Selbstbestimmt, umsorgt und begleitet
Die letzten Tage seines Lebens umgeben von Natur und vor allem von Menschlichkeit: Das bietet das geplante stationäre Hospiz der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal in der Kirchstraße im alten Ortskern von Wandlitz ab Mitte 2023. Was können Betreuende, Familienangehörige und Patienten, die als Gäste bezeichnet werden, dort erwarten? W. im Gespräch mit der Leiterin des Bereiches Altenhilfe Lobetal, Frau Katja Möhlhenrich-Krüger, und der Leiterin des stationären Lazarus Hospiz in Berlin, Frau Anette Adam.
Das Hospiz wird 16 Plätze bieten. An wen richtet sich das Angebot?
Katja Möhlenrich-Krüger: Viele Menschen sterben in den Krankenhäusern und nur wenige im familiären Umfeld. „Ambulant vor stationär“ – dafür engagiert sich die Hospizbewegung seit vielen Jahren. Es soll allen Menschen, ihrem Wunsch entsprechend, möglich sein, ihre letzten Tage und Wochen sicher versorgt in ihrem Zuhause sein zu können. Doch nicht immer ist das möglich – aus unterschiedlichen Gründen. Häufig leben Menschen alleine, Angehörige sind mit der Versorgung überfördert oder Betroffene wollen ihren Liebsten nicht zur Last fallen. Vor allem bei nächtlichen Angstzuständen, Atemnot, Schmerzen oder herausfordernden Wundversorgungen bedarf es dann einer professionellen 24-Stunden-Pflege und -Begleitung.
Das stationäre Hospiz bietet dabei eine Alternative. Für alle Betroffenen wird hier eine sichere und professionelle Form der Versorgung angeboten. Gemäß dem Motto „selbstbestimmt bis zuletzt“ werden schwerstkranke und sterbende Menschen und deren Zugehörige durch ein Team aus Pflegefachkräften, ehrenamtlich Mitarbeitenden, Palliativmedizinern, Mitarbeitenden der sozialen Arbeit und der Hauswirtschaft sowie der Seelsorge begleitet.
Der Aufenthalt bis zum Tod kann unterschiedlich lang sein, über die Dauer von ein paar Stunden bis zu einigen Monaten. Zugehörige werden eng, so gewünscht, in alles einbezogen und begleitet. Die Einzelzimmer sind zusätzlich mit Schlafsesseln ausgestattet, sodass die Besuchenden jederzeit übernachten können.
Ehrenamtliches Engagement ist ein integraler, gesetzlich verankerter Teil der Hospizarbeit. Unser Kooperationspartner, der Ambulante Hospizdienst Drachenkopf Eberswalde, beginnt schon jetzt, ein Netzwerk in der Gemeinde aufzubauen.
Wie kommt der Kontakt zustande und wie ist die medizinische Versorgung organisiert?
Die Anmeldung für einen stationären Hospizplatz erfolgt häufig über behandelnde Ärzte, SAPV-Dienste, Sozialarbeiter: innen der Krankenhäuser, Angehörige oder Betroffene melden sich selbst an. Für die Aufnahme bedarf es eines sog. „Hospizbestätigungsbogens“, den der behandelnde Arzt ausgefüllt hat.
Für die medizinische Versorgung kooperieren wir ebenfalls mit dem SAPV-Dienst Drachenkopf e.V. (SAPV steht für Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung). Unser Kooperationspartner bildet also eine wichtige Schnittstelle zu den Erkrankten. Es ist daher für uns wichtig, das Netzwerk bereits jetzt für unser Hospiz aufbauen zu können. Demnächst starten wir mit der Öffentlichkeitsarbeit.
Wie schlägt sich das Konzept in Gestaltung und Beteiligung nieder? Ist das geplante Hospiz in Wandlitz in der Hinsicht typisch oder zeichnet es sich besonders aus?
Der fast quadratische Flachbau soll naturnah umgesetzt werden, z.B. durch eine Holzfassade und Dachbegrünung, Kräutergarten, Baumpflanzungen im Innenhof, viel Licht in den Zimmern der Gäste durch zusätzliche Oberlichter. Es ist toll, dass wir die Pflegebetten aus jedem Zimmer direkt auf die Terrasse schieben können, sodass ein Erleben der wunderschönen Umgebung mit Durchblick zum See gegeben ist. Im Vergleich dazu liegen die Zimmer des Lazarus Hospizes mitten in Berlin an der Bernauer Straße im Dachgeschoss. Zum Verweilen laden hier eine große Dachterrasse und der Lazarus Garten ein.
