Ein so schönes Bauwerk habe ich selten gesehen: das Hospiz am Wandlitzer See!
Eine stürmische Einweihung erlebte das Hospiz am letzten Septemberwochenende. Nicht nur Fritzi Haberlandt, die Schirmherrin vom Hospiz, war stürmisch begeistert, sondern auch die vielen Dorfbewohner, die der Einladung der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal gefolgt waren, äußerten sich sehr angetan: „von außen sieht es so zierlich klein aus, und drinnen ist so viel Platz!“
Der erste Spatenstich zum Hospiz am Wandlitzer See erfolgte bereits im Juli 2023, nur ein Jahr später dann das Richtfest und nach einem weiteren Jahr lud die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal am 25. September 2025 zur feierlichen Einweihung ein. Bei stürmischen Winden, unter rauschenden hohen Bäumen waren sehr viele Besucher:innen gekommen. Durch die Einweihung führte Herr Kern, der Pressesprecher der Stiftung Lobetal. Geschäftsführerin Jeanette Pella begrüßte die Anwesenden und dankte den Aktiven, u.a. dem Architekturbüro, dem Förderverein Lobetal und dem ehemaligen Geschäftsführer Martin Wulff für die geleistete Arbeit und Unterstützung.
Bemerkenswert: für die 16 Plätze liegen bereits 10 Aufnahmeanträge vor, sodass für das neue Team nach 2 Wochen Eingewöhnung ab Mitte Oktober die konkrete Arbeit mit den Gästen schon beginnt.

Geistlicher Impuls
Pastorin Dr. Melanie Beiner, theologische Geschäftsführerin der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, erläutert, dass die letzten Tage im Leben keine leichten Tage sind. „Maria, die Frau von Lazarus, salbte Jesus die Füße in seinen letzten Tagen.“  Das ist für sie sinnbildlich für die Hospizarbeit, eine Begleitung, die pflegt und versorgt, denn Leben ist kostbar und wertvoll. „Im Hospiz sorgt man dafür, dass du das Kostbare spüren kannst, durch Gesten der Fürsorge und Hilfe in Würde für die Gäste und deren Angehörigen bis zum Lebensende.“
Hospiz am Wandlitzer See – Teil 1
Katja Möhlhenrich-Krüger, Leitung Altenhilfe, erwähnt die viele Menschen, die sich dem Hospiz verbunden fühlen. Die Stiftung Lobetal betreibt vier Hospize, vor einem Jahr wurde das baugleiche Hospiz in Bad Kösen eingeweiht. Sie schlägt die Brücke zum Richtfest in 2024 und verweist auf die wiederverwendeten violetten und hellblauen Bänder des Richtkranzes, die Farben der Diakonie, die heute die Zelte schmücken.
Sie erklärt: „christliche Nächstenliebe und Gastfreundschaft sind Grundprinzip der Lobetaler Hospize“. Die Betreuung in der Palliativmedizin ist individuell und persönlich.“  Die Hospize sind ein Verbund, was Sicherheit und Qualität sichert. Sie verweist auf das Alte Testament, 2. Buch Mose 7 „Er hat dein Wandern auf sein Herz genommen“, der den Eingangsbereich ziert.  Im Hospiz sollen in ruhiger, aber lebendiger Atmosphäre mit hoher Fachlichkeit die letzten Tage des Lebens begleitet werden.

Grußworte
Pastor Pohl von der Stiftung Bethel erinnert: „Gott hat uns viel Gutes getan.“ Auch wenn das Projekt politisch nicht unumstritten war, so dankte er aber für die Unterstützung auch durch die zahlreichen Spender:innen. Im Verbund der Bethel Stiftung sind nun schon neun Hospize.
Pastorin Wagner-Pinggéra hat das Projekt von Anfang an begleitet und erinnert an die erste Begehung des Geländes, die Bürgerversammlung, den 1. Spatenstich. Unter den neun Bethel-Hospizen gibt es auch ein Kinderhospiz. Die Hospiz-Idee entwickelte sich in den 60ziger Jahren zunächst in England und kam in den 80ziger nach Deutschland. Damals nahm man gerade die stigmatisierten Aidspatienten auf. Das erste Hospizes der Bethel-Stiftung wurde in 1998 eröffnet. In den Hospizen sieht sie eine Alternative zum assistierten Suizid (erste Sterbehilfevereine gründeten sich in den 90zigern).
Landrat Daniel Kurth weist auf Lobetals 25-jährige Erfahrung hin. In den 16 hellen Einzelzimmern des neuen Hospizes im naturnahen Umfeld wird gelebte Menschlichkeit sein, der Würde und Individualität der Gäste sind gewährleistet. Er ist froh über die Zusammenarbeit von Landkreis und Lobetal und hat mit der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal und der Gemeinde Wandlitz starke Partner an der Seite. Er hochachtet die Spenden für das Hospiz in Höhe von 3,8Mio € und dankt allen Unterstützer:innen: „Gratulation, ein Gewinn für unsere Region!“



