Waldumbau fängt mit Rat und Anleitung an!

Der Ruf nach klimabeständigen Wäldern wird auch in der Gemeinde Wandlitz lauter. Dies hat die Revierförsterin Birgit Großmann schon vor Jahren wahrgenommen und versucht in „ihrem“ Wald bei den Waldbesitzern Überzeugungsarbeit zu leisten. W. unterwegs im Wald mit der Revierförsterin Birgit Großmann

Wie lang ist der Weg zum Wald der Zukunft?

Die Wälder in unserer Region sind vor vielen Jahrzehnten entstanden. Die Geschichte dazu beginnt mit der Eiszeit, so hat die Region der Gemeinde Wandlitz, was die Bodenausstattung betrifft, unterschiedliche „Gesichter“. Auf das, was die Eiszeit uns hinterließ, hat sich der Wald eingestellt: große Buchenbestände um den Liepnitzsee, wo die Eisgletscherzunge aus dem Norden nährstoffreiches Bodenmaterial ablagerte und Kiefern und Eichen in den Sandergebieten, wo durch Wasser und Wind das feinere, nicht so nährstoffreiche Material sich ablagerte.

 

Mit der Besiedlung unserer Region durch den Menschen änderte sich auch das Waldbild: Landwirtschaftliche Felder entstanden nach Waldrodungen wurden bei geringem Ertrag wieder zum Wald. Oft setzten sich dann Baumarten mit geringen Standortansprüchen wie die Gemeine Kiefer durch. In großen Teilen der Waldgebiete unserer Region wurden bis in die 1970er Jahre Holzeinschläge zur Nachkriegs-Reparation geführt und das Holz wurde an die Sowjetunion ausgeliefert. Diese Waldflächen sollten schnell wiederbewaldet werden, daher wurde auf die relativ schnellwachsende Gemeine Kiefer gesetzt.

 

Waldumbau wird nicht erst seit Bekanntwerden der Auswirkungen des Klimawandels durchgeführt, bereits vor mehr als 30 Jahren begann man Kiefernreinbestände mit Laubbäumen zu „unterbauen“. Bei allen Bemühungen Laubholz in unsere Kiefernreinbestände zu bringen, sollte der Faktor Wirtschaft neben den wichtigen klimaverbessernden Faktoren nicht vergessen werden. Nachhaltigkeit – der Begriff stammt übrigens aus der Forstwirtschaft – muss auch für die Verwertung des Holzes gelten. Denkt man an Waldumbau, so muss man in Generationen denken!

Welche Möglichkeiten haben Sie als Revierförsterin, den Waldumbau in der Region voranzubringen?

Man könnte sich fragen, warum denn schon seit über 30 Jahren Waldumbau in unseren Wäldern praktiziert wird, aber noch nicht so viel zu sehen ist.

 

Von den 8700 ha Wald meines Zuständigkeitsbereiches im Revier Biesenthal sind 1700 ha Privatwald. Der Rest umfasst Waldeigentum des Bundes, Landes Brandenburg bzw. Berlin sowie Kirchen- und Kommunalwald. Für den Privatwald gibt es einen sehr hohen Anteil an Kleinstwaldbesitzern, die unter 3 ha Wald besitzen. Diese Waldbesitzer zu erreichen und zu motivieren, sich dem Thema Waldumbau zu widmen, ist oft schwer.

 

Eine der Hauptaufgaben der unteren Forstbehörde ist die Privatwaldbetreuung. Wichtiges Element dabei sind „Rat- und Anleitungsgespräche“ vor Ort. Diese Beratungsmöglichkeit versuche ich über direktes Anschreiben, Veröffentlichungen in der Regionalpresse oder im Amtsblatt bekannt zu machen, denn sie beinhalten alle Informationen zum eigenen Wald wie Waldschutzthemen und Bewirtungsmöglichkeiten oder Fördermöglichkeiten für den Waldumbau.

 

Gibt es Unterstützung für den Umbau vom Kiefern- zum Laubholzmischbestand?