Wir werden einen Veranstaltungsraum haben. Da sich immer wieder Künstler: innen ehrenamtlich in der Hospizarbeit engagieren, ist da einiges denkbar, z.B. kleine Konzerte oder Infoabende zu den Themen „Sterben, Tod und Trauer“ können hier stattfinden. Die Wandlitzer Bürger: innen sind gerne eingeladen, daran teilzunehmen. Im alten Dorfkern sind wir auch in unmittelbarer Nähe zur Wandlitzer Kirche. An einer Kooperation mit der Kirchgemeinde hat unser diakonischer Träger großes Interesse. Wir sind am Bürgergarten, nahe am Goldenen Löwen und am Barnim Panorama, sodass es vielfältige und weitere Kontakte geben wird. Das alles sind sehr gute Voraussetzungen, um das Hospiz ins Leben der Ortschaft Wandlitz einzubinden.
Eine weitere Besonderheit bietet sich für die zukünftige Nutzung in Verbindung mit den Planungen zu den Lobetaler Angeboten auf dem benachbarten Grundstück, dem ehemaligen Reiterhof, an. Wir stellen uns ein tiergestütztes Betreuungsangebot vor. Unsere Gäste sind teils noch sehr mobil, aus der bisherigen Erfahrung lässt sich berichten, dass Gäste – nach Belieben – ihren Anglerfreuden noch nachgegangen sind. Das bedeutet, dass Menschen, die sich im Wandlitzer Hospiz aufhalten werden, bis zu ihrem Lebensende die Möglichkeit haben werden, individuelle Interessen auszuleben.
Teilhabe ermöglichen, kann im zukünftigen Wandlitzer Hospiz aufgrund der guten Umgebungsbedingungen und der ebenerdigen Bauweise ausgeprägter stattfinden als in anderen Pflege-Einrichtungen. Die Konzeption der Hospizarbeit ist in Form und Inhalt darauf ausgerichtet, ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit möglichst lange aufrechtzuerhalten.
Was sind die Wünsche hinsichtlich Betreuung und Ausstattung?
Anette Adam: Hier unterscheiden sich die Arbeit und die Möglichkeiten im Hospiz deutlich von einer Unterbringung im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung. Wir können individuellen Wünschen weitgehendst entgegenkommen und das gehört neben der palliativen, medizinischen Versorgung und Pflege ebenso zu unserem Selbstverständnis. Wir haben eine Küche, in der Lieblingsgerichte gekocht oder Kuchen wie Zuhause gebacken werden wird. Selten besteht der Wunsch, das geliebte Haustier mitzubringen, was sich ermöglichen lässt, wenn eine ehrenamtlich tätige Person die Versorgung übernimmt. In unserem Lazarus-Hospiz haben wir erlebt, dass Vögel oder auch eine Katze mitgebracht wurden. Ein guter Kompromiss ist es, wenn das Tier zu Besuch kommt.
Unsere Arbeit im Hospiz unterstützend und, um Veranstaltungen durchführen zu können, wie zum Beispiel für den Betrieb eines Trauer-Cafés, bei kleinen Gartenarbeiten oder beim Kochen des Lieblingsgerichts begrüßen wir ehrenamtliche engagierte Bürger: innen und sind auf ein gutes Miteinander angewiesen. Die Atmosphäre bestimmen die Menschen, die im und für das Hospiz hier tätig sein werden.
Eine räumlich angenehme und barrierefreie Umgebung, in der man sich wohlfühlen kann, ist wichtig für alle Beteiligten, insbesondere für das pflegende Personal.
Hospizarbeit am Bürgergarten – ist das eine Chance?
Der Standort bietet ein ruhiges Plätzchen für die letzten Tage und Wochen des Lebens. Durch die Nähe zum Bürgergarten und inmitten der Ortgemeinde Wandlitz sind die Teilhabe am Leben und die Öffnung in die Gesellschaft in angemessenem Umfang möglich. Unser Ansatz ist es, Sterben als Teil des Lebens zu begreifen, und wir sind beide sehr froh, dass wir durch Erfahrungen und unsere Arbeit in diesem Bereich mit dem Wandlitzer Hospiz dazu beitragen können. Wir haben einen Auftrag, den wir mit Engagement umsetzen wollen und werden darin bestärkt zu wissen, dass wir und vor allem unsere zukünftigen Gäste an diesem besonderen Ort nicht alleingelassen werden. Schon jetzt gibt es Menschen, die sich sehr auf dieses Hospiz freuen, sich einbringen und mitgestalten wollen sowie mit ihrer Bewerbung Interesse zeigen, im Hospiz zu arbeiten.