Bürgermeister Oliver Borchert hebt die vielen ehrenamtlich engagierten Wandlitzer:innen hervor. Er sagt: „Der erfolgreich abgeschlossene Bau des Hospizes lief parallel mit den Schul- und Kitabauten der Gemeinde, die allerdings noch nicht fertiggestellt sind.“ Er geht auch auf die kritische Auseinandersetzung in den Gemeindegremien ein. „Die Diskussionen und Einwände sind auch dafür verantwortlich, dass das Ergebnis so gut worden ist.“ Ein Gebäude hat nach seiner Auffassung eben nicht nur planungsrechtliche Aspekte, auch die Inhalte des Bauwerkes, seine Bestimmung und Nutzung müssen gewürdigt werden. Lobetal ist mit dem Hospiz und dem Reiterhof mit inklusivem Reiten etwas Tolles gelungen.“ Er beteuert, dass nun auch der langersehnte Bürgergarten auf dem sogenannten Lehnschulzengrundstück ergänzt wird. (Anmerkung der Redaktion u.a. wurde eine Konkurrenz zum Wunschobjekt Bürgergarten vermutet)
Auch Pfarrer Brust vom Kirchenkreis Barnim und vom Drachenkopf e.V. gratuliert.  Hospize sind ursprünglich Herbergen und boten Pilgern, Wanderern und Flüchtlinge Gastfreundschaft. „Selig sind die Barmherzigen, sie werden barmherzig empfangen.“  Unsere Gesellschaft braucht mehr von solchen Orten und den engagierten Menschen, die hier wirken.
Fritzi Haberlandt, Schirmherrin vom Hospiz am Wandlitzer See, ist absolut begeistert von diesem schönen Ort und nimmt mit ihrer emotionalen Ansprache alle Gäste mit. Sie selbst ist seit 6 Jahren ehrenamtlich im Lazarus Hospiz in Berlin tätig. Aus eigener Erfahrung kennt sie diesen Ort der Menschlichkeit und Fürsorge, der für alle offen ist. Sie hat gelernt, dass hier gelebt und gestorben, gelacht und geweint, gekocht und gefeiert wird. Dank geht an die zukünftigen Mitarbeiter:innen, die dunkle Stunden werden heller lassen.



Hospiz am Wandlitzer See – Teil 2
Katja Möhlhenrich-Krüger, Leitung Altenhilfe, übergibt den Schlüssel für das Hospiz an Annette Adam, die das Hospiz leiten wird und an die Pflegedienstleitung Merle Weiden, die bereits jetzt schon eine große Erfahrung in der palliativen Pflege und der Leitung mitbringt. Sie durchtrennen gemeinsam mit allen vorgenannten das rote Band.
Der ehemalige Wandlitzer Kämmerer Christian Braungard übereicht Hospizleiterin Adam und Pflegedienstleiterin Weiden symbolisch einen essbaren Schlüssel, der als teambildende Maßnahme für eine gute Zusammenarbeit gemeinsam verspiesen werden soll, sozusagen der Schlüssel zum Erfolg.


Geschenke und Wünsche
Es folgt der Haussegen: „Herr segne dieses Haus und alle die da gehen ein und aus.“ Weitere Geschenke wie ein Lebenskreis und ein Kreuz, aus Lindenholz geschnitzt, sowie ein Foto der Fußspuren des ersten Besuchers: ein Waschbär tapste über den frischgegossenen Estrich.
Hospiz am Wandlitzer See – Teil 3
Das Hospiz-Team umfasst 25 Personen, die als Hauswirtschafts. und Pflegekräfte oder in der Sozialarbeit ab Oktober wirken werden. Die Eingewöhnungszeit ist kurz, am 13.10 kommen die ersten Gäste. Das Team pflanzt als erste teambildende Maßnahme einen Apfelbaum vor das Hospiz. Im neuen Team sind mit Kerstin und Juliane auch eine alteingesessene und eine neuzugezogene Wandlitzerin dabei, die sich freuen, nun einen kurzen Arbeitsweg zu haben.

Rundgang durch das Hopiz



Interview mit Alexander-Jean Fountis, FJ Architekten Berlin
WPunkt: So ein schöner Bau und er wirkt von außen so zierlich und im Innern sehr großzügig, wie haben Sie das geschafft?
Alexander-Jean Fountis: Wir haben viel Erfahrung im Bereich von Bauten für soziale Einrichtungen. Wir sehen auch den Inhalt des Baus, die Beziehung zwischen Menschen, Umfeld und Natur. Unsere Projekte haben immer einen individuellen Charakter, da wir von der Idee über die Planung bis zur Umsetzung dabei sind.
Der Ort wirkt durch seine gegliederte Holzfassade sehr zierlich, bietet aber mit den Abmessungen von 40 x 40m viel Raum, der in Zusammenarbeit mit dem Träger bis in Detail großzügig geplant wurde. Obwohl alle Zimmer hell und freundlich sind, wurden sie mit Oberlichtern ausgestattet, damit die Gäste aus dem Bett heraus in die Baumwipfel und die ziehenden Wolken blicken können.
Gut zu wissen: Wer übernimmt die Kosten für ein Hospiz
In Deutschland tragen die gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen ungefähr 95 % der Kosten für die palliative Versorgung im Hospiz. Voraussetzung für die Kostenübernahme ist eine ärztliche Bestätigung einer unheilbaren Krankheit, die im fortgeschrittenen Stadium ist und aufgrund der Schwere zuhause nicht versorgt werden kann. Die verbleibenden ca. 5% werden in der Regel durch Spenden abgedeckt.
Eine ambulante palliative Betreuung ist durch z.B. „Hospiz zu Hause“ des Drachenkopf e.V. Eberswalde möglich.
Die ambulante palliative Versorgung wird von den Krankenkassen vollständig übernommen.








