaschutzkonzept müssen im Weiteren interne Vorbereitungen laufen, und dann kommt ja auch noch die Bürgerbeteiligung. So schnell wird es also nicht gehen. Ich bin auch sehr gut mit den anderen Klimaschutzmanagerinnen und -managern aus der Umgebung vernetzt, wir tagen monatlich online, ich mache Recherchearbeiten und wir können von den Gemeinden lernen, die bereits ein Klimaschutzkonzept haben.
Klimaschutz bedeutet für jüngere oder ältere Menschen oft im Detail etwas anderes. Das Verständnis und der Hintergrund des Aufwachsens sind ja eben auch unterschiedlich. Die jüngere Generation hat vielleicht schon andere Schwerpunkte und Vorstellungen, wohnt eher mal in WGs, fühlt sich frei, auch wenn sie nicht so große Wohnungen haben, sind ggf. pragmatischer und denken, dann muss ich nicht so viel putzen!
Für die Weiterbildung und zur Motivation fand ich den Kurs „Klimafitkurs“ sehr interessant und auch ich konnte viel Neues lernen. Der Austausch unter den Teilnehmerinnen hat mir gefallen, denn es ist manchmal nicht einfach, als Klimaschützerin Fuß zu fassen, und etliche Nachrichten sind eher ernüchternd. Da hat mir der Austausch mit anderen Engagierten schon geholfen. Sehr motivierend. Falls der Kurs nächstes Jahr wieder in Wandlitz angeboten wird, kann ich ihn nur empfehlen!