Die Flurstücksuche beim Beratungstermin vor Ort ist in einem kompakten, zusammenhängenden Waldstück oft nicht einfach. Eine genaue Verortung kann letztendlich nur ein Vermesser durchführen, , zum Zwecke der Bewirtschaftung reichen auch Maßband oder Feldzirkel.

 

Zur Grobfeststellung eines Flurstückes helfen mir oft auch Zeugnisse aus alter Zeit: Unsere Vorfahren pflanzten „Grenzeichen“ oder „Grenzlärchen“ oder legten große Findlinge an Eckpunkte der Grundstücke. Um das Thema Waldumbau im Beratungsgespräch näher zu erläutern, zeige ich gern Waldflächen von bereits durchgeführten Waldumbauarbeiten, denn Praxisnähe ist enorm wichtig!

 

Bevor ein Laubbaum gepflanzt wird, muss meist erst etwas Licht mittel Holzeinschlag in den Bestand gebracht werden. Das Alter des Waldes spielt bei den Überlegungen zu Pflegemaßnahmen eine große Rolle: Waldbestände ab dem Alter von 80 Jahren können schon aktiv mit Pflanzungen verjüngt werden. Bei jüngeren Beständen fördert man bei der Bestandspflege die Laubbäume, die von selbst in den Bestand einwandern.

 

In meinen Beratungsgesprächen empfehle ich jedem Waldbesitzer, in seinen Wald zu investieren, gerade mit dem Geld was aus Holzernte erzielt wurde. Ich informiere den Waldbesitzer, welche Fördermöglichkeiten vom Land Brandenburg und der EU für den Waldumbau möglich wären.

 

Für Kleinstwaldbesitzer ist eine Bewirtschaftungsmöglichkeit durch eine Mitgliedschaft in einer Forstbetriebsgemeinschaften FBG sehr sinnvoll. Angefangen von Pflegemaßnahmen, Beantragung von Fördergeldern und Ausführung aller Arbeiten zum Waldumbau sind in einer größeren Gemeinschaft leichter. Dennoch bleibt der/die Revierförster/in als Ansprechpartner in Sachen Wald erhalten!

 

Für meinen Zuständigkeitsbereich kann ich sagen, dass wir eine sehr gute Zusammenarbeit haben. Über die vergangenen fast 10 Jahre, in denen ich das Revier Biesenthal leite, konnte ich in der Region auf ca. 30 ha den Waldumbau mit Laubbäumen initiieren.

Holzeinschlag und Waldumbaumaßnahmen – Wie sieht das ganz konkret aus?

Wenn das Nutzholz aus dem Bestand gerückt und verkauft wurde, wird nach Erteilung des positiven Fördermittelbescheides vom Land Brandenburg mit den Arbeiten begonnen. Der Waldbesitzer oder die FBG bemüht sich um Unternehmen, die alle Arbeiten wie Zaunbau, Bodenbearbeitung (flaches Pflügen/Bodenverwundung), Pflanzung etc. ausführen. Man kann die Arbeiten aber auch selbst machen und z.B. gemeinsam mit Freunden und Kindern die Laubbäume pflanzen und den Fördersatz im Rahmen eines Familienfestes ausgeben oder alle Ausgaben privat tragen.

 

Wenn die Arbeiten mit Fördermitteln ausgeführt wurden, nehme ich diese Flächen fachlich beurteilend ab und nach meiner Inaugenscheinnahme zahlt die Fördermittelstelle in Templin das Geld aus. Jährlich suche ich, wenn möglich mit dem Waldbesitzer gemeinsam, diese Flächen auf, um eventuelle Nacharbeiten wie mähen von Gras oder Begleitwuchs oder bei Pflanzenausfall eine Nachbesserung auf den Weg zu bringen. Trotz guter Planung muss aber auch die Witterung stimmen, sonst wird es mit dem Gelingen der Waldumbaukultur schwer. Ohne Waldbesitzer, die sich aktiv um den Waldumbau bemühen und ohne den persönlichen Einsatz der Revierförster/innen, die fachliche Kompetenz und Organisationsgeschick mitbringen, würde kein Waldumbau vonstatten gehen!

In diesem Sinne: Waldumbau – Förster fragen!

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