Erinnerungspfad in den Basdorfer Gärten und Wiesenpark
Aus dunkler Vergangenheit, mit Mut und Innovationsbereitschaft in eine lichtere Zukunft. Anfang Oktober wurde der Erinnerungspfad eingeweiht.
Mit dem 42 ha Gelände das zuletzt von der Fachhochschule der Polizei genutzt wurde, besitzt unsere Gemeinde in Basdorf ein Filetstück für urbane Gestaltung, um das uns manche Kommune beneiden dürfte.
Zur Geschichte
Mitte der 1930 Jahre erwarben die Bayerischen Motorenwerke das Gelände und ein noch größeres Areal im Wald vor Zühlsdorf, um Rüstungsproduktion aus Berlin Spandau hierher zu verlagern. Flugzeugmotoren sollten zunächst repariert und dann neu gefertigt wurden.
Nach der Okkupation ihrer Nachbarländer, rekrutierten die Nazis zahlreiche Arbeitskräfte zwangsweise für die Rüstungsproduktion und bauten den Lagerkomplex enorm aus. Bis zu 5000 Arbeitskräfte, zuletzt auch Kriegsgefangene, schufteten in den „Bramowerken“ Zühlsdorf für den Feind. Wir haben einige Dokumente (Briefe) von Zeitzeugen oder ihren Nachkommen im Bestand unserer Heimatpflege und vor einem Jahr gründete sich unser Verein für Kultur und Heimatpflege.
Nach Kriegsende
Das Gelände wurde nach dem Kriegsende zunächst von der Roten Armee und dann von der Gemeinde Basdorf genutzt. Zahlreiche kommunale Einrichtungen, wie Schule Kindergarten oder kleinere Gewerbebetriebe siedelten sich an.
Mit dem Aufbau der Bereitschaftspolizei in den 50 iger Jahren, wurde das Gelände der Kommune praktisch entzogen und zu einem paramilitärischen Großobjekt ausgebaut. Die DDR rekrutierte auch wehrpflichtige, junge Männer für die Bereitschaftspolizei und so ist Basdorf bei diesen noch heute ein Begriff geblieben.

Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung 1990 und der Auflösung der Bereitschaftspolizei. Stand das Objekt nahezu vogelfrei für diverse Spekulative Nutzungen oder Abrissideen. Im Herbst 1990 meldete die Landesregierung in Potsdam ihren Bedarf für ein zentrales Erstaufnahmelager für Flüchtlinge aus Osteuropa an, besonders aus Sowjetunion. Die Küchenanlagen wären noch warm und genügend Betten bezogen, so das Argument für Basdorf.
In wenigen Tagen gelang es eine Volksversammlung von 1200 Menschen zu organisieren, die sich an einem Donnerstag im Casino, dem ehemaligen Gefolgschaftshaus drängten. Als Bürgermeister gab ich vor dem anwesenden Fernsehen SFB, zu bedenken, dass eine, wie vorgesehene Anzahl von nahezu 2000 Geflüchteten eine Kommune, die kaum mehr Einwohner hatte, völlig überfordern würde.
Lutz Müller, unser damals jedem bekannter Feuerwehrwehrführer, forderte emotionsgeladen, davon Abstand zunehmen sonst wäre am kommenden Sonnabend die Ortsdurchfahrt F 109 dicht. „Dann ist Sabbat“ formulierte er drastisch. Am darauffolgenden Freitag überbrachte mir ein Kurier aus Potsdam eine Nachricht des Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, die Landesregierung nimmt von ihrer Planung Abstand.
Aus der Straßensperrung machten wir auf dem damals noch vorhandenen Maifeierplatz (zw. U- Boot Waldfrieden und Phillippsfiliale) ein wahres Volksfest. Demokratie und gut vorgetragener Volkswille würde von nun an zur Maxime unser Aller Handeln werden.
Schon bald meldete sich das Innenministerium aus Potsdam, mit einem neuen Plan. Sie wollten die Fachschule der Polizei zu uns verlegen. Gerade begannen sich Sorgen, über steigende Kriminalität bei unseren Mitbürgern breit zu machen und da sollte doch die Anwesenheit junger Leute, die Polizisten werden wollten, genau das Richtige sein. Wir stimmten zu und bald entwickelte sich das Gelände mit erheblichem Aufwand zum gesellschaftlichen Mittelpunkt unseres Dorfes. Lehrkräfte und weitere Zivilangestellte ließen sich bei uns nieder und der Sportverein  Polizeisportverein PSV, ist seit dem nicht mehr aus der Sportlerszene weg zu denken. Deutsche Europa- und Weltmeister stellt der Bereich Kampfsport.
Auch das Landeskriminalamt fand hier Platz und zeitweise eine Außenstelle des Grundbuchamtes. Wie ein Paukenschlag traf uns dann 2005 der Beschluss der Landesregierung, den Standort nach Oranienburg zu verlegen. Trotz wiederholter Proteste konnten wir das nicht verhindern und 2006 stand das Objekt leer. Wieder drohte Verfall und erst nach zäher Überzeugungsarbeit gelang es die Gemeindevertretung und schließlich die zuständigen Ministerien von einer Planung für Wohnungsbau, Handel, Gewerbe und Erholung zu bewegen. „Wer will denn in so einer ollen Kaserne leben“ war ein Gegenargument, weil entsprechende Fantasie fehlte.

Entwicklungsgesellschaft ab 2012
2012 wurde eine Entwicklungsgesellschaft gegründet, und der Gemeinde die Planungshoheit zubilligte. Ministerium Bank und Kommune zogen an einem Strang und heute ist nicht mehr zu übersehen, dass es der richtige Weg war.
Der zuständige Innenminister, dem wir den Weggang der Fachhochschule zu verdanken haben, hatte so etwas sicher weder im Sinn noch hätte er daran geglaubt. Es werden bald 2000 neue Einwohner das Gelände zu ihrer Heimat gemacht haben und wenn auch überwiegend der Handel präsent ist, werden weitere Gewerbetreibende dort Fuß fassen.
Der Arbeitersamariterbund ASB hat eine Tagespflegeeinrichtung gebaut und die Johanniter 2 Kindergärten. Basdorf hat ein bescheidenes Gemeindezentrum, es gibt eine Arztpraxis, und der PSV betreibt neben einer großen Trainingshalle (das ehemalige Casino) ein Fitnesszentrum. 2 Kasernenblöcke konnten aufgerüstet und zu modernen Wohnungen für bezahlbare Mieten entwickelt werden.
Ein weiteres Wohngebiet ist seit gut einem Jahr bezogen und eine Wohnsiedlung mit Einfamilienhäusern und Stadtvillen seit etwa 8 Jahren.



Der Wiesenpark entsteht
Wir leisten uns einen Grünzug von nahezu 10 ha. Und gerade ist ein Rundwanderweg – der Loop – von 1,2 km Länge entstanden, der noch zahlreiche Stationen für Freiluftfitness erhalten soll. Zuletzt, aber nicht an letzter Stelle muss einer der größten und schönsten Spielplätze, mit Rodelberg erwähnt werden.
Die verbleibende Grünfläche könnte zu einem Biotop für Wildbienen und Insekten werden, um dem dramatischen Rückgang dieser Spezies entgegen zu wirken.
Von zwei verbliebenen, denkmalgeschützten Baracken aus der Lagerzeit, ist nach Brandstiftung leider nur noch eine vorhanden, für diese gibt es Überlegungen, sie zum Teil zu einem Ortsbegegnungszentrum zu entwickeln.
Der zu Beginn genannte Erinnerungspfad, mit seinen Tafeln an markanten Punkten, ist gelungen und lädt ein, sich umfassend über die Geschichte des Geländes zu informieren. Es ist unter anderem gelungen, Dokumente zu zeigen die Lagerinsassen zu Wort kommen lassen.
Es darf nicht vergessen werden, dass der französische Chansonnier Georges Brassen und sein Freund Rene Iskin, die ab 1943 hier zwangsverpflichtet waren, Namensgeber für Straßen und Plätze in Basdorf geworden sind. Jährlich und schon seit 2004 wird ein Musikfestival zu Georges Brassens Ehren durchgeführt.



Verfasser:in:
Peter Liebehenschel
